Naturoase neben Kohlekraftwerk

Auf dem Areal des Kraftwerks Dürnrohr sind seltene, geschützte oder nicht heimische Tier- und Pflanzenarten zu finden. 2009 waren es knapp 500 Arten, nun soll der spezielle Lebensraum im Bezirk Tulln neuerlich untersucht werden.

2009 wurde zum Beispiel die Rotbauchunke am Kraftwerksgelände entdeckt, nun will der Biologe Alexander Mrkvicka mit zum Teil ungewöhnlichen Methoden noch mehr Arten finden: „Für die Laufkäfer graben wir eine Art Joghurtbecher in den Boden, in den die Tiere fallen. Aber auch Spinnen fallen hinein und können untersucht werden.“ Um zum Beispiel Nachtfalter anzulocken, kommt in der Dunkelheit eine UV-Lampe zum Einsatz.

Auch auf den Bahngleisen blüht es bunt

Bis zu 70 verschiedene Pflanzen finden sich auf den Böden in Dürnrohr, das sind zehn Mal so viele wie auf einer Wiese im Park. Und auch auf den Bahngleisen, auf denen zwei Mal täglich Kohlewaggons fahren, blüht es derzeit überall: „Hier sind die Bahngleise nicht mit Unkrautvernichtungsmittel bespritzt, das heißt, hier können sich Pflanzen entwickeln, die früher auf der Au auf den Schotterbänken gewachsen sind“, so Mrkvicka.

Im ersten und zweiten Weltkrieg wurden auf dem Kraftwerksgelände Muniton und Treibstoff hergestellt, erzählt EVN-Sprecher Stefan Zach: „Dieses Areal gehört zu den am stärksten bombardierten Flächen in ganz Niederösterreich, es handelt sich also um einen ungewöhnlichen Lebensraum. Aber das Geheimnis dieser Naturoase ist eindeutig der Zaun. 120 Hektar sind von einem Doppel-Stacheldrahtzaun umgeben. Es gibt hier keinen Verkehr, keine Mountainbiker, keine Hunde und die Tiere werden nicht gestört.“ Bei der neuerlichen Untersuchung des Areals erwaten sich die Biologen, bis zu 1.000 Arten zu finden.