Der „zweite Blick“ auf Hanekes Filme

Kathrin Resetarits war bei sechs Filmen als künstlerische Assistentin von Regisseur Michael Haneke. Zuletzt bei „Amour“, der für fünf Oscars nominiert ist. Sie wirft „einen zweiten Blick“ auf die Filme des Starregisseurs, erzählt sie im „NÖ heute“-Interview.

Kathrin Resetarits, die Tochter des Kabarettisten Lukas Resetarits, ist in Bisamberg im Bezirk Korneuburg aufgewachsen. Sie absolvierte das Regiestudium an der Filmakademie Wien und ist seitdem als Regisseurin und Schauspielerin tätig. Seit 2001 war sie bei sechs Filmen Michael Hanekes künstlerische Assistentin - zuletzt bei Amour.

Hinweis: Das Interview mit Resetarits sehen sie in der ORF TVThek.

„Ich sitze in einem dunklen Kammerl“

Schon vor den Oscars räumte der Filme unzählige Preise ab, etwa die „Goldene Palme“ in Cannes oder den französischen Filmpreis Cesar - mehr dazu in Haneke räumt bei Cesar-Filmpreisen ab. Warum ist das Drama um ein altes Liebespaar so erfolgreich? „Es geht da um alte Leute. Das interessiert angeblich niemanden. Aber ist genau etwas, was die Leute interessiert. Die Gesellschaft wird immer älter. Die Menschen müssen sich damit auseinandersetzen, wenn jemand noch 20 Jahre lebt und dement ist“, sagt Resetarits im Gespräch mit dem ORF NÖ-Kulturredakteur Benedikt Fuchs.

Kathrin Resetarits sitzt in einem Kino auf einem blauen Sessel

ORF

Resetarits im Gespräch mit Benedikt Fuchs

Resetarits lernte Haneke bei einem Kindercasting kennen. Daraus entstand dann die Zusammenarbeit. „Er hatte schon vorher die Idee, dass jemand am Video sitzt als Gegenüber. Dann haben wir das bei der ‚Klavierspielerin‘ ausprobiert und es hat sich bewährt." Ihr Job klingt sehr aufregend, der Prozess des Filmemachens ist langwierig: „Ich sitze in einem dunklen Kammerl und sehe oft sehr lange Zeit nur den Michael, wenn wir die Szenen anschauen. Es geht darum, dass jemand einen zweiten Blick darauf wirft."

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 23.2.2013

Resetarits hat sich das Vertrauen des Starregisseurs erarbeitet: „Er hat Vertrauen zu mir, was schon ein Kompliment ist. Das muss man schon immer wieder bestätigen. Manchmal sage ich gar nicht so blöde Sachen, glaube ich.“Haneke eilt der Ruf voraus, es sei nicht einfach, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er sehr genau und fast pedantisch arbeitet und sehr klare Vorstellungen davon hat, was er will. „Es ist für mich nicht so schwierig, weil es in meiner Position immanent ist, dass ich dagegenrede und meinen eigenen Kopf behalten muss, gerate ich nicht so in die Gefahr der Unterordnung. Bei ihm steht das Interesse für die Sache im Vordergrund, das finde ich sehr angenehm.“

Resetarits kennt auch den privaten Michael Haneke. „Privat ist er weicher und sanfter, aber trotzdem ein Sturkopf. Man kann auch privat sehr offen mit ihm reden. Das ist oft sehr lustig.“

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