Altes Brauchtum: Pfingstkönig im Blättermantel
Einem Burschen der letzten Hauptschulklasse wird jedes Jahr die Ehre zuteil, als Pfingskönig auftreten zu dürfen. Wobei die Ehre eine eher zweifelhafte ist. Wiegt doch das Gestell, das mit Lindenzweigen bedeckt und mit drei Pfingstrosen an der Spitze geschmückt wird, etliche Kilo.
Der Brauch des Pfingstkönigs war früher in Niederösterreich, aber auch in vielen anderen Ländern Europas weit verbreitet. Heute gibt es ihn hierzulande nur noch in Patzmannsdorf und in Arbesthal (Bezirk Bruck an der Leitha). Erstmals erwähnt wurde der Brauch im Jahr 1555, berichtet die Homepage der Gemeinde Stronsdorf zu der Patzmannsdorf als Katastralgemeinde gehört.
Böck/ Pfingstkönig
Das Brauchtum wird mit den Kindern gepflegt
Sendungshinweis
„Guten Morgen NÖ“, 4.6.2017
Heute wird der Brauch nur mehr aus liebgewonnener Tradition gepflegt, berichtet Organisatorin Elisabeth Böck: „Es ist ein schöner Frühlingsempfang und auch für die Kinder etwas Besonderes. Immerhin kommen bei der Gelegenheit alle, vom Kindergarten bis zur vierten Hauptschule zusammen. Und wir proben schon im Vorfeld ein paar Mal die alten Lieder: ‚Kein schöner Land‘ oder ‚Peters Brünnele‘, diese Lieder singen manche Kinder nur einmal im Jahr, zum Pfingstkönig.“
Der Pfingstkönig wird an einem Stock geführt
Ursprünglich war das Pfingskönigsspiel „ein Wettspiel um die besten Weideplätze und Heischebrauch. Der Hüter wurde mit Naturalien entlohnt, die er von den Dorfbewohnern einzusammeln hatte. Um dabei nicht erkannt zu werden, wurde sein Gesicht mit Ruß geschwärzt und er als ganzer in ein Laubkleid gesteckt“, berichtet die Homepage der Gemeinde Stronsdorf. Als die Gemeindeweiden immer seltener wurden, dürfte auch der Brauch seine Bedeutung verloren haben und wurde deshalb immer seltener. In Patzmannsdorf wurde er 1872 schließlich revitalisiert.
Böck/ Pfingstkönig
Unter dem Blättermantel steckt ein Bub
Weil der Bub, der den Pfingstkönig darstellt, unter seinem Blättermantel kaum etwas sieht, wird er an einem Stock geführt. Die übrigen Kinder begleiten singend seinen Weg. Regelmäßig wird stehengeblieben und um den Pfingstkönig herum getanzt. Altes Brauchtum wird in Patzmannsdorf bis heute hochgehalten. So findet sich hier beispielsweise auch der österreichweit einzigartige Brauch des „Fahnentragens“ an den Sonntagen der Fastenzeit oder das „Gmorigehen“, also das Abgehen der Gemeindegrenzen am ersten Mai.
Ursula Köhler, noe.ORF.at