Von der Sekretärin zur Botschafterin

Wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen in den USA ist Helene von Damm zu Gast in der „Nahaufnahme“ auf Radio NÖ. Sie kennt die amerikanische Politik aus ihrer Zeit als Beraterin Ronald Reagans und Botschafterin in Österreich.

Von Damm blickt in diesen Tagen mit „keinen guten Gefühlen“ in das Land, das bis heute ihre „politische Heimat“ ist, wie sie im Gespräch mit Alice Herzog sagt. „So etwas haben wir noch nicht erlebt, es ist einfach blamabel und ich hoffe nur, die Zeit geht schnell vorbei und wir können neu anfangen,“ beschreibt sie ihre Eindrücke vom laufenden US-Wahlkampf.

„Clinton wird das Rennen machen“

„Ich gehe davon aus, dass Hillary Clinton das Rennen machen wird“, sagt die langjährige US-Politikerin und Republikanerin, die auch zu erklären versucht, was Donald Trump in den USA so populär machte: „Ich glaube der Grund ist, dass die Wähler nicht zufrieden waren mit den Kandidaten, die von den vielen Lobbies definiert waren. Sie wollten was Neues. Und es gibt wie immer ein Segment der Gesellschaft, das sich ausgelassen fühlt und das hat Donald Trump erkannt.“

Helene von Damm gemeinsam mit Ursula Stenzel

APA / Christian Dusek

Helene von Damm (re.) gemeinsam mit Ursula Stenzel

Von Ulmerfeld-Hausmening ins Weiße Haus

Es ist der berühmte „amerikanische Traum“, von der Schreibkraft bis zur US-Botschafterin, der Helene von Damm in ihrem Berufsleben geglückt ist. „Ich hatte natürlich Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, aber man darf auch nicht vergessen, dass harte Arbeit dabei ist und vor allem, dass man Ausdauer hat.“ Von Damm verließ als 16-Jährige nach der Handelsschule ihre Heimatgemeinde Ulmerfeld-Hausmening, um „etwas zu erleben“, wie sie in der „Nahaufnahme“ erzählt.

Ihre erste Station im Wien der 1950er-Jahre war ein kleines Untermietszimmer: „Ich habe bei einer Tschechin in Untermiete gewohnt. Da musste ich durch ihre Küche und ihr Schlafzimmer, um in mein Kabinett zu kommen, das eiskalt war, kein rinnendes Wasser und wenn ich auf die Toilette musste, musste ich auf den Gang.“ Der Entschluss, auszuwandern, war schnell gefasst und von Damm erzählt von ihrer nächsten Station in Deutschland, wo sie bei einer amerikanischen Familie im Haushalt arbeitete, um die englische Sprache zu lernen, bevor sie mit 21 Jahren in den USA ging.

Karriere begann als Schreibkraft

„Ich habe als Schreibkraft bei einer Versicherung begonnen, weil mein Englisch für einen Job als Sekretärin noch nicht gut genug war.“ Es waren Menschen aus der Nachbarschaft, die von Damm ermutigt haben, eine Abendschule zu besuchen und mehr aus sich zu machen. „Das waren die ersten, die mir Mut gemacht haben und dann ging es schnell bergauf.“

Helene von Damm mit Künstler Gottfried Kumpf und Helmut Pechlaner

APA / Ludwig Schedl

Helene von Damm mit Künstler Gottfried Kumpf und Helmut Pechlaner

Ein Rücktritt für die Liebe

Von Damm erzählt von ihrer Begeisterung für den damals jungen republikanischen Politiker Ronald Reagan und ihrem Entschluss, als Wahlkampfhelferin für seine Kandidatur zum Gouverneur von Kalifornien anzuheuern. Der Rest ist ihre ganz persönliche Erfolgsgeschichte, die von Damm an der Seite des US-Präsidenten Reagan bis ins Weiße Haus geführt hat - zunächst als Assistentin, später als Beraterin für Personalfragen.

Sendungshinweis

„Radio Niederösterreich Nahaufnahme“, 30.10.2016

Das Angebot, als US-Botschafterin nach Österreich zu gehen, lehnte sie zunächst ab: „Zweimal habe ich abgelehnt, erst beim dritten Mal Ja gesagt, eigentlich wegen meiner Mutter, die damals schon 80 Jahre alt war.“ Als Botschafterin der USA in Österreich blieb sie nur zwei Jahre im Amt. Ihre vierte Heirat mit dem damaligen Sacher-Chef Peter Gürtler wurde zum Ausgangspunkt einer Pressekampagne gegen sie, die sie schließlich zum Rücktritt bewegte. „Die wohl bitterste Entscheidung meines Lebens“, so von Damm auf Radio Niederösterreich. Heute, 30 Jahre später, verbindet sie noch eine herzliche Freundschaft mit der Familie Sacher und auch ein gewisser Halt, den sie wenige Monate nach dem Tod ihres Lebensgefährten, dem Schauspieler und Regisseur Jürgen Wilke, gerne annimmt.

Die „Nahaufnahme“ zum Nachhören

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