Raiffeisen: Ruf nach weniger Regulierungen

Weniger Regulierungen und mehr Vertrauen in den Verstand wurde am Freitag bei der Jahrestagung der Raiffeisen-Holding und Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien gefordert. Wirtschaftlich sei ein positiver Wendepunkt erreicht worden, hieß es.

Wie viele andere Banken musste auch Raiffeisen in den vergangenen Jahren die Zahl der Bankstellen reduzieren. Nun befinde man sich aber wieder auf Wachstumskurs, wurde bei der Jahrestagung betont, bei der es auch ein klares Bekenntnis zur regionalen Struktur gab. Derzeit betriebt die Raiffeisenbank 425 Bankstellen in Niederösterreich. Aus einer Studie gehe hervor, dass die Raiffeisen Holding, zu der auch die Banken in Wien und Niederösterreich, gehören, 19.000 Arbeitsplätze sichere, hieß es.

Raiffeisen hatte in den vergangenen Jahren darauf reagiert, dass immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte im Internet abwickeln. Nun sei ein Wendepunkt erreicht, sagte der Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder: „Wir - Raiffeisen Niederösterreich-Wien - sind hier einen schwierigen, aber einen erfolgreichen Weg gegangen. Es hat tiefe Einschnitte bedeutet, aber es ist uns gelungen, eine sehr wachstumsfähige und krisenfeste Kapitalquote zu erreichen und unsere Kostenstruktur signifikant zu verbessern.“

Raiffeisen Jahrestagung Bühne mit Hameseder

ORF / Rohrhofer

Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, forderte weniger Regulierungen

Kritik an überbordenden Vorschriften

Kritisiert wurden bei der Jahrestagung die überbordenden Vorschriften der Europäischen Union. Der Obmann forderte stattdessen mehr Augenmaß und mehr Bürgernähe. „Wir haben aus der Krise gelernt und wir brauchen sinnvolle Regulierungen, aber bei der Bankenregulierung wurde mit Sicherheit übers Ziel geschossen, denn es kann ja nicht sein, dass eine regionale Bank, eine Raiffeisenbank, dieselben Regeln einhalten muss wie eine Großbank“, so Hameseder.

Man versuche erfolgreich im Kampf für weniger Regulierungen zu sein, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und bat gleichzeitig weiter um Unterstützung. „Es ist einiges gelungen im Bereich der Arbeitszeit, im Standortentwicklungsgesetz. Aber ich glaube, gerade was den Bankenbereich betrifft, gibt es noch genug zu tun. Auf nationaler, aber auch auf europäischer Ebene“, so Kurz.

Thema war nicht zuletzt auch, welche Rolle Europa in Zukunft weltweit spielen wird. China sei als Konkurrent Europas bei vielen Technologien bereits Vorreiter und trete dabei mit einem Gegenmodell zur Europäischen Union auf, so der Bundeskanzler: „Ein Modell, das weder auf unser Demokratieverständnis noch auf die Rechtsstaatlichkeit, noch auf Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit setzt, sondern ein gänzlich anderes System mit dem gleichen Wohlstandsversprechen.“ Die Aufgabe der Europäischen Union müsse es deshalb sein, nicht nur den Wohlstand zu halten, sondern auch ihre demokratischen Grundwerte weiter zu exportieren, so Kurz.