Fertinger: Keine Kündigungen in Österreich

Die Automobilzulieferer Rupert Fertinger mit Sitz in Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach) ist insolvent. Das Unternehmen soll jedoch weitergeführt werden. In Österreich werde man alle 180 Mitarbeiter weiter beschäftigen, heißt es.

Das Unternehmen Rupert Fertinger wurde 1944 in Wien gegründet. Damals wurden etwa Durchlauferhitzer hergestellt. 1960 wurde der Standort in Wolkersdorf im Weinviertel eröffnet. Heute stellt das Unternehmen unter anderem Komponenten für das Temperaturmanagement von Fahrzeugen, strom- bzw. medienführende Module und Baugruppen aus metallischen Leichtbaustoffen her.

Seit 2002 befindet sich die Firma im Mehrheitseigentum der Unternehmerfamilie Schmid-Schmidsfelden, die auf eine etwa 300-jährige Geschichte zurückblicken kann. Die Rupert Fertinger GmbH gehört zu 97 Prozent der Metallwarenerzeugung Rupert Fertinger GmbH, die zur Gänze im Eigentum des Industriellen Veit Schmid-Schmidsfelden steht. Dieser ist stellvertretender Industrie-Bundesspartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich und war bei den vergangenen Metallerlohnrunden-Chefverhandler der Arbeitgeber.

Autozulieferer Rupert Fertinger GmbH Wolkersdorf

APA/Herbert Pfarrhofer

Neben der Zentrale in Wolkersdorf betreibt Rupert Fertinger zwei weitere Standorte: in Neusiedl/Zaya (Bezirk Gänserndorf) und in Niepolomice (Polen). Nach Ausbauarbeiten war der Standort Wolkersdorf erst 2013 im ecoplus Wirtschaftspark wiedereröffnet worden. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen laut eigener Website etwa 200 Mitarbeiter.

Sanierung ohne Eigenverwaltung

Veit Schmid-Schmidsfelden hatte sich noch im Jänner beim Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Niederösterreich vorsichtig optimistisch geäußert. „Ich denke, wir haben eine gute Startposition, das Vorjahr hat die Erwartungen teilweise übertroffen“, hatte er damals im Gespräch mit noe.ORF.at gesagt, „wenngleich natürlich die gesamtwirtschaftliche Situation geopolitischer Unsicherheiten mit sich gebracht hat, die uns schon Sorgen machen, Stichwort Brexit oder die Wirtschaftspolitik in Amerika.“

Fertigungshalle der Rupert Fertinger GmbH in Wolkersdorf

ORF

Die Produktionshalle in Wolkersdorf ist großteils automatisiert

Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Mittwoch berichtet, wurde nun beim Landesgericht Korneuburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Unternehmensangaben zufolge gebe es 258 betroffene Gläubiger und Passiva in Höhe von 20,7 Millionen Euro. Der Sanierungsplan sieht eine 20-prozentige Quote vor, die die Gläubiger binnen zwei Jahren erhalten sollen.

Geschäftsführer: Schon wieder schwarze Zahlen

Grund für die Zahlungsunfähigkeit sind laut Unternehmensangaben die teuren Maßnahmen der jüngeren Vergangenheit. „Die Restrukturierungsmaßnahmen der letzten Jahre haben gegriffen“, wurde Geschäftsführer Gerhard Lampesberger in einer Aussendung zitiert. „Das Unternehmen ist betriebswirtschaftlich saniert, aber aufgrund der hohen Investitionen in die Standorte Wolkersdorf und Polen, hoher Entwicklungskosten und der über dem Budget liegenden hohen Anlaufkosten des Standorts Polen überschuldet.“ Im ersten Quartal 2019 habe man bereits wieder positiv bilanziert, heißt es.

"Unser Ziel ist es, das Unternehmen durch das Sanierungsverfahren in Fremdverwaltung zu entschulden und weiterzuführen. Alle 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den beiden Standorten Wolkersdorf und Neusiedl werden weiter beschäftigt“, wurde Lampesberger weiter zitiert. Auch in Polen sei der Mitarbeiterabbau kein Thema, betonte man außerdem seitens des Unternehmens. Dort sei der Standort Teil einer eigenen Gesellschaft und daher vom Sanierungsverfahren in Österreich nicht betroffen.

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