Revolution im Wirtshaus

Uganda feiert am Dienstag 50 Jahre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht. Danach ist es immer wieder zu Dikaturen gekommen - die letzte wurde von einem kleinen Wirtshaus in Unterolberndorf (Bezirk Mistelbach) aus gestürzt.

Es geschah im „Gasthof zum grünen Jäger“, am Hauptplatz von Unterolberndorf: 1985 quartierte sich hier ein Gruppe von angeblichen Studenten aus Uganda ein. Als Grund für den Aufenthalt schrieben sie „Reisegruppe Afrika Seminar“ auf den Meldezettel. Das war es auch in gewisser Weise, allerdings mit politischem Hintergrund und dem Ziel, den Diktator Milton Obote zu stürzen.

Angemerkt hat man ihnen das aber nicht, schildert die Tochter der damalilgen Wirtin, Adelheid Magister: „Sie sind eigentlich nur im Hof geblieben und ganz selten auf die Straße gegangen. Sie haben glücklich ausgeschaut und nicht irgendwie gestresst. Auf so etwas wären wir nie gekommen.“

Gasthof zum grünen Jäger von außen

ORF NÖ / Otto Stangel

Im „Gasthof zum grünen Jäger“ wurde der Sturz des Diktators organisiert

Viel Geld hatten sie nicht dabei, deshalb kauften sie das Nötigste im Kaufhaus von Karl Roschitz: „Sie sind jeden Tag zu mir gekommen, um Getränke zu kaufen und Kleinigkeiten, zum Beispiel Wurstsemmeln.“ Dann ging es wieder zurück in den Gasthof. Dort bemühte sich die Wirtin um Hilfe, weil sie ja nicht deutsch konnten. Hans Vorzellner war gerne dazu bereit: „Sie gaben sich aus als arme Studenten, die dringend einen Auftrag zu erledigen hätten und die Altwirtin hat ihnen ein billiges Obdach gewährt.“

Wiedersehen als Präsident

Knapp ein halbes Jahr später, als die Gäste waren schon lange weg waren, erlebte die Familie Magister eine gewaltige Überraschung. In einem Bericht über Uganda in der ‚Zeit im Bild‘ erkannten sie die Besucher aus Afrika wieder.

Präsident Museveni hat seine Unterolberndorfer Gastgeber nicht vergessen. 1994 kam er ganz offiziell zu einem Staatsbesuch nach Östererich und auch nach Unterolberndorf. Vivian Kellnreitner erinnert sich: „Das war sehr beeindruckend, wie Museveni mit seinem ganzen Hof gekommen ist. Das war ein riesen Spektakel!“

Uganda Denkmal in Unterolberndorf, ein Quadrat mit Erde aus Uganda

ORF NÖ / Otto Stangel

Dieses Denkmal erinnert an die Besucher aus Uganda

Sendungshinweis:

„Guten Morgen NÖ“, 9.10.2012

Erde erinnert an Revolution

Gespeist hat Präsident Museveni übrigens Schinkenrollen, Kalbsbraten und Topfennockerl. An seine Zeit in Unterolberndorf erinnert er sich offenbar gerne, denn er versprach den Bewohnern, wiederzukommen.

Seit einiger Zeit gibt es in Unterolberndorf ein ganz besonderes Denkmal: Ein Quadratmeter mit roter Erde aus Uganda. Das gleiche Denkmal mit Erde aus Unterolberndorf soll auch in Uganda errichtet werden. Präsident Yoweri Kaguta Museveni ist übrigens auch heute noch im Amt.