Psychologische Hilfe beim Rauchstopp

Vielen Raucherinnen und Rauchern fällt es schwer, nicht mehr zur Zigarette zu greifen. Psychologische Maßnahmen können dabei helfen. Die Frage, welche Strategien wie gut wirken, wurde in St. Pölten von etwa 100 Experten diskutiert.

Österreich liegt beim Rauchen laut einer OECD-Studie im internationalen Spitzenfeld. Etwa 24 Prozent der Bevölkerung rauchen demnach täglich. Die Hälfte der Raucherinnen und Raucher will ernsthaft aufhören oder das Rauchen zumindest stark einschränken. Doch Rauchen ist eine Sucht - und damit aufzuhören ist schwierig.

Die Zigarette ganz weglassen

Beim 10. Tabaksymposium in St. Pölten betonten am Montag Psychologinnen und Psychologen aus dem In- und Ausland, dass man sich durch Fehlversuche nicht entmutigen lassen dürfe. Es sei sinnvoll, immer wieder zu versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, sagte Robert West, Gesundheitspsychologe am University College in London. Den Tabakkonsum schrittweise zu verringern sei laut Studien nicht sehr erfolgversprechend, meinte West: „Hören Sie ganz auf und nicht nur schrittweise, entscheiden Sie sich für einen konkreten Zeitpunkt, an dem Sie aufhören.“

Rauchen Zigarette Rauchverbot

APA/dpa/Christoph Schmidt

Psychologische Unterstützung steigert laut Expertinnen und Experten die Erfolgschancen eines Rauchstopps

Ein Schlüssel zur erfolgreichen Entwöhnung sei, das Verlangen nach Nikotin in den Griff zu bekommen, sagte Rudolf Schoberberger, Gesundheitspsychologe an der Medizinischen Universität Wien. Nikotinersatztherapien seien dabei sinnvoll. „Es gibt den Nikotinkaugummi, das Pflaster, den Inhalator und auch einen Mundspray und Nikotin-Lutschtabletten", so Schoberberger. Nach der Diagnose, wie weit die Nikotinabhängigkeit fortgeschritten ist, könne man diese Mittel im Zusammenhang mit einem Verhaltensmodifikationsproramm gezielt einsetzen.

Rat per Telefon und App

Einig sind sich die Expertinnen und Experten, dass psychologische Hilfe die Erfolgschancen bei der Zigarettenentwöhnung deutlich steigert. Die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) betreibt das österreichweite kostenfreie Rauchfrei Telefon. Dieses biete individuelle Beratung, helfe bei der konkreten Umsetzung des Rauchstopps und begleite längerfristig auf dem Weg in die Rauchfreiheit, betonte deren Leiterin, Sophie Meingassner: „Ein guter Tipp für die erste rauchfreie Zeit ist, Situationen zu meiden, in denen man bisher immer geraucht hat: Etwa abends ausgehen mit rauchenden Freunden oder in der Früh beim Kaffee die erste Zigarette rauchen.“

Die Gebietskrankenkasse veranstaltet zudem fünfwöchige Rauchfrei-Kurse mit professioneller psychologischer Betreuung der Teilnehmer. „Wir haben hier sehr hohe Erfolgsquoten - ein Viertel der Kursteilnehmer ist dann nachhaltig rauchfrei“, sagte die stellvertretende Generaldirektorin der NÖGKK, Petra Zuser. Eine eigene Rauchfrei-App, die man sich aufs Handy laden kann, bietet ebenfalls Strategien zum Nichtrauchen an.

E-Zigaretten sind „nicht unschädlich“

In letzter Zeit werden oft auch das Dampfen und E-Zigaretten als Alternative zum Rauchen propagiert - manche Experten stimmen dem zu. Der englische Gesundheitspsychologe Robert West meinte: „E-Zigaretten sind viel weniger schädlich als normale Zigaretten, sie sind aber nicht unschädlich. Wenn man ohne E-Zigaretten das Rauchen aufhören kann, ist das gut. Aber wenn nicht, dann kann man auch auf E-Zigaretten umsteigen und später ganz aufhören.“ Diese Meinung ist allerdings nicht unumstritten.

Betont wurde von den Expertinnen und Experten, dass ein nachhaltiger Rauchstopp bei den meisten ehemaligen Raucherinnen und Rauchern eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit und eine gesundheitliche Verbesserung zur Folge habe.

Christian Postl, noe.ORF.at

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