Bau einer Zitronensäurefabrik sorgt für Aufregung

In Bergern bei Pöchlarn (Bezirk Melk) ist der Bau einer millionenschweren Zitronensäurefabrik geplant, knapp hundert Arbeitsplätze sollen entstehen. Eine Bürgerinitiative will den Bau der Anlage an der Donau verhindern.

Das Biotechnologieunternehmen Jungbunzlauer mit Sitz in der Schweiz produziert unter anderem Zitronensäure. 40 Prozent der am europäischen Markt gehandelten Zitronensäure stammt von Jungbunzlauer. Neben dem bestehenden Werk in Pernhofen (Bezirk Mistelbach) soll in Niederösterreich eine Zitronensäurefabrik in Bergern bei Pöchlarn (Bezirk Melk) gebaut werden.

In der ersten Ausbaustufe sollen in Bergern etwa 90 Jobs entstehen - die Rede ist von einer Investitionssumme in dreistelliger Millionenhöhe. Im Moment befinden sich die Pläne der neuen Zitronensäureanlage beim Land Niederösterreich. Dort ist die erste Stufe der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt angelaufen.

Bei Jungbunzlauer geht man von einer positiven Prüfung aus, sagt Produktions- und Technologieleiter Josef Gaß gegenüber noe.ORF.at. „Nach Vorlage der ersten Gutachten von verschiedenen Experten sind wir eigentlich sehr optimistisch, dass einer Umsetzung dieser Anlage nichts mehr im Weg steht“, so Gaß. 21 Gutachten seien im Vorfeld erstellt worden, die allesamt zum selben Schluss gekommen seien: „Negative Auswirkungen auf die Anrainerinnen und Anrainer und die Umwelt sind nicht gegeben“, so Gaß.

Angst vor Auswirkungen auf die Umgebung

Kein Vertrauen auf die Zusicherungen des Unternehmens und die Gutachten haben die Mitglieder der Bürgerinitiative „Ritter der Au“. Sie gründeten einen Verein, der eines zum Ziel hat: Den Bau der Zitronensäureanlage an der Donau zu verhindern. „Wir kennen die Unterlagen im Detail leider nicht. Aber es gibt keine Industrie ohne Emissionen wie Lichtverschmutzung, Lärm oder Gestank. Außerdem ist das Fabriksareal umgeben von einem Natura-2000-Gebiet. Dort gehört eine Zitronensäurefabrik einfach nicht hin“, sagt Paul Koch, der Sprecher der Bürgerinitiative.

05.04.19 Jungbunzlauer Neues Zitronensäurewerk Bergern Melk Protest Bürgerminitiative

ORF

Eine Bürgerinitiative will den Bau der Zitronensäureanlage verhindern

Bei der gegen das Werk gerichteten Petition haben sich bislang mehr als 2.400 Menschen eingetragen. Sie fürchten nicht nur Emissionen, sondern auch Nachteile für den Tourismus in der Wachau oder eine mögliche Wertminderung der Grundstücke in der Umgebung der Zitronensäureanlage.

Industriezone im Naturschutzgebiet

Dass rund um das Werk Natura-2000-Gebiete liegen, sei nur umso mehr Grund für das Unternehmen gewesen, sämtliche Naturschutzaspekte gleich maßgeblich in die Planung zu integrieren, so Produktionsleiter Gaß. Außerdem sei der Großteil des Areals ohnehin bereits vor 30 Jahren in Industriegebiet umgewidmet worden. Lediglich vier Hektar hätten zusätzlich umgewidmet werden müssen, allerdings seien auch etwas mehr als zwei Hektar gleichzeitig in Grünland rückgewidmet worden. Damit seien Grüngürtel zum Treppelweg an der Donau und nach Osten Richtung Stift Melk sichergestellt.

05.04.19 Jungbunzlauer Neues Zitronensäurewerk Bergern Melk Protest Bürgerminitiative

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Das Biotechnologieunternehmen hat weltweit Standorte. Neben dem Sitz in Pernhofen soll in Niederösterreich eine zweite Produktion entstehen

Wolfgang List, der Anwalt der Bürgerinitiative, sieht nur wenig Chancen, dass das Werk tatsächlich in Bergern realisiert werden kann: „40 Hektar in der Ausbauphase sind in meinen Augen nicht genehmigungsfähig in der UNESCO-Weltkulturerberegion Wachau, in einer der schönsten Gegenden Europas.“ Er sei bereits jetzt „auf Fehlersuche bei diesem Projekt in Bezug auf sämtliche Umweltauswirkungen“ und werde auch nach Vorlage der ersten Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung weiter auf Fehlersuche gehen. „In den Verhandlungen mit Jungbunzlauer werden wir einige Überraschungen präsentieren. Ich gehe davon aus, dass die Firma dann selber zurückziehen wird“, so List.

Anderer Standort für Fabrik nicht vorgesehen

Jungbunzlauer will am Standort in Bergern jedenfalls festhalten. „Wir hoffen, dass sich alle Ängste der Anrainer durch Fakten, Informationen und Fachgutachten im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung ausräumen lassen werden“, so Gaß. Man habe aber Verständnis für die Fragen der Menschen und sei von Anfang an durch Informationsveranstaltungen in den Gemeinden darum bemüht gewesen, Transparenz zu schaffen.

05.04.19 Jungbunzlauer Neues Zitronensäurewerk Bergern Melk Protest Bürgerminitiative

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Jungbunzlauer ist weltweit tätig und produziert unter anderem Zitronensäure

Interessierte seien auch bereits ins bestehende Werk nach Pernhofen eingeladen worden. An den Sorgen der Vereinsmitglieder der Bürgerinitiative ändere das aber nichts, so Sprecher Koch: „Wenn auch nur ein kleiner Teil des Werkes von Pernhofen hier an der Donau ähnlich entstehen soll, dann ist das für uns in Bezug auf Lärm, Gestank und Lichtverschmutzung unerträglich.“

Bis zum Vorliegen der Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung ist bei einem Projekt dieser Größenordnung laut Angaben des Landes Niederösterreich noch „mindestens mit Monaten“ zu rechnen. Der Zeitplan von Jungbunzlauer sieht einen Baustart im Jahr 2020 und eine Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2022 vor.

Veronika Berger, noe.ORF.at

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