27-Jähriger tauscht Wohnung gegen Container

Ein Leben auf 27 Quadratmetern ist für viele unvorstellbar. Der Waldviertler Mario Neuwirth hat den Schritt gewagt und seine 130 Quadratmeter große Wohnung gegen einen Wohncontainer in Petzenkirchen (Bezirk Scheibbs) getauscht.

Seit August 2018 wohnt Mario Neuwirth mittlerweile in dem 27 m² großen Container. Auf einer Gesamtlänge von etwa zwölf Metern und einer Breite von 2,5 Metern sowie einem kleinen Garten lebt der gebürtige Echsenbacher (Bezirk Zwettl) nun in Petzenkirchen gemeinsam mit einem Hund und zwei Katzen. Er ließ seine 130 m² große Wohnung hinter sich, um minimalistisch zu leben. Die monatlichen Kosten reduzierten sich auf etwa 300 Euro.

Container wird zum neuen Zuhause
Ein Rundgang durch die neue Wohnung ist schnell abgeschlossen. Der Wohnungswechsel sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.

Bis dahin war aber großes Ausmisten angesagt. Mit nur einem Drittel seiner ursprünglichen Gegenstände zog er in den Container, mittlerweile hat er selbst davon nur mehr ein Achtel, das sind etwa 300 Dinge. Ausgemustert hat er mithilfe einer einfachen Methode, bei der er all seine Gegenstände in Kisten packt. „Manches ist geblieben, also Dinge, wo ich gesagt habe, die gebe ich nicht her. Aber alles andere, was man nach einer Woche nicht aus den Kisten gibt, verschenkt man.“

Gespräch mit Großvater war ausschlaggebend

Der Grund für seinen Sinneswandel war ein Gespräch mit seinem Großvater. „Er hat mir einmal erzählt, dass er sein ganzes Leben lang gearbeitet hat und in der Pension so viel machen wollte. Jetzt hat er Alzheimer und kann das alles nicht mehr machen. Ich habe auch immer geschaut, dass ich alles bezahlen kann, für nichts. Dann bin ich eben auf diesen Minimalismustrip gekommen und habe mir vorgenommen, Nägel mit Köpfen zu machen.“ Obwohl er ab und zu mit seiner Entscheidung haderte, sagt er heute: „Das war die beste Entscheidung."

Leben auf 27 Quadratmetern

ORF

Doch nicht alle Petzenkirchner stehen der neuen Behausung des 27-Jährigen positiv gegenüber. „Teilweise reden die Nachbarn nicht mit mir, teilweise wird einfach weggeschaut. Es wird sehr viel gegafft, wenn ich dann grüße oder sie frage, ob sie es sich anschauen wollen, dann kommt als Antwort, nein, brauchen wir nicht oder sie sagen, sie wollten nur den Strauch anschauen oder so. Aber es ist weniger geworden.“

„Früher hat man auch nicht viel mehr Raum gehabt“

Es gibt durchaus Menschen, die Mario Neuwirth verstehen können. Wie etwa eine alte Dame: „Einmal war eine alte Frau da, die gesagt hat, dass man früher im Endeffekt auch nicht mehr Raum hatte“ - ein Hauptraum mit einem Schlafzimmer, wenn man ein größeres Haus hatte, war der vordere Teil ein Geschäft oder dergleichen. Man nahm für sich zum Wohnen sehr wenig in Anspruch und ist in der Freizeit viel mehr hinausgegangen. „Das merke ich schon, man ist viel mehr draußen und unter Leuten als in einer 130-Quadratmeter-Wohnung.“

Leben auf 27 Quadratmetern

ORF

Neuwirth und seine Haustiere fühlen sich in den neuen vier Wänden wohl

Was sind denn nun die Vorteile einer so kleinen Wohnung? „Man hat keine großen Menschenmengen mehr da. Früher hat man einen Freund eingeladen, der telefoniert herum und dann kommen auf einmal sechs zu Besuch. Das geht hier gar nicht. Ich kann auch sagen, dass geht sich vom Platz her nicht aus." Der andere Vorteil sei, dass man viel schneller mit dem Putzen fertig ist. Außerdem braucht er nicht viele Möbel, um es sich gemütlich zu machen.

Wohncontainer soll völlig autark werden

Generell braucht Mario Neuwirth nicht viel zum Leben. „Ich verbrauche nur das, was ich wirklich brauche. Ich habe kein riesengroßes Vorzimmer, sondern alles auf engstem Raum. Beim Einkaufen muss ich manchmal überlegen, ob ich das wirklich brauche oder wo ich das hinstellen soll. Aber auch, ob es überhaupt einen Sinn hat. Das ist dann ein anderes Einkaufen." Ein Nachteil sei deshalb, dass er in gewissen Läden gar nicht mehr einkaufen gehen kann.

Für die Zukunft hat er auch schon einiges vor. In den nächsten Jahren will er völlig autark werden. Er plant, auf seinem Dach eine Photovoltaikanlage zu installieren. Außerdem will er in Zukunft sein eigenes Gemüse anbauen. „Ich möchte die Fläche, die nicht als Garten zum Sitzen genutzt wird, mit Erde anschütten und so gut wie möglich Gemüse anbauen."

Melanie Baumgartner, noe.ORF.at