Brandauer eröffnete „Literatur im Nebel“

In Heidenreichstein ist die sechste Auflage des Festivals „Literatur im Nebel“ zu Ende gegangen. Gast war heuer der afrikanische Schriftsteller Nuruddin Farah, seine Texte wurden unter anderem von Klaus Maria Brandauer und Elisabeth Orth gelesen.

Der 1945 geborene Farah, der seit 1999 mit seiner Familie in Südafrika lebt und aus den USA anreiste, wo er derzeit in Minneapolis unterrichtet, gilt nicht zuletzt durch seine eigene Geschichte als engagierter Weltenbürger, der das Schicksal der Entwurzelten und die gesellschaftlichen Realitäten gegen alle politischen Repressionen dokumentiert und besonders dem Überlebenskampf der somalischen Bevölkerung eine gewichtige Stimme verleiht.

Nuruddin Farah: „In Humanität investieren“

Einen „Heimatdichter von kosmopolitischer Prägung“ und einen „literarischen Langstreckenläufer“ von großer Ausdauer, Beharrlichkeit und Unbeugsamkeit nennt ihn sein Freund Ilija Trojanow, der über Farahs vom Exil in insgesamt 15 Ländern geprägte Biografie sprach.

Nach Salman Rushdie, Amos Oz, Jorge Semprun, Margaret Atwood und Hans Magnus Enzensberger war nun der somalische Autor zu Gast beim Festival in Heidenreichstein. Sein Credo: „In Humanität investieren“.

Nuruddin Farah

APA/Erhard Hois

Brandauer eröffnete Lesereigen

Klaus Maria Brandauer eröffnete den Lesereigen mit einem Ausschnitt aus dem Roman „Links“ - dem ersten Teil der jüngsten Trilogie „Past Imperfect“, die Farah erst vor kurzem mit „Crossbones“ vollendet hat -, später auch gemeinsam mit Maria Schrader, die ihrerseits noch aus der „Somalischen Diaspora“ vortrug. Dorothee Hartinger, Anna-Elisabeth Mayer und Cornelius Obonya widmeten sich dem 1979 erschienenen Roman „Bruder Zwilling“.

Am zweiten Festivaltag erwiesen Beatrice Achaleke, Thomas Glavinic, Sabine Haupt, Julya Rabinowich, Florentin Groll, Marie-Roger Biloa, Elisabeth Orth, Andrea Breth, Sven-Eric Bechtolf und Dörte Lyssewski dem Ehrengast ihre Reverenz. Im Heidenreichsteiner Literaturwald hat Farah übrigens einen Kirschbaum gepflanzt. In vier Jahren will er dessen Früchte ernten kommen.

Farah: „Gute Moslems sind keine Islamisten“

Im Gespräch mit ORF-Außenpolitikchef Andreas Pfeifer äußerte sich Farah auch zu den aktuellen Ereignissen in Somalia: Wer so brutal vorgehe wie die radikal-religiösen Gruppen, betreibe eine Politik der Zerstörung und der Desinformation.

Sendungshinweis:
„NÖ heute“, Sendung am 22.10.11

Er bezeichne diese Gruppen nicht als islamistisch, denn sie seien unislamisch. Gute Moslems seien keine Islamisten, so Farah. Was Nordafrika betreffe, sei er nicht optimistisch.

„Was können Sie mit Ihrer Literatur erreichen?“, wollte Pfeifer wissen. Farah: „Bücher werden nicht nur für die Gegenwart geschrieben.“ Ob das, was er schreibe, wirklich Literatur sei, müssten die folgenden Generationen beurteilen. Afrikanisches Schreiben sei der Versuch, gemeinsame Geschichte zu teilen und Verständnis zu ermöglichen.

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