Wenn zu viel „Biss“ den Schlaf raubt

Zähneknirschen in der Nacht kann die Zähne schädigen und führt zu Verspannungen, die wiederum in Form von Rücken- und Kopfschmerzen deutlich werden. Ein Besuch beim Zahnarzt und beim Osteopathen kann helfen.

„Die Zähne zusammenbeißen“, „vor Wut mit den Zähnen mahlen“, „zähneknirschend zustimmen“ oder „sich die Zähne an etwas ausbeißen“ - es gibt viele Redewendungen, die andeuten, dass Stress, Angst oder Aggressionen zu Zähneknirschen führen können. Das ist aber nicht die einzige mögliche Ursache, auch Fehlstellungen der Zähne oder Erkrankungen des Kiefers können Bruxismus, also nächtliches Zähneknirschen, auslösen.

Während Zähneknirschen bei Kindern während der Wachstumsphase des Gebisses noch als normal akzeptiert wird, kann es bei Erwachsenen schwere Schäden auslösen. Durch den enormen Druck, der dem zehnfachen des Kaudrucks beim Essen entspricht, werden Zähne und Zahnschmelz abgeschliffen, Hals- und Kiefermuskeln verspannen sich, der Schlaf ist nicht so erholsam, wie er sein könnte.

Der erste Weg führt zum Zahnarzt

„La Vita“ hat die Med-Lounge in Theresienfeld (Bezirk Wr. Neustadt) besucht. Dort arbeiten Zahnarzt Klaus Charvat und Osteopathin Sabine Neuhaus Hand in Hand - denn man ist überzeugt, dass die effektivste Behandlung gegen Zähneknirschen das Tragen einer Funktionsschiene in Kombination mit einer osteopathischen Behandlung ist.

Zahnschiene

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Durch die Funktionsschiene passen Ober- und Unterkiefer besser zusammen

Um eine Diagnose zu stellen, wird die Patientin in einem ersten Schritt am Kiefergelenk untersucht. Mit dieser sogenannten manuellen Strukturanalyse stellt der Zahnarzt mit verschiedenen Griffen am Kiefer fest, ob tatsächlich ein Kiefergelenksproblem vorliegt.

Eine Kunststoffschiene schützt Zähne und Kiefer

Im nächsten Schritt wird bei der Axiografie die Bewegung des Kiefergelenks aufgezeichnet. Dafür wird ein Gerät am Kopf der Patientin angebracht, der Computer misst die Bewegungen. Diese Aufzeichnungen braucht der Zahnarzt, um eine Funktionsschiene anzufertigen. "In diese Funktionsschiene sind Gelenksflächen eingearbeitet, sodass Ober- und Unterkiefer besser zusammenpassen“, erklärt Charvat.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 10.10.2016

Die Schiene ist aus Spezial-Kunststoff hergestellt. „Der Patient sollte sie immer in der Nacht und bei akuten Beschwerden auch am Tag tragen“, erklärt der Zahnarzt. Durch diese Funktionsschiene sollen die Schmerzen mit der Zeit verschwinden. Die Funktionsschiene wird deshalb verwendet, weil eine reine Knirscherschiene nur die Zähne schützt, aber nicht das Kiefergelenksproblem an sich behandelt.

Osteopathie beschleunigt die Behandlung

Nachdem die Funktionsschiene hergestellt worden ist, kommt Osteopathin Sabine Neuhaus ins Spiel. „Ich versuche den ganzen Körper darauf vorzubereiten, dass eine Umstellung passiert, und den Körper so herzurichten, dass die neue Stellung auch angenommen werden kann“, erklärt Neuhaus.

Osteopathin

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Mit speziellen Griffen lockert die Osteopathin die Muskeln und löst Blockaden

Die Muskeln und Gelenke werden mit unterschiedlichen osteopathischen Techniken behandelt. Mit speziellen Griffen werden die Muskeln gelockert, Blockaden gelöst, Wirbel und Gelenke werden eingerichtet. „Meistens ist die Kiefermuskulatur betroffen. Da gibt es ganz viele Muskeln - außen, innen, Zungenmuskulatur, erster Halswirbel und das geht dann hinunter meistens bis zum Kreuzbein", so Neuhaus.

Nur mit der zusätzlichen osteopathischen Behandlung ist gesichert, dass das Kiefergelenk die neue Stellung auch annehmen kann, erklärt der Zahnarzt. Daher ist die Zusammenarbeit so wichtig. Nach der osteopathischen Behandlung wird die Funktionsschiene vom Zahnarzt erneut angepasst. In sechs- bis achtwöchigen Abständen wird der Heilungsverlauf weiterhin kontrolliert, die Schiene wird immer wieder angepasst, damit der Patient oder die Patientin in Zukunft wieder schmerzfrei leben und auch schlafen kann.

Pia Seiser, noe.ORF.at