Große Spitäler klagen über zu wenig Personal

Die größeren Spitäler in Niederösterreich klagen über zu wenig Personal. Betroffen sei vor allem der Bereich der Pflege, obwohl der Personalstand seit Jahren kontinuierlich steigt. In einigen Bereichen gebe es zudem zu wenig Ärzte.

Den Krankenhauspatientinnen und -patienten kommt der Fortschritt der Medizin zugute: Die Palette der Behandlungen wird breiter. Dadurch wächst aber auch die Anzahl der Behandlungen. Offenbar stieg damit auch die Belastung des Personals. Konkret gehe es um die Zentralversorgungsspitäler in St. Pölten und Wiener Neustadt sowie um die Schwerpunktkrankenhäuser in Mistelbach, Baden, Amstetten, Krems und Horn, erläuterte Peter Machat, der Vorsitzende Zentralbetriebsrat der Landeskliniken.

Mehr Eingriffe in kürzerem Zeitraum

„Es sind in den letzten Jahren einfach Arbeitsverdichtungen eingetreten. Das heißt: Die Verweildauer im Krankenhaus ist zurückgegangen, die Eingriffe werden in einem kürzeren Zeitraum wahrgenommen. Es geht in Richtung tagesklinische Behandlung“, so Machat. Josef Sattler, Betriebsratsvorsitzender des Universitätsklinikums Krems, ergänzte: „Wir merken, dass Leistungsdruck und Zeitdruck da ist. Wir merken, dass die Mitarbeiter in den Mitarbeiterbefragungen sämtlicher Berufsgruppen merken, dass die Patientenzahlen steigen und, dass die Durchlaufzeiten höher werden - vom Portier bis hin zur Küche.“

Behandlung durch Spitalspersonal

ORF.at/ Birgit Hajek

In den Spitälern werden mehr Eingriffe in kürzerer Zeit durchgeführt, heißt es

Im Krankenhaus in St. Pölten verfasste man einen offenen Brief an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Das Verhältnis zwischen Personal und Leistung sei aus dem Lot geraten, sagte der Vorsitzende des Betriebsrates, Wolfgang Schrefl. Er warnte in dem Brief vor „stressbedingten Behandlungsfehlern“ der Mitarbeiter. „Wenn sie vom Dienst heimgehen, haben sie immer das Gefühl: Habe ich die richtigen Medikamente verabreicht? Habe ich genug Zeit für den Patienten gehabt? Habe ich irgendetwas vergessen? Das zermürbt“, so Schrefl.

Beschwerden über Personal seien punktuell

Auch Patientenanwalt Gerald Bachinger beobachtet die Entwicklungen. Beschwerden über zu wenig Personal gebe es immer wieder, seien aber punktuell, sagte er. Ihm sei kein Fall bekannt, in dem Patienten durch zu wenig Personal zu Schaden gekommen wären.

„Ich denke, dass es in St. Pölten durchaus auch damit zusammenhängen kann, dass durch den Neubau manches organisatorisch noch nicht so rund läuft, wie es laufen sollte“, sagte Bachinger. „Um das entsprechend bewerten zu können, ist es wichtig, in Gespräche zu treten und das sehr ernst zu nehmen.“ Bachinger gab zu bedenken, dass in den vergangenen Jahren speziell für die ärztlichen Dienste „ganz wesentliche Verbesserungen“ erzielt worden wären.

Behandlung durch Spitalspersonal

ORF.at/ Birgit Hajek

21.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Landeskliniken und den Pflegeheimen tätig

Der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sei in dieser Causa gegen jegliche Patientenverunsicherung, wie er sagt. „Unsere 21.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 27 Landesklinik-Standorten und den Pflegeheimen leisten hervorragende Arbeit“, so Pernkopf.

Pernkopf: Mitarbeiter und Budget steigen

Zudem seien seit der Übernahme aller Spitäler durch das Land jährlich etwa 100 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt worden. „Wenn wir in den letzten neun Jahren rund 1.000 Mitarbeiter mehr eingestellt haben, und wenn das Gesundheitsbudget jährlich steigt, dann tun wir das, was möglich ist“, so Pernkopf. „Wir haben alles darauf ausgerichtet, dass das Management rasch zu handeln hat, wenn es zu Personalengpässen kommt.“

Große Hoffnungen setzt man in die neue Landesgesundheitsagentur. In dieser werden alle Spitäler und Pflegezentren des Landes zusammengefasst - mehr dazu in Land legt Spitäler und Pflegezentren zusammen (noe.ORF.at; 11.2.2019).

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