„Cooking Grannies“: Kochen für die Kamera

„Cooking Grannies“ - mit diesem Projekt soll traditionelles Kochwissen weitergegeben werden. Dabei werden Großmütter aus Niederösterreich beim Kochen ihrer Familienrezepte gefilmt. Die Videos werden auf YouTube veröffentlicht.

Gundula Havranek lernte Kochen und Backen bei ihrer Großmutter. Das Kochbuch, das sie ihr vermachte, besitzt sie noch. Es ist in Kurrentschrift verfasst: „Zum Glück kann ich das lesen. Da drinnen sind auch die gebackenen Leberknödel, für die meine Oma berühmt war“, erzählt die 60-Jährige.

Ihre eigenen Kinder würden die traditionelle Hausmannskost nicht gerne selber kochen, aber bei ihr sei es in diesem Alter nicht anders gewesen: „Meine Oma wollte immer, dass ich noch mehr koche und mehr lerne. Aber im jungen Alter hat mich das wenig interessiert. Weil ich genau weiß, dass man erst später realisiert, wie wichtig das ist, habe ich mich da heute auch filmen lassen.“

„Videokochbuch“ für junge Generationen

Die gebackenen Leberknödel kochte Gundula Havranek für das Projekt „Cooking Grannies“ von Alexander Falschlehner. Drei Stunden lang filmte er sie in ihrer Küche in Herrnbaumgarten (Bezirk Mistelbach). In ein paar Wochen gibt es ihr Rezept dann in einem etwa fünfminütigen Video auf YouTube zu sehen.

Falschlehner startete mit dem Videokochbuch im Herbst letzten Jahres - aus einem persönlichen Grund: „Meine Großmutter, sie ist 87, hat Probleme mit den Händen. Alles, was sie ihr Leben lang konnte, wird jetzt schwierig. Ich wollte jetzt das Projekt beginnen, weil es einfach die letzte Generation an Frauen ist, für die Kochen Alltag war. Die haben das ökologisch und ökonomisch perfektioniert“, sagt der Tullnerbacher (Bezirk St. Pölten).

Denn auch wenn man ein schriftliches Rezept habe und das Gericht nachkoche, schmecke es doch nie so wie bei der Oma, findet Falschlehner: „Man kennt das, dass im Rezept ein Viertel Butter steht, aber die Oma nimmt eine Hälfte Butter.“ Man sehe in den Videos auch andere Tricks, etwa, wenn die Ofentür beim Backen offen bleibt.

Auch „Cooking Grandpas“ erlaubt

13 Rezepte - wie etwa Gulasch, Vanillekipferl oder Erdäpfelsuppe - sind in seinem YouTube-Kanal zu sehen. In einem Video stecken etwa 15 Stunden Arbeit, Falschlehner macht alles in seiner Freizeit. 360 Abonnenten verfolgen die „Cooking Grannies“. Der Großteil der Zuseher ist zwischen 20 und 45 Jahre alt, aber: „Besonders die Gruppe zwischen 30 und 45 kommentiert und teilt die Videos aktiv“, sagt Falschlehner.

Omas zu finden, die sich vor die Kamera stellen und kochen, sei aber nicht einfach: „Es geht über die Töchter, die Söhne, die Enkelinnen, oder teilweise auch über die Omas - es gibt auch Omas, die im Internet sind und sich dann bei mir melden.“ Um bei den „Cooking Grannies“ mitzukochen, gibt es sogar Kriterien: „Jahrgang 1950 oder älter und in der eigenen Küche kochen - aber ich mache auch Ausnahmen.“ Zum Beispiel muss es gar keine Oma sein, demnächst kommt nämlich ein Video mit einem „cooking grandpa“.

Nina Pöchhacker, noe.ORF.at

Link:

• „Cooking Grannies“ (YouTube)