Gesucht: Objekte aus der „Eisernen Vorhang“-Zeit

Heuer jährt sich zum 30. Mal der Fall des „Eisernen Vorhangs“. In Weitra (Bezirk Gmünd) gibt es eine Ausstellung über die Welt hinter und entlang des „Eisernen Vorhangs“, die nun neu gestaltet wird und für die Exponate gesucht werden.

Unter dem Begriff des „Eisernen Vorhangs“ versteht man jene Grenzbefestigungen, Mauern und Zäune, welche die Menschen in Osteuropa bis 1989 gehindert haben, ihre Heimatländer zu verlassen. Dieser „Eiserne Vorhang“ war zwischen Niederösterreich und der damaligen Tschechoslowakei 414 Kilometer lang.

Bilder von 1989: Alois Mock schneidet den Eisernern Vorhang durch

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Alois Mock und Siegfried Ludwig (v.l.) schneiden am 17. Dezember 1989 bei Kleinhaugsdorf den „Eisernen Vorhang“ durch

Am 17. Dezember 1989 durchschnitten der österreichische Außenminister Alois Mock, Niederösterreichs Landeshauptmann Siegfried Ludwig und der tschechoslowakische Außenminister Jiri Dienstbier bei Kleinhaugsdorf (Bezirk Hollabrunn) den „Eisernen Vorhang“. Danach begann der Abbau dieser jahrzehntelangen Grenze zwischen Ost und West, der „Kalte Krieg“ zwischen den USA und dem Westen auf der einen, der Sowjetunion und dem Osten auf der anderen Seite ging seinem Ende zu.

Leben entlang des „Eisernen Vorhangs“

Seit 15 Jahren gibt es in der Grenzstadt Weitra die Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“. Im Schloss wird gezeigt, wie diese unüberwindbare Grenzbefestigung das Leben der Menschen jahrzehntelang beeinflusst hat. Es waren Zeiten des Misstrauens, der Angst, der Zensur, der Überwachung und der Perspektivenlosigkeit.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 22.2.2019

Diese Aspekte werden bei der Neugestaltung der Ausstellung besonders herausgearbeitet. „Wir werden verschiedene Symbole der untergegangenen Regime präsentieren. Das ist eigentlich auch ein schöner Blick auf die Vergänglichkeit von Macht. Selbst Dinge, die sehr gefürchtet waren, werden irgendwann als mehr oder weniger wertvolle Schaustücke enden“, sagt Ausstellungskurator Christoph Benedikter.

Herbert Vytiska Christoph Benedikter Raimund Fuchs Weitra

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Die Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“ im Schloss Weitra wird neu gestaltet: Herbert Vytiska, Christoph Benedikter und Raimund Fuchs (v.l.)

„Eiserner Vorhang“ soll nie in Vergessenheit geraten

„Der ‚Eiserne Vorhang‘ war über mehr als vier Jahrzehnte lang bestimmender Teil der österreichischen und der europäischen Geschichte. Man darf ihn nicht in Vergessenheit geraten lassen. Man muss auch die Ereignisse, die sich in dieser Region abgespielt haben und von denen Menschen betroffen waren, immer wieder in Erinnerung rufen. Auch unter dem Motto ‚Der Zukunft zeigen, was in der Vergangenheit geschehen ist bzw. was sie auch der Vergangenheit verdankt‘“, erklärt Herbert Vytiska, ehemaliger Pressprecher von Alois Mock und Generalsekretär des Vereins zur Dokumentation der Zeitgeschichte, der als Veranstalter der Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“ fungiert.

Der Bürgermeister von Weitra, Raimund Fuchs (ÖVP), ergänzt: „Weitra als ehemalige Grenzstadt mit historischer Bedeutung ist ja geradezu prädestiniert, der Standort für eine Ausstellung zum Thema ‚Eiserner Vorhang‘ zu sein.“

Gesucht werden Filme, Fotos und Erinnerungsstücke

Für die Ausstellung in Weitra werden nun neue Exponate gesucht. Das können sowohl Erinnerungsstücke aus den 1980er Jahren und früher sein, als auch andere „Andenken“, die vielleicht von Privatsammlern aufgehoben werden.

Kappe Tschechoslowakei Dolch DDR

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In vielen Privatsammlungen und -haushalten liegen interessante Objekte, die man in Weitra zeigen könnte, sind die Ausstellungskuratoren überzeugt

"Ich kenne Personen, die in Oberösterreich am ‚Eisernen Vorhang‘ gelebt haben, die dann Isolatoren vom Zaun abmontiert haben oder ein Stück vom Zaun oder eine Tafel mit „Pozor!" mitgehen ließen. Wir suchen solche Sachen, persönliche Erinnerungsstücke, Andenken, Zeitungen und Briefe. Oder Fotos und Filme, die man damals gemacht hat - entweder von der österreichischen Seite aus oder in der Tschechoslowakei, wenn einen Besonderes fasziniert hat“, so Kurator Christoph Benedikter.

Wohin kann man sich mit seinen Objekten wenden?

Die neu gestaltete Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“ auf Schloss Weitra wird am 1. Mai eröffnet. Wer Objekte für die Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“ zur Verfügung stellen möchte, kann sich an das Stadtamt im Rathaus von Weitra (Telefon 02856/5006-0) oder per Mail an Christoph Benedikter wenden.

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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