Tulln: Die Stadt der 27 Kreisverkehre

Wer mit dem Auto nach Tulln fährt, muss sich daran gewöhnen, im Kreis zu fahren: In der ganzen Stadt gibt es 27 Kreisverkehre und nur wenige Ampeln. Ein Konzept, das man seit mehr als 20 Jahren im Sinne der Verkehrssicherheit verfolgt.

Ein Brunnen mit Anker, die Statue des Heiligen Severin, Bahngleise, Palmen, Rosenbögen oder ein riesiger Draken in Anlehnung an den in der Nähe gelegenen Militärflugplatz: Kaum ein Kreisverkehr in Tulln gleicht dem anderen. Selbstverständlich finden sich darauf aber auch zahlreiche Blumen und Grünflächen, die von den Stadtgärtnern oder anderen Gärtnereibetrieben gepflegt werden.

Die Stadt setzt seit mehr als 20 Jahren auf Kreisverkehre. Durch die geringe Geschwindigkeit würden kaum Unfälle passieren bzw. nur selten mit Personenschaden, bei geringem Verkehrsaufkommen entstehen keine Wartezeiten und Autofahrer würden - wie man es von ampelgeregelten Kreuzungen gewohnt ist - nicht beim Ende der Grünphase noch stark auf das Gaspedal steigen, um die Kreuzung doch noch überqueren zu können.

Berühmter Sohn: Egon Schiele

Über einen weiteren Kreisverkehr führen Bahngleise, in Anlehnung an den Bahnhof in Tulln, wo ein berühmter Maler seine Kindheit verbracht hat: Als Sohn des Bahnhofsvorstands Adolf Schiele wurde Egon Schiele am 12. Juni 1890 in der Dienstwohnung des Vaters in Tulln geboren. Er wohnte dort elf Jahre und somit mehr als ein Drittel seines Lebens.

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„Guten Morgen Österreich“, 31.8.2016

„Die Züge werden das erste Sujet seiner Kunst“, erklärt Christian Bauer, Kurator des Schiele-Museums. „Er sitzt am Fenster, zeichnet die Züge, lauscht und hört, und er kann die Geräusche und Dialekte imitieren, die er am Bahnhof wahrnimmt.“ Die für damalige Verhältnisse luxuriöse Wohnung der Schieles ist heute ein Museum, die Räume erzählen die bewegende Geschichten der Familie. Ein beschilderter Schiele-Weg führt zudem quer durch die Stadt zu den bedeutendsten Stationen seines Lebens.

Tulln Geburtshaus Schiele Bahnhof

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Egon Schiele verbrachte in der Wohnung im Tullner Bahnhofsgebäude elf Jahre seiner Kindheit - und damit mehr als Drittel seines Lebens.

Österreichweit ist Tulln neben Schiele auch wegen der Fachmessen bekannt. Mit 368.000 Besuchern und 2.922 Ausstellern im Jahr 2015 ist die Messe Tulln die größte in Niederösterreich. Jedes Jahr gibt es zwölf Fachmessen: Bei der größten, der Internationalen Gartenbaumesse von 1. bis 5. September, werden heuer 100.000 Besucher erwartet. Unter dem Motto „Eine florale Weltreise“ können die Besucher alle Kontinente besuchen. Weitere Messen in Tulln drehen sich um die Themen Hausbau und Energiesparen, Boote, Entwicklungen in der Landwirtschaft oder den Garten.

Forschung: Schimmelpilze und Spielbausteine

1.100 Personen sind darüber hinaus am Technopol Tulln beschäftigt, wo Ausbildungseinrichtungen, Forschungsinstitute und Biotech-Unternehmen zusammenarbeiten. Geforscht wird etwa an Mykotoxinen, das sind Schimmelpilze, die Lebens- und Futtermittel befallen und jährlich hohen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Andere Forschungsprojekte beschäftigen sich aber auch mit scheinbar ganz banalen Dingen wie Spielzeug: Bunte Spielbausteine aus Holzspänen und einem biologischen Kunststoff wurden in Tulln entwickelt.

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