Erste Schäden nach ausbleibendem Regen

Im Februar, März und April dieses Jahres hat es viel zu wenig geregnet. In manchen Regionen Niederösterreichs wurden nur fünf Prozent des normalen Niederschlags gemessen. Landwirte, aber auch die Feuerwehr, schlagen deshalb Alarm.

Ins frische Frühlingsgrün von Wiesen, Wäldern und Feldern mischt sich derzeit auffallend viel Braun. Für Ende April zeigt sich eine ungewöhnliche Trockenheit, die mancherorts an jene in Hochsommermonaten erinnert. An diese Bilder werde man sich in Zukunft aber womöglich gewöhnen müssen, befürchtet die Österreichischen Hagelversicherung mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre.

Bei der Hagelversicherung rechnet man schon mit ersten negativen Folgen für dieses Jahr, sagt Sprecher Mario Winkler gegenüber noe.ORF.at: „Betroffen ist insbesondere das Wintergetreide, vor allem Gerste, Weizen und Roggen, aber auch das Grünland. Hier verzeichnen wir ein Niederschlagsdefizit von mindestens 50 Prozent und auch weit darüber hinaus, was bereits zu ersten Schäden führt.“

Trockenes Feld

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Wiesen und Felder sind derzeit für April ungewöhnlich trocken

Dürre wird seit Februar immer schlimmer

Laut Friedrich Salzer vom hydrographischen Dienst des Landes Niederösterreich begann die Dürre bereits im Februar. In Neunkirchen etwa wurden lediglich 30 Prozent der normalen Niederschläge gemessen. Im Waldviertel fielen die Regenmengen im März ähnlich niedrig aus. Im April wurden im Wald- und Weinviertel sogar nur fünf Prozent der sonst üblichen Regenmengen verzeichnet. Hinzu kommen vermehrt überdurchschnittliche Temperaturen, die die Böden zusätzlich austrocknen, heißt es.

Der Grundwasserspiegel leidet laut Experten unter dem mangelnden Regen momentan noch nicht. Wenn sich aber nicht bald ergiebiger Niederschlag ankündige, zeichne sich schon jetzt eine Trendumkehr ab, so Salzer. „Das Grundwasser braucht dringend große Niederschlagsmengen, die auch die Tiefen der Erde erreichen, denn die Oberflächen sind in manchen Teilen Niederösterreichs so trocken, dass alleine die Vegetation enorme Mengen benötigt.“ Derzeit zehrt der Grundwasserspiegel aber noch vom auffallend niederschlagsreichen Jänner dieses Jahres, der Rekordschneemengen brachte.

Grafik, die zeigt, welche Bereiche in NÖ besonders trocken sind (Wald und Weinviertel)

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Die Grafik zeigt, welche Regionen Niederösterreichs derzeit besonders von der Trockenheit betroffen sind. Nur im grün markierten Bereich sind die Niederschlagsmengen derzeit normal. In den orange und rot markierten Gebieten ist es zu trocken.

Erste Brunnen und Flüsse mit Niedrigwasser

Ebenfalls vom Winter profitieren noch die Donau oder die Große Erlauf, die sich aus dem alpinen Raum mit Schmelzwasser speisen und sogar überdurchschnittlich viel Wasser führen. Anders sieht die Situation bei den Zubringern im Wald- und Weinviertel aus. Die Schmida, die Zaya, die Thaya und der Göllersbach etwa führen schon heute Niederwasser.

Auch manche Hausbrunnen könnten laut Schneider langsam ihre Kapazitätsgrenzen erreichen. Besonders in der Buckligen Welt, wo die Wasserversorgung vieler Häuser über eigene Brunnen erfolgt und die Versorgung von überregionalen Versorgern noch nicht so flächendeckend vorhanden ist wie etwa im Weinviertel, müsse man schon bald eine erste Knappheit erwarten. Aus diesem Grund hoffen viele auf den lange ersehnten Niederschlag.

Erhöhte Gefahr von Wald- und Flurbränden

Auch bei der Feuerwehr warnt man vor der derzeit hohen Gefahr von Wald- und Flurbränden, erzählt Franz Resperger vom Landesfeuerwehrverband. In den vergangenen drei Wochen gab es im Schnitt etwa jeden zweiten Tag eine Alarmierung zu einem Waldbrand. „In sieben von zwanzig Bezirken ist bereits heute die Waldbrandverordnung in Kraft getreten. Es herrscht ein absolutes Verbot für das Einbringen fremder Zündquellen. Die Böden sind knochentrocken, da reicht ein kleiner Funke, um zur Katastrophe zu führen“, so Resperger.

Brennender Wald

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Die Waldbrandgefahr steigt mit jedem Tag ohne Regen

Weil die Einsätze von Wald- und Flurbränden zunehmen, habe bei der Feuerwehr bereits ein Umdenkprozess begonnen, heißt es. In wenigen Wochen werde der Landesfeuerwehrverband Niederösterreich eine Gruppe von Spezialisten zur Fortbildung in den Süden schicken - beispielsweise nach Spanien oder Portugal. „Dort gibt es bereits eine enorme Erfahrung im Umgang mit Waldbränden und wir wollen uns ansehen, wie diese Länder damit umgehen, und uns dementsprechend weiterentwickeln - mit Wissen und Adaptierungen der Ausrüstung.“

Negative Folgen auch für Pflanzen und Tiere

Auch der Naturschutzbund bemerke bereits bei Pflanzen erste Auswirkungen der Trockenheit, so Sprecher Peter Lengauer: „Sobald Pflanzen durch mangelnden Regen ums eigene Überleben kämpfen, zögern sie ihre Blüte heraus, weil ihnen dies zusätzliche Kraft abverlangen würde. Dadurch finden einige Insekten weniger Nahrung vor. Außerdem fehlen manchen Blüten, die später aufgehen, die nötigen Bestäuber.“

Das habe auch Auswirkungen auf andere Tiere wie etwa Vögel, die auf große Insektenmengen für die Aufzucht ihrer Jungtiere angewiesen sind, so der Experte. Aber auch die Kaulquappen vieler gefährdeter Amphibien sind derzeit durch die Trockenheit bedroht. „Weil beispielsweise einige Unken ihre Eier auch in Wasserlacken abgeben, von denen jetzt einige austrocknen, stirbt der ganze Nachwuchs. Denn diese Tage und Wochen sind jene, in denen die Kaulquappen heranwachsen“, so Lengauer.

Veronika Berger, noe.ORF.at

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