Semperit: Gummikonzern im Umbruch

Nach verlustreichen Jahren will sich der Gummikonzern Semperit bis Ende 2020 neu aufstellen. In Österreich befindet sich das Stammwerk in Wimpassing (Bezirk Neunkirchen). Dort werden etwa hochfeste Schläuche produziert.

Wenn von Semperit die Rede ist, denken nach wie vor viele an die Autoreifen. Die Reifensparte wurde vom Konzern jedoch in den 1980er Jahren verkauft. Heutzutage produziert Semperit Produkte wie Industrie- und Hydraulikschläuche, Operationshandschuhe oder Gummihandläufe für Rolltreppen. Weltweit hat das Unternehmen 14 Produktionsstandorte. Das österreichweit einzige Werk befindet sich in Wimpassing. Hier arbeiten 760 der insgesamt 900 Beschäftigten in Österreich. Die restlichen Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz im Hauptquartier in Wien.

Semperit Wimpassing Werk Gummikonzern

ORF

Das Werk in Wimpassing ist auch heute noch das Stammwerk des Gummikonzerns

Kautschuk als Ausgangsprodukt

Wimpassing ist auch eines der wenigen Werke, in denen Produkte aus mehreren Unternehmenssparten hergestellt werden. Als Ausgangsprodukt dient - abgesehen von Formteilen, die aus Kunststoff gefertigt werden - Kautschuk. „Wir nehmen das Polymer, mischen es mit Additiven und vor allem auch Ruß und geben das in den Mixer. Dort wird das Ganze durchgeknetet wie bei einer Küchenmaschine und daraus entsteht dann als Zwischenprodukt Rohgummi, den wir zu vielen anderen Produkten weiterverarbeiten können“, schildert der Werksleiter in Wimpassing, Jürgen Tauber, bei einem Lokalaugenschein.

Semperit: Von Reifen zu OP-Handschuhen

Semperit gehört wohl zu den bekanntesten Marken Niederösterreichs. Reifen werden im Werk in Wimpassing aber keine produziert.

Um aus dem Rohgummi beispielsweise einen Hydraulikschlauch zu fertigen, wie er bei Baumaschinen und Kränen verwendet wird, muss er noch entsprechend geformt werden. Dazu wickelt eine Maschine den Gummi sowie Metall in mehreren Schichten über einen 40 Meter langen Stahldorn. Sobald der Gummi fest ist, kann der Stahldorn entfernt werden. Übrig bleibt der fertige Schlauch, der hohen Belastungen standhalten kann. „Am besten versinnbildlicht man sich das mit einem Autoreifen. Der Schlauch hält das Zweihundertfache eines Autoreifendrucks aus. Das sind über 400 Bar“, so Tauber gegenüber noe.ORF.at.

80 Millionen Euro Verlust im Vorjahr

Derzeit ist Semperit jedoch mit turbulenten Zeiten konfrontiert. Nach Verlusten in den vergangenen Jahren wird der Konzern derzeit restrukturiert. Werke in Frankreich und in China wurden geschlossen, ein weiteres in Italien wurde verkauft. Zwar wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 ein Verlust von 80 Millionen Euro verbucht, bei Semperit sieht man jedoch eine Trendwende. 6.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt der Konzern weltweit, ein Jobabbau sei - wie zuletzt auch bei der Vorlage der Bilanz betont wurde - nicht geplant.

Semperit Wimpassing Werk Gummikonzern

ORF

Der Semperit-Konzern wird derzeit restrukturiert. Ein Jobabbau sei aber nicht geplant, heißt es

„Unsere Mitarbeiter können sicher sein, dass ihre Arbeitsplätze gesichert sind. Die Restrukturierung bedeutet bei uns eine Reduktion von Schnittstellen und eine Vereinfachung der Abläufe, sodass wir zum Beispiel unsere Maschinen besser und effizienter nutzen können“, so der Werksleiter in Wimpassing. Dabei gehe es in erster Linie darum, Stillstände bei den Maschinen zu vermeiden. Bereits im Vorjahr konnte so in Wimpassing ein niedriger einstelliger Millionenbetrag eingespart werden.

Werk wurde 1852 errichtet

Der Standort in Wimpassing blickt jedenfalls auf eine lange Geschichte zurück. 1852 ließ Unternehmer und Gründer Johann Nepomuk Reithoffer das Werk errichten, nachdem er in seinen Anfängen mit Imprägnierungen für Kleidung experimentiert hatte. In weiterer Folge kam es zu Fusionen, bis schließlich 1912 der Name Semperit hervorging. Derzeit ist man in Wimpassing auf der Suche nach Fachkräften. Weil Beschäftigte in Pension gehen werden, sollen Schichtführer, Vorarbeiter bzw. auch Meister neu angestellt werden.

Thomas Puchinger, noe.ORF.at

Links: