Land setzt auf Aufklärung statt Impfpflicht
Die Zahl der Masernerkrankungen stieg in den vergangenen zehn Jahren tendenziell an. 2010 erkrankten 43 Personen in Österreich, davon sechs in Niederösterreich. Bisheriger Höhepunkt war das Jahr 2015 mit 309 bzw. 117 Fällen. Im Vorjahr wurden 77 Erkrankungen an Masern in Österreich registriert, 18 waren es in Niederösterreich. Heuer wurden - mit Stichtag 6. Mai - 95 Fälle gemeldet, fünf davon in Niederösterreich.
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Ängste ausräumen statt Strafen
Im Gesundheitsressort des Landes ist man aber überzeugt, dass eine Verpflichtung viel Gegenwehr nach sich ziehen würden. „Gerade in diesem Feld gibt es viele Unsicherheiten und Ängste, die man ausräumen muss. Ich bin dafür, dass man aufklärt, dass man auf die Folgen hinweiset, das halte ich für besser als dass man mit Pflicht und Sanktionen droht“, sagt Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) im Hinblick auf den Gesetzesentwurf in Deutschland.
Dort will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Impfpflicht gegen Masern durchsetzen. Auch Geldstrafen bis zu 2.500 Euro und ein drohender Ausschluss aus dem Kindergarten sind geplant - mehr dazu in Deutschland: Künftig Strafen für Impfverweigerer (news.ORF.at; 5.5.2019).
Zahl der Masernimpfungen gestiegen
In Niederösterreich will man hingegen verstärkt informieren. Zurzeit wird bei Messen und Veranstaltungen über das Impfen aufgeklärt. Die laufenden Diskussionen würden bereits erste Erfolge zeigen. Im niedergelassenen Bereich gab es heuer - von Jänner bis April - 7.700 Masernimpfungen, um 500 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
APA/dpa/Lukas Schulze
Die Gesundheitslandesrätin überlegt zudem die Einführung einer verpflichtenden Beratung für den Mutter-Kind-Pass. „Verpflichtend gibt es das noch nicht. Ich bin überzeugt, dass viele niedergelassene Ärzte und Kinderärzte das ohnehin schon machen. Eine verpflichtende Aufklärung wäre ein wichtiger Bestandteil, um Eltern ordentlich zu informieren.“ Vor allem die zweite der beiden Masern-Schutzimpfungen wird öfter vergessen. Der Impfschutz ist dann aber nicht komplett.
Österreich Schlusslicht bei Impfquote
Bei einem Treffen aller Gesundheitslandesräte in Villach (Kärnten) diese Woche will man Wege finden, die Durchimpfungsrate zu steigern. Denn erst wenn 95 Prozent der Bevölkerung die zweiteilige Masernimpfung erhalten hat, könne die Krankheit ausgerottet werden. Davon ist man aber noch weit entfernt.
In der Praxis zeigt sich sogar ein gegenteiliger Trend, die Durchimpfungsrate sank in den vergangenen Jahren sogar. 2017 hatten nur Schweden, Ungarn, die Slowakei und Portugal die 95 Prozent-Quote erreicht. Österreich zählte mit einer Quote von unter 85 Prozent, gemeinsam mit Frankreich, Rumänien, Griechenland und Malta, zu den Schlusslichtern.
Link:
- Masern in Traiskirchen: Impfaktion gestartet (noe.ORF.at; 30.4.2019)