Der vergessene Fliegerhorst in Markersdorf

Tausende Soldaten, Mechaniker, Arbeiter, hunderte Flugzeuge - das Dorf Markersdorf an der Pielach (Bezirk St.Pölten) kam während des Zweiten Weltkriegs eine große Bedeutung zu. Nach Kriegsende kam dann der tiefe Fall.

Markersdorf an der Pielach, wenige Kilometer westlich von St. Pölten, zählte in den 1930-er Jahren etwas mehr als 300 Einwohner. Bis das Nazi-Regime kam und einen riesigen Fliegerhorst zu bauen begann. Josef Stern, damals elf und heute 93 Jahre alt, erzählt im Gespräch mit noe.ORF.at, dass mitten in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit auf einen Schlag 800 bis 1.000 Arbeiter kamen, um das Gelände zu ebnen.

Anlage wurde 1945 von den Deutschen zerstört

Das 640 Hektar große Feld wurde händisch planiert, daneben entstanden acht Kasernen, eine Werft für Flugzeugreparaturen, fünf Hangars, zwei Heizhäuser, Wirtschaftsküche, Kino und Post. Im Ort wurden vier Wohnhäuser mit 68 Wohnungen für die Offiziere errichtet. Insgesamt waren es 2.500 bis 3.000 Menschen, die in Markersdorf lebten und arbeiteten.

Die Euphorie der ersten Zeit verwandelte sich gegen Kriegsende im Jahr 1945 in Entsetzen, die Alliierten bombardierten den Fliegerhorst und schließlich waren es die Deutschen, welche die Anlage völlig zerstörten, so Josef Stern.

Markersdorf altes Flugfeld

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Der Fliegerhorst in Markersdorf wurde von den Nazionalsozialisten errichtet

„Das Flugfeld wurde umgegraben, um zu verhindern, dass es die Sowjets nützen können. Die eigenen Leute haben dann alles gesprengt“, erinnerte sich Stern. Heute zeugen nur noch wenige Betonrelikte in der Markersdorfer Landschaft von dieser Zeit.

Das markanteste ist der ehemalige Schießplatz, wo Flugzeuge, die in Markersdorf zusammengebaut wurden, „eingeschossen“ wurden. Sie wurden mittels Eisenringe am Betonboden fixiert und richteten ihre Waffen in den dortigen Schießtunnel, von dem noch Mauerteile übrig sind.

Probleme mit Blindgängern gab es noch nie

Auch Straßen aus der damaligen Zeit sind nach wie vor befahrbar, die Bombentrichter sind zwar aufgefüllt, aber deutlich erkennbar. Ein Radrennen - der Fliegerhorst-Grand-Prix - fordert den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dieser holprigen, unruhigen Strecke jährlich alles ab.

Markersdorf altes Flugfeld

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Noch heute erinnern Mauerreste an den ehemaligen Fliegerhorst

Unter der Erdoberfläche können sich noch Relikte der Bombardements befinden, das ist auch Bürgermeister Friedrich Ofenauer (ÖVP) klar. Aber es gab mit Blindgängern noch nie Probleme. „Vor allem nicht im Wohngebiet von Markersdorf“, betont Ofenauer. Dort, wo man aufgrund der Aufzeichnungen der Bombardements mit eventuellen Relikten rechnen könnte, sei kein Bauland gewidmet.

Spuren gibt es aber wohl, sogar handfeste. Neben der Straße ist auch noch ein Kanalsystem aus dieser Zeit vorhanden und wird heute noch als Regenwasserkanal genützt. Offiziershäuser früherer Tage fügen sich heute ins Ortsbild ein. Der Fliegerhorst ist Geschichte - eine Geschichte, mit der man in der Gemeinde Markersdorf-Haindorf umzugehen lernte.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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