Waldviertel wirbt für „Ausflüge zu Nachbarn“

Seit 30 Jahren ist der „Eiserne Vorhang“ Geschichte, dennoch gibt es jenseits der Grenze noch viel Unbekanntes zu entdecken. 13 Ausflugsziele aus Südböhmen und dem Waldviertel wollen sich nun gegenseitig unterstützen.

Die Sonnenwelt in Großschönau (Bezirk Gmünd) startet am Sonntag in ihre siebente Saison. Erstmals will man heuer speziell die tschechischen Besucherinnen und Besucher ansprechen, etwa mit eigenen Führungen oder Informationstafeln - genauso wie zwölf andere Ausflugsziele im Waldviertel und Südböhmen, erzählt Martin Bruckner (ÖVP), Mitinitiator und Bürgermeister von Großschönau: „Wir wollen uns vernetzen, damit wir unser Gästepotenzial nutzen, um auch die anderen Ausflugsziele zu bewerben.“

21.03.19 Tourismus Waldviertel Südböhmen Koopeartion

ORF

Ausflugsziele entlang der Staatsgrenze wollen Gäste aus beiden Ländern anlocken - auch die Sonnenwelt Großschönau

„Man hat gemerkt, dass in den vergangenen Jahren langsam immer mehr tschechische Besucher kommen. Wir hoffen, dass dadurch der Schritt über die Grenze erleichtert wird“, ergänzt Annelies Fried, Tierpflegerin im Bärenwald Arbesbach (Bezirk Zwettl). Unter dem Motto „Ausflüge zu unseren Nachbarn“ wollen die Betriebe ihre Gäste nun auch für Streifzüge in die grenznahe Nachbarschaft begeistern.

Mit der Schmalspurbahn ins Kloster

Der Bogen spannt sich vom Naturerlebnispark und der Dampflokomotive bis zu Burgen und Museen. Im Waldviertel nehmen vier Ausflugsziele teil, neben der Sonnenwelt und dem Bärenwald auch die Stifte Zwettl und Altenburg. In Südböhmen beteiligen sich neun Destinationen, etwa die Schmalspurbahn in Nova Bystrice, der Zoopark Na Hradecku oder das Augustinerkloster Borovany. Gemeinsam zählen diese Destinationen jährlich eine halbe Million Besucher.

Sendungshinweis

„Mittagsmagazin“, 22.3.2019

Von diesem Potenzial will man künftig auch gegenseitig profitieren, erklärt Vladimir Hokr, Bürgermeister in Nove Hrady: „Österreichische und tschechische Gästen sind sehr ähnlich, beide wollen begrüßt werden und sich wohl fühlen. Wir fühlen uns jetzt auch in Österreich wohl und empfehlen die Ausflugsziele damit auch unseren Freunden weiter.“ Das Ziel seien „nicht asiatische Touristen, die für zwei Stunden kommen, sondern Besucher aus der Region, die zwei, drei Tage bleiben“, fügt Stanislav Mrvka, Bürgermeister von Jindrichuv Hradec, hinzu.

21.03.19 Tourismus Waldviertel Südböhmen Koopeartion

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Von der grenzübergreifenden Kooperation wollen die Projektpartner beider Länder profitieren

Grenzen im Kopf überwinden

Zwei Regionen im Herzen Europas, die aber nach wie vor so manches trennt, vor allem sprachlich und kulturell, weiß die Vorsitzende der Euroregion Silva Nortica und ÖVP-Landtagsabgeordnete, Margit Göll: „Wir waren jahrzehntelang getrennt. Natürlich braucht es auch noch Zeit, um bei allen Menschen diese Grenzen abzubauen.“ Dafür brauche es auch weiterhin finanzielle Unterstützung: „Doch gerade im Tourismus, im Bildungs- oder Gesundheitsbereich vermischt sich das jetzt schon.“

Mittlerweile seien die Verbindungen aber schon sehr tief, glaubt Ivana Straska, Südböhmens Kreishauptfrau: „Nach dem Ende des ‚Eisernen Vorhangs‘ hat das Gebiet Raum bekommen, sich zu entfalten. Wir erleben jetzt eine natürliche Rückkehr.“ Die Kooperation sei nun ein weiterer Schritt, wodurch es gelingen soll, dass die Staatsgrenze eines Tages von einer Trennlinie zum Bindeglied wird.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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