Die Lehre wird wieder beliebter

Die Lehre hat viele Jahre lang nicht unbedingt einen guten Ruf genossen. Doch laut einer aktuellen Studie ist die Trendwende geschafft, die Zahl der Lehrlinge steigt. Jetzt wollen Arbeiter- und Wirtschaftskammer mehr Erwachsene gewinnen.

Mehr als 16.000 Lehrlinge waren es im Jahr 2018 in Niederösterreich. Das sind etwa 300 beziehungsweise 2,1 Prozent mehr als im Jahr davor. Die höchste Steigerung im Bundesländervergleich wurde am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von der Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Sonja Zwazl, dem Präsidenten der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser, und Helmut Dornmayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) betont.

Wenige Abbrecher, aber nicht alle machen Prüfung

Erfreulich sei auch eine weitere Zahl, hieß es: Mit einer Drop-Out-Rate - diese beschreibt die Zahl der Lehrlinge, die die Lehre vorzeitig abbrechen - von 11,6 Prozent weise man in Niederösterreich den geringsten Anteil auf. Viele Initiativen, die man in Niederösterreich gesetzt habe, würden Wirkung zeigen, waren sich Zwazl und Wieser einig. Die Studie zeigt allerdings auch, in welchen Bereichen es noch Verbesserungen bedarf.

So sei es in Hinblick auf die Prüfungsantritte etwa ratsam, Neuerungen bei den Anträgen zur Lehrabschlussprüfung vorzunehmen, sagte Wieser. Im Tourismus beispielsweise melden sich fast acht Prozent der Jugendlichen nicht zur Lehrabschlussprüfung an, obwohl sie die volle Lehrzeit erfolgreich absolviert haben. Wieser forderte deshalb, „dass es möglich sein soll, dass die Anmeldung zur Lehrabschlussprüfung nicht dem Lehrling überlassen ist, sondern dass auch das Unternehmen selbst, möglichst zeitnah nach der Berufsschule, die Anmeldung zur Lehrabschlussprüfung macht.“

Helmut Dornmayer vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl und AKNÖ-Präsident Markus Wieser

Josef Bollwein

Helmut Dornmayer vom ibw, WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl und AKNÖ-Präsident Markus Wieser bei der Präsentation der Ergebnisse der Lehrlingsausbildung in Niederösterreich

Anpassungen beim Unterricht für Erwachsene

Künftig wollen die Sozialpartner auch einen Schwerpunkt auf Lehre nach Matura und Lehre für Erwachsene legen. Wirft man einen Blick auf die Schulausbildung der Lehrlinge, zeigt sich nämlich, dass in Österreich nur 2,5 Prozent der Lehranfänger bereits die Matura haben. In Deutschland sind es hingegen 28 Prozent, so Zwazl.

Um vermehrt Erwachsene gewinnen zu können, brauche es Adaptierungen beim Berufsausbildungsgesetz. Zwazl kündigte deshalb an, die Berufsschulklassen verkleinern zu wollen und den Unterricht für Erwachsene adaptieren zu wollen. Denn man werde „25-Jährige nicht gemeinsam in einer Klasse mit 15-Jährigen unterrichten können“. Zwazl verwies in diesem Zusammenhang auch auf Initiativen wie „AQUA“ - mehr dazu in „AQUA“-Modell soll 600 neue Fachkräfte bringen (noe.ORF.at; 3.5.2019).