„Glanzstoff“: Aufstieg und Fall

Ein neues Theaterstück zeigt den Aufstieg und Fall der Glanzstoff-Fabrik in St. Pölten. Ab 1906 wurden hier Kunstseide, Autoreifen und Kriegsmaterial hergestellt. Felix Mitterer schrieb das Stück im Auftrag des Landestheaters.

Sendungshinweis: „NÖ heute“, 12.4.2015

Die Firma Glanzstoff prägte die Landeshauptstadft entscheident mit. Das Stück gibt Einblicke in die wichtigsten Phasen der Fabriksgeschichte von der Eröffnung 1906 über die Jännerstreiks 1918 zum 25-Jahr-Jubiläum 1929. Weiter werden die große Depression 1930, das Bürgerkriegsjahr 1934, der Widerstand 1945, der Oktoberstreik 1950 und die Rettung der Firma durch Kreisky bis zur Schließung 2008 thematisiert. Derzeit laufen die Proben in St. Pölten.

Theater-Probe für "Glanzstück"

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Zwei Darstellerinnen bei der Probe

Fabrik wird zur Bühne

Gespielt wird es in und um die alten Hallen der Fabrik, die für die Aufführung theatertauglich gemacht werden. Mehr als 50 Bürgerinnen und Bürger der Stadt spielen mit. Zu sehen ist etwa Firmengründer Johann Urban, der sich schon in den 1940er Jahren der Hauptproblematik des Betriebs bewusst war, wie Regisseurin Renate Aichinger erzählt: „St Pölten hat ja den Ruf dieser stinkenden Stadt, dabei gab es ganz viel Anderes. Es gab zum Beispiel sehr früh Betriebskindergärten, es war wie eine Stadt in der Stadt, ein eigener Kosmos. Für mich ist es spannend, dass die Bürgerinnen und Bürger, die da mitmachen, alle eine Beziehung zur Glanzstoff hatten.“

Glanzstück-Areal

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Die alten Fabrikshallen werden zur Bühne umfunktioniert

Uraufführung am 30. April

Einige der Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller arbeiteten damals selbst in deisem Kosmos. Eine von ihnen ist Adelheid Mondl, die den Kindergarten nutze: „Der hat schon um 5.45 Uhr angefangen und war von Montag bis Freitag bis 16.00 Uhr geöffnet. Ich selbst habe von 6.00 bis 14.30 Uhr gearbeitet, so waren meine drei Kinder mit vier Jahren, zwei Jahren und zehn Monaten versorgt. Damals gab es ja nur ein Jahr Karenz.“

Andere Darsteller kennen die Glanzstoff nur von außen, doch sie interessieren sich für die Geschichte der Fabriksarbeiter, etwa beim Jännerstreik im Jahr 1918, erzählt Inge Pohl: „Ich hab ja in der Schule nichts von diesen Kriegsereignissen gewusst, uns wurde ja nichts erzählt. Es ist auch geschichtlich total interessant für mich, dass die Leute damals wirklich so gehungert haben.“ Die Uraufführung des Stücks „Glanzstoff“ am Areal des ehemaligen Fabriksgeländes in St. Pölten ist für den 30. April angesetzt.

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