Cholin: Unverzichtbar für Leber und Gehirn

Der Nährstoff Cholin ist erst vor knapp zwanzig Jahren entdeckt worden. Cholin beeinflusst die Leber- und Gehirnfunktion sowie Muskelbewegungen und den Stoffwechsel. Eine ausreichende Zufuhr senkt das Risiko für zahlreiche Krankheiten.

Cholin ist eine fettähnliche Substanz, die häufig in Form von Lecithin (Phosphatidylcholin) aus Lebensmitteln aufgenommen wird. Cholin wird im Körper nur zu einem geringen Teil selbst gebildet und kann kaum gespeichert werden. Diese Substanz gilt daher als lebensnotwendiger Nährstoff. Der größte Teil des aufgenommenen Cholins wird von Leber, Gehirn und Nieren verbraucht.

In Europa noch weitgehend unbekannt

Der jeweilige Bedarf an Cholin ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die übliche Dosierungsempfehlung beträgt etwa 425 mg für Frauen und 550 mg für Männer. Während es in Amerika längst üblich ist, die notwendige Cholinzufuhr mit Nahrungsergänzungsmitteln zu kontrollieren, fehlt in Europa noch ein entsprechendes Bewusstsein, weshalb vielfach eine mangelhafte Versorgung zu beklagen ist.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 15.11.2017

Grundsätzlich gilt, dass die Gefahr von Leber- und Muskelschäden besteht, wenn über längere Zeit zu wenig Cholin aufgenommen wird. Ein erhöhter Bedarf entsteht bei Ausdauersport, chronischen Erkrankungen wie beispielsweise entzündlichen Darmerkrankungen, Arthritis oder HIV, aber auch nach erhöhtem Alkoholkonsum. Auch Frauen nach dem Wechsel und Schwangere haben einen erhöhten Cholinbedarf.

Hilfreich für Entgiftung und Blutfettwerte

Cholin hat für mehrere Organe eine große Bedeutung, berichtet Apotheker Andreas Gentzsch von der Apotheke zum goldenen Löwen in St. Pölten. So hilft es etwa bei der Entgiftung und der Ausscheidung von Chemikalien: „Cholin unterstützt das Enzymsystem der Leber, das das Blut entgiftet und Medikamente sowie Umweltchemikalien ausscheidet.“

Auch für den Stoffwechsel und insbesondere für den Fetttransport ist Cholin von großer Bedeutung, denn es ist notwendig für den Transport von Triglyzeriden und anderen Fetten aus der Leber in das Gewebe. „Ein niedriger Cholin-Status ist gleichbedeutend mit der Anhäufung von Fett in den Leberzellen und mit einer gestörten Leberfunktion“, so Gentzsch. Außerdem stärkt Cholin Nerven und Zellwände im ganzen Körper in ihrer Struktur.

Unterstützung für Gedächtnis und Stimmungslage

Cholin ist notwendig für die Herstellung von Acetylcholin, einem wichtigen Neurotransmitter, der wiederum für Gedächtnis, Stimmung, Muskelbewegung, regelmäßigen Herzschlag und andere Grundfunktionen des Körpers eine wichtige Rolle spielt.

Cholin als essentieller Nährstoff wird auch therapeutisch angewendet. Hervorzuheben seien da besonders die Auswirkungen auf das Gehirn und die Nervenzellen, erzählt der St. Pöltner Apotheker: „Niedrige Spiegel von Azetylcholin im Gehirn sind Anzeichen degenerativer Erkrankungen, wie Alzheimer-Demenz. Die Zugabe von Cholin hilft, diesen Spiegel zu heben und die Symptome zu verbessern. Damit kann die Gedächtnisleistung und Erinnerungsfähigkeit, speziell bei älteren Personen unterstützt werden.“

Weil Cholin auch das Enzymsystem der Leber stimuliert und so das Blut entgiftet, können Medikamente, Alkohol und toxische Umweltchemikalien wie Pestizide, Lebensmittelzusätze und Schwermetalle besser ausgeschieden werden. Ebenso können Ablagerungen von Cholesterin in Form von Gallensteinen verhindert werden und das Risiko für Arteriosklerose wird gesenkt. Auch die Gefahren, die durch Alkoholmissbrauch entstehen, vor allem Fettleber und andere Leberstörungen können durch Zufuhr von Cholin gemildert werden.

In der Nahrung ist Cholin vor allem in den folgenden Lebensmitteln enthalten (Angaben in mg pro 100 g des Nahrungsmittels):

  • Rinderleber: 520 mg
  • Hühnerei (M): 270 mg
  • Sojabohnen: 116 mg
  • Erdnüsse: 95mg
  • Rindfleisch: 66mg
  • Karfiol: 42mg
  • Eisbergsalat: 31mg
  • Vollkornbrot: 13mg