„Universum History“ zeigt den Verrat des Kaisers

Vor 100 Jahren, im April 1918, ist die sogenannte „Sixtus-Affäre“ aufgeflogen. Ein „Universum History“ mit dem Titel „Der Verrat des Kaisers“ zeigt am Freitag die geheimen Verhandlungen des österreichischen Kaiserhauses mit Frankreich.

Im April 1918 flog die heikelste diplomatische Mission des Ersten Weltkriegs auf und wurde zum europaweiten Skandal: die sogenannte „Sixtus-Affäre“. Im Frühjahr 1917 wollte der junge Kaiser Karl Thron und Monarchie retten. Sixtus und Xavier, die Brüder seiner Ehefrau Zita, sollten Karls Brief mit einem Friedensangebot dem französischen Präsidenten überbringen. Die Sache wurde ein Jahr später publik und sorgte durch ihr Scheitern für eine Eskalation des Krieges und den Untergang der Habsburger - zu sehen in einem ORF-„Universum History“ mit dem Titel „Der Verrat des Kaisers“ am Freitag um 22.40 Uhr in ORF 2.

Zahlreiche Drehorte in Niederösterreich

Die aufwändige ORF-„Universum History“-Eigenproduktion „Der Verrat des Kaisers“ von Fritz Kalteis kann mit neu entdeckten Dokumenten diese brisante Operation erstmals lückenlos rekonstruieren. In den Hauptrollen sind Kaiser-Franz-Joseph-Ururenkel Leopold Altenburg als Kaiser Karl und Daniela Golpashin als Zita zu sehen.

Filmausschnitt aus „Der Verrat des Kaisers“

Kaiser Karl schrieb im Frühjahr 1917 einen Brief an seinen Schwager Sixtus, der die Monarchie erschüttern sollte.

Gedreht wurde der Film – eine Koproduktion von ORF, Metafilm und Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Zusammenarbeit mit ZDF/ARTE, gefördert von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land Niederösterreich – an Originalschauplätzen wie der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen), dem Kaiserhaus in Baden, dem Schloss Laxenburg (Bezirk Mödling) und dem Schloss Eckartsau (Bezirk Gänserndorf). Im Dezember sendet der ORF Niederösterreich eine Fassung mit den zahlreichen Niederösterreich-Bezügen des kaiserlichen Paares.

Ein untauglicher Versuch, den Thron zu retten

Am Höhepunkt des Ersten Weltkriegs stand die Habsburgermonarchie vor dem Kollaps: verlorene Schlachten, Meutereien bei den Truppen, Hunger im Hinterland. Der junge Kaiser Karl, der im November 1916 nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph auf den Thron der Habsburger-Monarchie gelangt war, musste sein Reich und seine Dynastie retten, koste es, was es wolle. Er wagte ein Spiel mit hohem Einsatz: Friedensverhandlungen mit dem Feind – hinter dem Rücken der deutschen Verbündeten. Lange war völlig unklar, was dabei genau geschehen war.

Universum History

metafilm

Karl (Leopold Altenburg, 3.v.r.) und Zita (Daniela Golpashin, 4.v.l.) auf ihrer Fahrt ins Exil nach Madeira

Im Februar 2017 waren in einem Nachlass in Wien die Tagebücher von Tamas Graf Erdödy aufgetaucht – dem Adjutanten und Jugendfreund von Kaiser Karl I. Darin zeichnet Erdödy aus nächster Nähe zum Kaiser den Verlauf jener Friedensinitiative nach, die die Welt der Habsburger retten und den Ersten Weltkrieg beenden sollte. Sie wird als „Sixtus-Affäre“ in die Geschichte eingehen.

Für den Historiker Manfried Rauchensteiner sind Tamas Erdödys Aufzeichnungen ein Glücksfall: „Sie ermöglichen eine Chronologie der Geschehnisse, wie wir sie bisher nicht gehabt haben.“ Regisseur Fritz Kalteis hat diesen „Krimi“ als aufwendige Spieldokumentation für „Universum History“ inszeniert: „Ein hochspannendes Ränkespiel der Mächte – mit einem jungen Mann im Mittelpunkt, der den wohl schwierigsten Job der Welt geerbt hat“, beschreibt Kalteis die Ausgangslage. Tamas Erdödy (gespielt von Raphael von Bargen) musste im Auftrag des Kaisers die Friedensverhandlungen mit Frankreich arrangieren – unter strengster Geheimhaltung.

Die Verwandtschaft sollte den Weg zum Frieden ebnen: Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma verfügten als Mitglieder des ehemaligen französischen Königshauses über beste Kontakte. Und sie waren die Brüder von Karls Frau Zita (Daniela Golpashin). Die Kaiserin gilt bis heute als eigentliche Hauptfigur, wie die Historikerin Katrin Unterreiner bestätigt: „Sie war die klügere, die ehrgeizigere und die politisch engagiertere Person. Und sie hat, was vielen missfiel, ganz offen den Ton angegeben“.

Im April 1918 flogen die geheimen Verhandlungen auf. Es kam zum internationalen Skandal – und Karls Hoffnung auf Frieden verkehrte sich ins Gegenteil. „Für die Deutschen war das nichts als blanker Verrat“, sagt der Historiker Michael Epkenhans aus Potsdam. Österreich musste sich als Konsequenz vollends dem deutschen Diktat unterwerfen und den Krieg bis zum bitteren Ende ausfechten. Er endete im November 1918 mit Millionen von Toten, dem Zerfall der Donaumonarchie und dem Ende der Habsburger als Herrscherdynastie nach fast 650 Jahren.

Stimmen zur Produktion „Der Verrat des Kaisers“

Regisseur Fritz Kalteis: „Ich habe in Karl einen Menschen gefunden, der sicherlich ehrlich versucht hat, sein Reich und seine Krone zu retten, der aber nicht in der Lage war, zu erkennen, dass die Zeit vermeintlich gottgewollter Herrscher einfach vorbei war. Er ist in seinem Streben klar gescheitert – aber er hat es wenigsten versucht."

Leopold Altenburg, Darsteller von Kaiser Karl: „Ich habe Kaiserin Zita noch persönlich kennengelernt, damals 1981, als sie dann endlich wieder nach Österreich einreisen durfte. Jetzt, bei diesem Film, ist es für mich besonders spannend, dass ich mich als Schauspieler mit meiner eigenen Familiengeschichte, mit meinen Ahnen, auseinandersetzen kann. Mit Karl ist es so ein bisschen wie mit einem Herrscher, den man auf ein wildes Pferd setzt und der dann sagt: ‚Bitte, ich will die Zügel nicht halten, das muss jemand anderer machen‘.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 6.4.2018

Daniela Golpashin, Darstellerin von Kaiserin Zita: „Was mir an meiner Rolle gefallen hat, ist, dass ich mich mit dieser historischen Frauenfigur auseinandersetzen kann, mit der Frage, was ist das eigentlich, eine moderne, historische Frauenfigur. Karl und Zita waren ein so junges Paar, das vor einer großen Herausforderung stand. Und ein Paar, das zusammenwächst und sich gegenseitig unterstützt. Ich glaube, Karl und Zita waren ein modernes Paar im Vergleich zu anderen Kaiserpaaren.“

„Universum History“-Sendungsverantwortlicher Tom Matzek: „‚Der Verrat des Kaisers – Kaiser Karl und das Ende der Habsburger‘ ist große europäische Geschichte. Es ist die Dreiecksbeziehung der bestimmenden Großmächte sowie der Dynastien von Bourbonen, Hohenzollern und Habsburgern – erzählt am aufregenden Schicksal des letzten Habsburgerkaisers.“

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