NÖ: Storchenkolonie Marchegg

Wo ist der schönste Platz Niederösterreichs? Vielleicht liegt er im süd-östlichen Weinviertel, konkret in Marchegg (Bezirk Gänserndorf). Dort gibt es die größte baumbrütende Storchenkolonie Mitteleuropas.

Die March-Thaya-Auen sind ein wahres Paradies für Weißstörche, denn schon seit mehr als 100 Jahren siedeln sich Storchenpaare für einige Monate im Jahr zum Brüten rund um die Schlosswiese in Marchegg an.

„Wir haben da wahnsinnig viele Feuchtwiesen, und das ist genau das, was der Weißstorch braucht. Er findet hier die Nahrung, nämlich viele Frösche, viele Schlangen und viele Mäuse. Hier hat er aber auch die alten Eichen, wo natürlich diese großen Horste schön draufgebaut werden können“, sagt Marion Schindlauer, Gebietsbetreuerin der March-Thaya-Auen. Die Horste können ganz schön schwer werden, eine Tonne können sie wiegen. Sie werden jedes Jahr wieder bezogen und weiter ausgebaut.

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Storchenkolonie Marchegg

Die Gegend rund um Marchegg und entlang der March scheint sehr fruchtbar zu sein: Der WWF zählte im heurigen Jahr 96 Jungstörche!

„Um den 20. März herum kommen unsere Weißstörche in Marchegg an, normalerweise zuerst das Männchen. Es baut dann den Horst schön aus, man kann auch sagen, dass er ihn renoviert. Und dann kommt das Weibchen, sie begrüßen einander begrüßen - und danach geht‘s schon ans Kindermachen! Die ersten Eier werden gelegt, durchschnittlich sind es fünf Stück. Einen Monat lang wird bebrütet, die ersten Jungen schlüpfen im Mai. Bis sie dann flügge sind, dauert es noch weitere zwei Monate“, weiß Marion Schindlauer.

Größte baumbrütende Storchenkolonie Mitteleuropas

Für die Eltern bedeutet die Aufzucht der Jungen harte Arbeit. Es gibt eine genaue Arbeitsaufteilung: Ein Elternteil muss immer im Nest bleiben, um den Nachwuchs vor Baummardern oder anderen Raubtieren zu beschützen. Der andere geht inzwischen auf Nahrungssuche, da gibt es genug zu tun, denn eine Storchenfamilie braucht bis zu fünf Kilogramm Futter pro Tag. Der Tisch für die Störche in den Feuchtwiesen rund um Marchegg ist mit Regenwürmern, Insekten, Fröschen, Mäusen oder Schlangen reich gedeckt. Der Weißstorch frisst, was ihm vor den Schnabel kommt.

Dem Storch wird bekanntlich nachgesagt, dass er die Kinder bringt. Warum es diese Legende gibt, erzählt man sich in Marchegg mit einem Schmunzeln: Der erste Storch, der hier auf einem Kamin gebrütet hat, hat das auf dem Haus einer Hebamme gemacht.

Für die Störche selbst war 2015 ein sehr fruchtbares Jahr. Der World Wide Fund For Nature (WWF) zählte 96 Jungstörche. Mitte bis Ende August treten die Störche dann ihre weite Reise in den Süden an, um dort zu überwintern - und um im nächsten Frühling wieder in ihr Brut-Paradies in Marchegg zurückzukehren.

Claudia Schubert, noe.ORF.at

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