„Kalte Spuren“: Brutaler Überfall auf Ehepaar

Es war ein Martyrium für die Opfer: Am 4. März 2018 wurde ein Ehepaar in seinem Haus in Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) von fünf unbekannten Täter überfallen, misshandelt und beraubt.

Bei dem Überfall habe es sich um eine „Home Invasion“ gehandelt, erklärt Ermittler Josef Deutsch. "Davon spricht man, wenn eine besonders brutale Vorgehensweise der Täter vorliegt, etwa durch Fesseln, Knebeln und Misshandeln der Opfer. Damit unterscheidet sich ein solcher Fall von einem „normalen“ Überfall in einem Wohnhaus oder in einer Wohnung.

ORF wärmt „kalte Spuren“ auf

Bei der Serie „Kalte Spuren“ handelt es sich um eine Kooperation des ORF NÖ mit der Landespolizeidirektion. Jeden Montag werden ungelöste Fälle, vom Raubüberfall bis zum Mord, aufgezeigt.

Das Landeskriminalamt Niederösterreich nimmt unter der Telefonnummer 059-133-303333 Hinweise entgegen.

Am 4. März hatten es die Täter auf ein Ehepaar abgesehen, das ein Gemüseanbauunternehmen betreibt. „Diese Familie beschäftigt laufend Erntehelfer aus dem Ausland, also gibt es sehr viele Personen, die das Umfeld, den Tatort und das Firmengelände auch näher kennen“, sagt Ermittler Deutsch.

In jener Nacht kam das spätere Opfer gegen 0.30 Uhr von einem Wirtshausbesuch nach Hause. Der Landwirt wollte im Lagerraum die Heizung abdrehen. Dort überfielen ihn maskierte Täter. Sie schlugen und fesselten ihn. Dann schleppten sie ihr Opfer ins Wohnhaus. Die Ehefrau des Gemüsehändlers sah zu dem Zeitpunkt fern. Auch sie wurde brutal attackiert, geschlagen und mit Klebebändern und Kabelbindern gefesselt.

Opfer fünf Stunden lang gequält

„Durch Misshandlungen haben die Täter versucht, die Opfer dazu zu bewegen, ihnen die Standorte von Tresoren zu verraten, ihnen zu sagen, wo Schmuckstücke und Bargeld versteckt sind“, berichtet Deutsch. Fünf Stunden lang traktierten die Täter ihre wehrlosen Opfer. „Im Endeffekt haben sie aus einem Tresor, der ihnen genannt wurde, auch Faustfeuerwaffen, nämlich zwei Pistolen, erbeutet, die der Ehemann legal besessen hat. Außerdem wurden Schmuck und Bargeld im Wert von mehreren tausend Euro gestohlen“, so der Ermittler. Die Opfer leiden bis heute unter den Folgen des brutalen Überfalls.

Brutaler Überfall auf Ehepaar

Diese gestellte Szene zeigt, wie die Täter ihre beiden Opfer attackieren, überwältigen und fesseln.

Nun stellt sich für die Polizei die Frage, wo die beiden Waffen, eine Pistole der Marke Colt 45 Automatik und eine Pistole der Marke Erma Kaliber 6,35, hingekommen sind. Möglicherweise sind sie irgendwo auf dem Schwarzmarkt aufgetaucht, vermuten die Ermittler.

„Besonders auffällige“ Kabelbinder verwendet

Auch zu den gelben Kabelbindern erhofft man sich Hinweise. „Diese Kabelbinder, die die Täter als Fesselungswerkzeug verwendet haben, nennen sich ‚Speedytie‘, sind besonders auffällig, etwa 75 Zentimeter lang, in manchen Baumärkten erhältlich und haben die Besonderheit, dass man sie auch wieder öffnen kann.“ In diesem Fall sägten oder zwickten die Täter den Verschluss ab, sodass sich die Opfer nicht befreien konnten.

Kabelbinder

LPD NÖ

Mit diesen gelben Kabelbindern wurden die Opfer gefesselt

„Nun stellt sich die Frage, wer Hinweise zu diesen Kabelbindern geben kann, wo sie vielleicht im Umfeld von Orth an der Donau oder im Marchfeld bei Firmen verwendet werden. Vielleicht hat jemand Personen wahrgenommen, die solche Kabelbinder irgendwo vor der Tatzeit angekauft haben“, heißt es bei der Polizei. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die Täter am Tatort gut auskannten. „Wir gehen natürlich schon auch der Spur nach, dass die Täter vielleicht aus dem Umfeld von Erntehelfern Informationen - ob absichtlich oder unabsichtlich - bekommen haben, also zumindest ein gewisses Insiderwissen gehabt haben dürften.“

Die Opfer konnten eine vage Täterbeschreibung machen. Alle fünf Täter sollen dunkel gekleidet gewesen und zwischen 1,70 Meter und 1,80 Meter groß gewesen sein. Sie trugen dunkle Hauben und dunkle Wollmützen mit Sehschlitzen und sprachen mit ausländischem Akzent, möglicherweise rumänisch, heißt es bei der Polizei.

Doris Henninger, noe.ORF.at

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