Pater Karl Wallner: „Die Kirche ist zu leise“

Am Ostersonntag ist Karl Wallner aus dem Stift Heiligenkreuz zu Gast in der „Nahaufnahme“. Der neue Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich und Zisterzienserpater meint: „Die Kirche ist zu leise“.

Der Zisterzienserpater und Hochschulrektor Karl Wallner geht durchaus ungewöhnliche Wege, um Menschen für den Glauben zu begeistern, erzählt er Alice Herzog in der „Nahaufnahme“ von Radio Niederösterreich. Von millionenfach verkauften Choral-CDs bis zum Bestseller, vom neuen Hochschulcampus bis zu dem von ihm organisierten Papstbesuch im Stift. Das Klosterleben in Heiligenkreuz floriert und am Hochschulcampus studieren mittlerweile knapp 300 junge Menschen.

Abt Maximilian Heim, Timna Brauer und Pater Karl Wallner

Andreas Lepsi/Deutsche Grammophon

Pater Karl Wallner, Timna Brauer und Abt Maximilian Heim (v.r.) im Stiftshof

In der „Nahaufnahme“ meint Pater Karl auf die Frage nach dem Geheimnis des Erfolges: „Wenn mich die Leute fragen, warum ist das bei euch in Heiligenkreuz so toll, sage ich einfach: Wir streiten nicht, um in dieser Zeit, in der in der Kirche so viel auf Niedergang steht, einfach ein Antidepressivum zu geben und zu zeigen, dass es auch anders geht.“

Pater Karl: „Die Kirche wächst!“

Pater Karl Wallner erzählt auch über seine neue Aufgabe als Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich, auf die er sich sehr freut, weil es auch in Zeiten der Globalisierung in der Weltkirche ganz wichtige Herausforderungen gibt. „Die Kirche wächst ja! Wir boomen in allen anderen Kontinenten, nur bei uns in Europa herrscht diese miese Stimmung. Da glühe ich jetzt schon dafür, weil diese Kirchen können uns in gewisser Weise auch retten“, sagt Wallner.

Eröffnung der Hochschule Heiligenkreuz mit Heim Schönborn Wallner

ORF

Karl Wallner, Rektor der Hochschule, Erzbischof Christoph Schönborn und Abt Christoph Heim (v.r.) bei der Eröffnung des Hochschulzubaus im Mai 2015

Auch über seine eigene Berufung, den Priesterberuf zu ergreifen, erinnert sich der beliebte Zisterzienserpater ebenso wie an seine Entscheidung, schon mit 18 Jahren in den Zisterzienserorden und in das Stift Heiligenkreuz einzutreten. „Das erste Jahr, in dem ich im Kloster war, musste ich schon sehr nachreifen, denn man spürt die Einsamkeit und ist weg von den Freunden. Mein Glück kommt immer sehr stark, wenn ich sinnvolle Aufgaben bewältigen darf und kann.“

„Gott ist kein Glücksautomat“

Als sehr erfüllende Jahre beschreibt er seine Zeit als Pfarrer in Sulz im Wienerwald und er wird nicht müde zu betonen, wie glücklich er ist. „Als ich mit 18 Jahren ins Kloster eingetreten bin, haben meine Eltern gemeint, jetzt bist du ganz weg aus dem Leben. Das Gegenteil war der Fall! Warum sollte ich nicht glücklich sein?“

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 27.3.2016

Wenn es darum geht, mehr Menschen für den Glauben zu begeistern und auf Sinnfragen Antworten zu geben, wünscht er sich eine Kirche, die lautstark aufzeigt: „Wir sind auf dem Markt viel zu still“, meint der Zisterzienserpater. „Gott ist kein Glücksautomat, dass du oben ein Gebet oder deinen Glauben einwirfst und unten rollt wie eine Coladose das Glück heraus.“ Das Osterfest hat für ihn substantielle Bedeutung, denn „Christus ist auferstanden und das feiern wir mega-giga-groß bei uns im Kloster“, sagt Pater Karl Wallner.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

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