Römerstadt Carnuntum hat einen „Ölhändler“

In der Römerstadt Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) ist das „Haus des Ölhändlers“ als neue Rekonstruktion eröffnet worden. Der Handel mit Olivenöl war für die Wirtschaft der römischen Zivilstadt besonders wichtig.

Holzfässer und Amphoren türmen sich im Lager des Ölhändlers übereinander. Das Olivenöl wurde aus Südspanien importiert und in Carnuntum an die Bevölkerung verkauft oder weiter in den Norden transportiert. Im dritten Jahrhundert war Carnuntum eine der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen entlang des Donaulimes, der römischen Militärgrenze entlang der Donau.

Vom archäologischen Fund zur Rekonstruktion

Archäologischen Funde wie Wandmalereien oder Fußbodenmosaike zeigen, dass der Ölhändler ein wohlhabender Mann war. Laut Eduard Pollhammer, interimistischer wissenschaftlicher Leiter, hatte das Olivenöl bei den Römern viele Funktionen: „Als Grundnahrungsmittel, für die Körperpflege nach der Therme, als Grundlage für Salben und Parfums, als Sonnen- und Kälteschutz und als Brennstoff für Lampen.“

Dass mit Olivenöl gute Geschäfte gemacht wurden, zeigt sich auch an der Größe des neuen Gebäudes, das an der sogenannten Südstraße in der Nähe der Therme steht: Es besteht aus einem Gewerbebereich mit Verkaufsräumen, einem Warenlager, Räumen zur Stoffverarbeitung, sowie dem Teil einer überdachten Straßenhalle. Dabei sei die Rekonstruktion dieser Gebäude keine klassische „Architektur-Arbeit“, sondern vor allem eine weitreichende Recherche, sagte der Architekt der Rekonstruktionen, Karl Friedrich Gollmann.

„Es hat mit einer Sicherheit von über 90 Prozent so ausgesehen. Das Bruchsteinmauerwerk besteht aus Steinen, die von den Römern bereits einmal verwendet wurden, wir haben sie hier in der Umgebung gefunden“, erklärte Gollmann. Die Baumaterialien der Römer - Holz, Stein - wurden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet und erst durch die Industrialisierung durch Glas und Stahl ersetzt.

Auch Bauweise der Römer wurde angewandt

Architekt Gollmann arbeitet seit 30 Jahren am Wiederaufbau der Zivilstadt: „Die Rekonstruktionen sehen nicht nur so aus wie damals, sondern wir haben sie auch mit den gleichen Techniken erbaut.“ Der Mörtel sei zum Beispiel eine Spezialanfertigung, damit er jenem der Römer entspreche. In anderen römischen Zivilstädten sei das nicht so. Dort würden Ziegelwände gebaut und dann „römisch“ verputzt werden. „Dann kommt das auf einmal auf irgendeiner Ecke raus und es enttäuscht. Für mich ist das ein Schrecken“, so Gollmann.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eröffnete am Montag das neue Gebäude und sprach von einem Vorzeigeprojekt in Europa und der wirtschaftlichen Rolle Carnuntums. „Mit der Aufnahme der Donaulimes-Region zum UNESCO-Weltkulturerbe gewinnen wir noch mehr an Bedeutung. Damit kann es uns gelingen, noch mehr Touristen hier herzubringen“, sagte Mikl-Leitner. Das Viertel in Carnuntum soll weiter rekonstruiert werden. Bei den derzeitigen Ausgrabungen handelt es sich um ein Privatbad eines reichen römischen Bürgers.

Nina Pöchhacker, noe.ORF.at

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