Recycling seltener Erden durch Algen

In Krems arbeiten Wissenschaftler daran, seltene Erden aus Elektroschrott zu lösen und wiederzuverwerten. Bei der Förderung der Metalle und der herkömmlichen Recyclingmethoden fallen nämlich viele giftige Stoffe an.

Sie sind in Smartphones, Elektromotoren und Fernseher - seltene Erden machen zwar meistens nur einen Bruchteil der Geräte aus, aber ohne sie würde nichts funktionieren. Die Metalle werden vor allem in China abgebaut. Um sie aus den Bohrlöchern zu waschen, werden Säuren eingesetzt. Das Erdreich und das Grundwasser werden dabei verschmutzt.

Wissenschaftler in Krems könnten nun eine Methode entwickelt haben, mit der man seltene Erden in großem Stil recyceln kann. Wichtig dabei sind Algen. „Der Elektroschrott, also zum Beispiel Mikrochips aus Handys, wird zu so einem weiß-gelblichen Pulver vermahlen. Das kommt dann in die Lösung, in der Algen oder Hefe drinnen sind. Die Algen ziehen dann die seltenen Erden an und nehmen sie in ihren Zellen auf“, erklärt Dominik Schild, Professor für Biochemie an der Fachhochschule Krems.

Algen integrieren Metalle in ihre Zellen

Dann müssen die seltenen Erden wiederum aus den Zellen der Algen geholt werden: „Man löst zuerst die äußere Hülle der Zelle ab und holt sich das, was da dazwischen steckt. Dann bricht man die innere Hülle auf und holt sich das, was ganz drinnen ist. Und so ist die Idee geboren worden, dass man es nicht nur aus der Lösung rausholt, sondern, dass man es sogar ein bisschen sortieren kann“, sagt Schild.

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Die Lösung wird mit UV-Licht bestrahlt und mit Alufolie eingewickelt, um das Licht nochmal zu reflektieren

Er arbeitet gemeinsam mit Wissenschaftlern der Karl-Landsteiner-Privatuniversität, der Donau-Universität und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zusammen. Jede der Institutionen kümmert sich um einen Bereiche, sagt Schild: „An der Fachhochschule werden die Zellen der Algen aufgebrochen, dann werden sie an der Donau-Universität fraktioniert und an der Karl-Landsteiner-Privatuniversität passiert die ganze Analytik. Die Tschechische Akademie der Wissenschaften hat enormes Wissen, wenn es um die Aufzucht der Algen geht.“

Wirtschaft hat Interesse an Wiederverwertung

Finanziert wird die Forschung unter anderem vom europäischen Fördertopf für regionale Entwicklung „Interreg“. Denn das Interesse an einer nachhaltigen Verwendung der seltenen Erden ist laut Schild groß: „Da sind dann viele Firmen, die gesagt haben, es würde sie schon interessieren, ob man das nicht zurückholen kann. Weil gerade für einen Chiphersteller ist das nicht uninteressant.“

Bis jetzt werden seltene Erden genau einmal verwendet und enden dann meistens auf Schrottplätzen. Recyclingmethoden gäbe es, aber sie werden von Firmen nur wenig genutzt, da auch dabei giftige Abfälle entstehen. Beim Herauslösen mit Algen sei das aber anders: „Algen kann ich auch als Dünger verwenden dann. Das sind Stoffe, die sind per se nicht toxisch. Oder ich kompostiere das einfach und warte bis es sich in Humus zurückverwandelt hat.“

Die Forschung befindet sich noch in der ersten Phase. Falls die Technologie mit großen Mengen funktioniert, könnten die seltenen Erden Smartphones, Elektromotoren und Fernseher bald öfter zum Laufen bringen.

Nina Pöchhacker, noe.ORF.at