Landesgalerie: Erste Einblicke in Ausstellungen

Am Wochenende wird die Landesgalerie Niederösterreich in Krems als neues Museum für österreichisches Kunstschaffen eröffnet. Bei einer Presseführung am Donnerstag gab es die allerersten Einblicke in die neuen Ausstellungen.

Vor fünf Jahren hat die Planungsphase begonnen und schon seit Monaten sorgt der architektonisch markante Neubau in Krems für Aufsehen, Gesprächsstoff und ein großes mediales Echo. Bereits Anfang März öffnete sich das Haus mit den vielen schrägen Wänden ein Wochenende lang für die Öffentlichkeit - mehr dazu in Landesgalerie: Ein Prestigeprojekt öffnet sich (noe.ORF.at; 1.3.2019). In den vergangenen Wochen ist nun die Kunst in das spektakuläre Gebäude eingezogen, am Wochenende findet die feierliche Eröffnung statt.

Landesgalerie Krems

APA/Herbert Pfarrhofer

Der Countdown zur Eröffnung der neuen Landesgalerie in Krems läuft

„Neue Perspektiven“ durch dynamische Architektur

In einer Pressekonferenz, zu der viele Journalistinnen und Journalisten nach Krems kamen, wurden am Donnerstag die Landesgalerie Niederösterreich und ihr Programm vorgestellt. Architektonisch verbindet das neue Kunstmuseum der Vorarlberger Architekten Bernhard und Stefan Marte auf harmonische Weise Tradition und Moderne. Ins Auge sticht die dynamische Form des Gebäudes, ein sich in die Höhe schraubender Monolith, der sich vom historischen Stadtkern zur Donau streckt. Bernhard Marte hielt fest: „Mit der Landesgalerie Niederösterreich ist uns etwas Faszinierendes geglückt: Das Museum eröffnet stets neue Perspektiven, je nachdem, von wo aus man es betrachtet. Die Besucherinnen und Besucher werden auch im Inneren des Gebäudes unterschiedliche Raumerlebnisse machen. Jede Kunstinstallation ist hier möglich.“ Auf fünf Ebenen stehen 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung.

Die Frage, wie sich ein Gebäude mit lauter schiefen Wänden mit Kunst bespielen lässt, beantworten die Vorarlberger Architekten gemeinsam mit dem deutschen Ausstellungsarchitekturbüro HG Merz mit hellgrauen, als schlanke, hohe Quader ausgeführten Stellwänden, die - ausgenommen im Untergeschoß - auf weißen Leisten stehen, die auch am oberen Rand angebracht sind.

Die neue Landesgalerie zeigt eine breite Palette von Werken. Die fünf Eröffnungsausstellungen, die den Themen Landschaft und Selbstdarstellung, den Künstlern Renate Bertlmann und Heinz Cibulka sowie dem Kunstsammler Franz Hauer gewidmet sind, greifen großteils auf die über 100.000 Objekte der Landessammlungen Niederösterreich zurück und ergänzen diese um Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen wie jene von Helmut Zambo und Ernst Ploil. Manche Bilder waren bisher noch kaum je öffentlich ausgestellt.

Mikl-Leitner spricht von „kulturellem Höchstniveau“

„Diese fünf Eröffnungsausstellungen sind wahrlich gelungen. Wir sind stolz auf diese Landesgalerie“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Es ist gelungen, diesem Haus Leben einzuhauchen, auf kulturellem Höchstniveau.“ 35 Millionen Euro hat das Land investiert, 3,5 Millionen Euro jährlich beträgt die Betriebssubvention. Die Landesgalerie ist laut Mikl-Leitner „ein einzigartiger Bau, ein neues Wahrzeichen, ein weiterer Leuchtturm mit Strahlkraft weit über die Grenzen Niederösterreichs und Österreichs hinaus“ und „ein letzter Schlussstein der Kunstmeile“. Die Wachau werde durch sie „noch mehr zum kulturellen Hotspot“.

Landesgalerie Niederösterreich

Kommendes Wochenende wird das architektonisch außergewöhnliche Museum mit den ersten fünf Ausstellungen offiziell eröffnet.

160.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr strebt die Kunstmeile Krems laut Geschäftsführerin Julia Flunger-Schulz an, 70.000 davon in der neuen Landesgalerie. Erwartet werden zwar auch Impulse für den Tourismus, doch Christian Bauer, der künstlerische Direktor der Landesgalerie, hob die Rolle als „kultureller Nahversorger“ hervor, der „internationale Klasse und regionale Verankerung“ verbinde. „Die Landessammlungen Niederösterreich und unser Leben sind die Dreh- und Angelpunkte unserer Ausstellungen. Es ist ein spannendes Erlebnis, wenn Kunstwerke des 19. Jahrhunderts oder der klassischen Moderne auf Fragen der Gegenwart antworten“, so Bauer.

„Sehnsuchtsräume“ und Bertlmann-Personale

Die Schau „Sehnsuchtsräume. Berührte Natur und besetzte Landschaften“ untersucht, wie der Mensch die Natur wahrnimmt, konditioniert und zu seinem Sehnsuchtsort werden lässt. Ausgehend von der niederösterreichischen Kulturlandschaft entsteht ein vielfältiger Ausstellungsparcours von der Wachau bis nach Triest und setzt Kunstwerke des Stimmungsimpressionismus und der klassischen Moderne mit Werken der Gegenwart in Beziehung. Die Personale „Heinz Cibulka. bin ich schon ein bild?“ steht damit im Dialog. Der künstlerische Fotograf Cibulka setzt sich in seinen Bildgedichten häufig mit der Kulturlandschaft Niederösterreichs auseinander. Der seit etwa fünf Jahrzehnten in Niederösterreich lebende Künstler sucht in seinen Bildern nach dem poetischen Potenzial des „Normalen“ und „Zufälligen“.

In der Ausstellung „Ich bin alles zugleich – Selbstdarstellung von Schiele bis heute" treffen künstlerische Selbstdarstellungen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart aufeinander. Egon Schieles Erkenntnis, den Gesichtern der Menschen zu misstrauen, steht am Beginn der Ausstellung. Zu sehen sind etwa Arbeiten von Irene Andessner, Anton Hanak, Gottfried Helnwein und Maria Lassnig. Thematisch in Beziehung zu dieser Ausstellung steht die Personale der Biennale-Künstlerin und österreichischen Staatspreisträgerin Renate Bertlmann. Es handelt sich dabei um Bertlmanns erste Museumseinzelausstellung. Unter dem Titel „Hier ruht meine Zärtlichkeit“ vereint die Künstlerin neue Arbeiten sowie zentrale Werke ihres Schaffens seit den 1970er-Jahren.

Die Ausstellung „Franz Hauer. Selfmademan und Kunstsammler der Gegenwart“ rekonstruiert die außergewöhnliche Kunstsammlung des Niederösterreichers Franz Hauer, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Hauptwerke von Egon Schiele, Oskar Kokoschka oder Albin Egger-Lienz sein Eigen nennen durfte. Die Ausstellung ist auf der größten Präsentationsfläche im Untergeschoss der Landesgalerie Niederösterreich zu sehen, die den Neubau mit der Kunsthalle Krems über das Untergeschoss verbindet.

Das „Grand Opening“ live in ORF 2

Die Landesgalerie Niederösterreich steht mit diesen fünf Ausstellungen und einem vielfältigen Rahmenprogramm für Besucherinnen und Besucher erstmals von Samstag, 25. Mai, von 14.00 bis 22.00 Uhr, sowie am Sonntag, 26. Mai, von 09.00 bis 19.00 Uhr, bei freiem Eintritt offen. Der Festakt zum Grand Opening, der im Klangraum Krems Minoritenkirche stattfindet, wird von 11.20 bis 13.00 Uhr live auf ORF 2 übertragen.

Die Festrede hält Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen, beschäftigt sich mit der Frage „Wozu brauchen wir Kunst? Museen für das 21. Jahrhundert“. Weitere Sprecher sind Direktor Christian Bauer, Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich a. D., und Architekt Bernhard Marte.

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