Niederösterreich: Ein Land, sieben Heilige

Der heilige Leopold ist der Landespatron von Niederösterreich, aber bei weitem nicht der einzige Heilige oder Selige, der in Niederösterreich gelebt hat: noe.ORF.at mit einer Aufstellung am heutigen Landesfeiertag.

Der Landespatron: Markgraf Leopold III.

Geboren um 1075 in Gars am Kamp, gestorben am 15. November 1136 bei Klosterneuburg.

Er ist „der“ niederösterreichische Heilige schlechthin, seit 1663 ist er Landespatron von Niederösterreich. Leopold war Gründer und Erneuerer vieler Klöster wie Klosterneuburg (gegründet 1114), Heiligenkreuz (gegründet 1133) und Melk, das er ausbaute. Auch das ehemalige Benediktinerkloster Klein-Mariazell gehörte dazu.

heiliger Leopold

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Der heilige Leopold (Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg)

Mit Klosterneuburg verbindet sich auch die Legende vom Schleier der Markgräfin, der vom Kahlenberg (heute: Leopoldsberg) hinunter zum Standort des künftigen Klosters geweht worden sein soll. Seine 40-jährige Herrschaft war sicher eine der entscheidendsten Phasen in der Landesbildung Österreichs.

Attribute: mit Herzogshut, Hermelinmantel, Banner mit dem österreichischen Wappen, Kirchenmodell
Patron von Österreich, Landespatron von Niederösterreich, Wien und Oberösterreich (gemeinsam mit Florian), der Winzer
Brauchtum: Leopoldikirtag in Klosterneuburg
„Der Heilige Leopold ist dem Altweibersommer hold“ (Bauernregel).
Gedenktag: 15. November

Der Bekannteste: Florian

Geboren in Cannabiaca (?), das heutige Zeiselmauer bei Tulln, gestorben am 4. Mai 304 in Lauriacum (Lorch an der Enns)

Heiliger Florian

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Der heilige Florian (Pfarrkirche Zeiselmauer)

Mit dem hl. Florian und den Märtyrern von Lorch verbindet die katholische Kirche die Anfänge des Christentums in Österreich. Florian war ein pensionierter Kanzleivorstand und lebte in Aelium Cetium (Sankt Pölten). In der Zeit der Christenverfolgung wurden 40 Christen ergriffen und eingesperrt. Florian eilte nach Lauriacum, um ihnen beizustehen, wurde dort aber von seinen ehemaligen Militärkameraden verhaftet, weil er sich als Christ bekannte und schließlich zum Tode verurteilt.

Er wurde am 4. Mai 304 mit einem Stein um den Hals von einer Brücke in die Enns gestürzt. Die Darstellung mit Wasserkübel stand ursprünglich für die Todesursache des Ertränkens, im Fall Florians wurde sie durch Hinzufügen des Hauses zum Symbol für seine Patronanz.

Attribute: als Römischer Legionär mit Fahne, Wasserkübel und mit einem brennenden Haus, manchmal mit Mühlstein am Hals.
Patron: Landespatron von Oberösterreich, Hauptpatron der Diözese Linz, Patron von Polen. Schutzpatron der Feuerwehr („Florianijünger“), der Bäcker, Rauchfangkehrer, Bierbrauer, Gärtner, Töpfer, Schmiede, Seifensieder. Gegen Feuer und Dürre, bei Brandwunden.
Brauchtum: „Heiliger St. Florian, verschon’ mein Haus, zünd’s andere an“ (Sprichwort)
Gedenktag: 4. Mai

Der Diplomat: Severin von Noricum

Geboren um 410, gestorben am 8. Jänner 482 in Mautern bei Krems.

Eine Biographie von Eugippius beschreibt das Leben Severins, aber auch die sozialen und kirchlichen Verhältnisse seiner Zeit sehr ausführlich. Er wirkte in der Gegend rund um Klosterneuburg, Tulln und Mautern, aber auch in Salzburg, an der Enns und in Wien.

heiliger Severin

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Der heilige Severin (Pfarrkirche Mautern)

Er betätigte sich als Mahner, Helfer und Seelsorger, setzte sich für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ein und organisierte Lebensmittel- und Kleiderlieferungen für Hilfsbedürftige. Severin starb in Mautern, seine Gebeine wurden in Italien beigesetzt. 2003 erhielt Tulln eine Reliquie des Heiligen.

Attribute: Hund, als Pilger
Patron: von Bayern, der Gefangenen, der Winzer und Leineweber, für Fruchtbarkeit der Weinstöcke, zweiter Patron des Bistums Linz
Brauchtum: „Wenn es dem Severin gefällt, dann bringt er mit die große Kält’“ (Bauernregel).
Gedenktag: 8. Jänner

Der Wundertätige: Koloman

Geboren in Irland, gestorben am 17. Juli 1012 bei Stockerau.

Koloman soll ein irischer Königssohn oder ein Wanderprediger gewesen sein, der auf einer Pilgerreise ins Heilige Land bei Stockerau gefangen genommen und hingerichtet worden ist. Weil er für einen ungarischen Spion gehalten wurde, erhängte man ihn an einem dürren Holunderbaum.

heiliger Koloman

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Der heilige Koloman (Stiftskirche Klosterneuburg)

Dem Tod folgten aber bald wunderbare Zeichen: Der Baum begann wieder zu grünen, Kolomans Leichnam verweste nicht. Zwei Jahre nach dem Märtyrertod Kolomans ließ Markgraf Heinrich I. den Leichnam in seine Burg Melk überführen, wo er bestattet wurde. Im Garten des Klosters St. Koloman in Stockerau kann man einen zu einem Baum ausgewachsenen Holunderstrauch betrachten, der bereits oft neu ausgetrieben hat und der der besagte Holunder sein soll.

Attribute: als Pilger mit Hut, Mantel, Stab oder Flasche, oft auch mit einer Schlinge in der Hand
Patron: Schutzheiliger der zum Tod durch den Strang Verurteilten, der Reisenden und des Viehs. Er soll auch gegen Krankheiten, Kopf- und Fußleiden, Pest , Unwetter, Feuersgefahr, Ratten- und Mäuseplagen beistehen.
Als Landesheiliger wurde Koloman im 17. Jahrhundert durch den heiligen Leopold ersetzt, er ist aber weiterhin Patron der Städte Stockerau und Melk sowie des Stiftes Melk.
Brauchtum: Kolomanikirtag in Melk, Kolomanistein am Bischofstor des Wiener Stephandsdoms
Gedenktag: 13. Oktober

Der Superstar: Johannes Capistran

Geboren am 24. Juli 1386 in Capistrano, gestorben am 23. Oktober 1456 in Ilok (Kroatien).

Wenn der italienische Franziskaner Johannes Capistran als Prediger auftrat, dann kamen die Massen. Als Wanderprediger trat er gegen Ungläubige und jegliche Form von Luxus, aber auch gegen Hussiten, und Juden auf. 1451 kam er im Auftrag von Papst Nikolaus V. als päpstlicher Legat nach Österreich. Johannes Capistran vermochte die Menschen tief zu beeindrucken: Er predigte 40 Jahre lang täglich, die Menschen hingen an seinen Lippen. Er gründete Krankenhäuser, organisierte Sozialarbeit, war ein gefragter Beichtvater und immer wieder einflussreicher Ratgeber für verschiedene Herrscher.

heiliger Capistran

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Capistran-Denkmal in Röhrenbach (Bezirk Horn)

Die ausgesprochen judenfeindlichen Predigten hatten großen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Johannes Capistran ließ 1453 bei einem Pogrom in Breslau 41 Juden und Jüdinnen verbrennen, die verbliebenen Gemeindemitglieder vertreiben und deren Kinder zwangstaufen. 1451 errichtete er die österreichische Franziskanerprovinz (strenge Observanz) und gründete in Wien- Mariahilf, Klosterneuburg, St. Pölten, Enzersdorf und Langenlois franziskanische Reformklöster.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 15.11.2015

Attribute: Kreuzfahne, Stern
Patron: der Militärseelsorger
Gedenktag: 23. Oktober

Erst seit kurzem heilig: Kaiser Karl I.

Geboren am 17. August 1887 in Persenbeug, gestorben am 1. April 1922 in Funchal (Madeira).

Der 2004 selig gesprochene Karl I. war der letzte Kaiser Österreichs. Von Kindheit an wurde er zum streng katholischen Glauben erzogen. So soll er auch Lösungen für alle wichtigen Entscheidungen im Gebet gesucht haben.

Gedenkstätte für Kaiser Karl in der Wiener Augustinerkirche

APA/Günter R. Artinger

Gedenkstätte für Kaiser Karl in der Wiener Augustinerkirche

Als Karl 1916 Kaiser wurde, versuchte er Zeichen eines neuen Anfangs zu setzen, und bemühte sich, wenn auch erfolglos, um Frieden. Weil er an seinen Souveränitätsrechten festhielt, musste er das Land verlassen, ging 1919 in die Schweiz und später nach Madeira ins Exil, wo er nicht einmal 35-jährig an einer Grippe starb.

Gedenktag: 21. Oktober

Die einzige weibliche Heilige: Ursula Ledochowska

Geboren 1865 in Loosdorf, gestorben am 29. Mai 1930 in Rom.

Die am 18. Mai 2003 heilig gesprochene Ursula Ledochowska ist die erste Heilige Niederösterreichs. Sie hatte ihr Leben in den Dienst der Armen, Verfolgten und Gescheiterten gestellt, besonders die Kinder waren ihr ein großes Anliegen.

Ursula Ledochowska

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Ursula Ledochowska

Geboren und aufgewachsen ist sie in Loosdorf sowie in St. Pölten, nach ihrer Rückkehr nach Polen trat Julia als Schwester Ursula dem Krakauer Ursulinenkloster bei. Nach der Oktoberrevolution 1917 ging sie nach Skandinavien ins Exil, kehrte 1920 nach Polen zurück und gründete die Kongregation der „Ursulinen vom Herzen Jesu im Todeskampf“, auch bekannt als die „grauen Ursulinen“, die 1930 die päpstliche Approbation erhielt.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

Quellen und Links: