Ahnenforschung: Vergangenheit als Beruf

In der Vergangenheit von Familien zu forschen hat sich der Amstettner Klaus Berger zum Beruf gemacht. Als Ahnenforscher erstellt er Stammbäume und Gebäudeberichte oder spürt den Namenslinien seiner Kundinnen und Kunden nach.

Mit Detektivarbeit möchte Klaus Berger aus Amstetten die Ahnenforschung nicht verglichen wissen, dennoch haben die Tätigkeiten einiges gemeinsam, so der Geschichtswissenschaftler. In jedem Fall verfolgt er Spuren von Menschen und dokumentiert diese. Zwar hat er ein Büro, dennoch ist er für seine Nachforschungen im ganzen Land unterwegs - bei seinen Kundinnen und Kunden, in Archiven und auf Standesämtern.

Manche Fälle sind schnell abgeschlossen, andere sind mit enormen Recherchen verbunden und zeitaufwendig. „Das kann natürlich auch mühsam sein, wenn man sucht und sucht und ein wichtiges Detail nicht findet. Aber umso größer ist die Freude, wenn man dann doch fündig wird und in der Geschichte weiterkommt“, sagt der 32-jährige Ahnenforscher.

04.03.19 Reportage Ahnenforscher Amstetten Fleischerei Kilb

ORF

Ahnenforscher Klaus Berger verbringt den Großteil seiner Zeit mit Recherchen in Archiven und Nachschlagewerken

Den Anfang fand die Arbeit des Ahnenforschers vor etwa 14 Jahren. Damals beschäftigten er und ein Freund sich unabhängig voneinander mit den jeweils eigenen familiären Wurzeln. Die beiden tauschten Erfahrungen aus und kamen auf die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen. Mittlerweile leben die zwei jungen Männer von ihren Nachforschungen, auch internationale Anfragen erreichen die beiden.

Spurensuche entlang der Hochquellwasserleitung

Ein besonders interessanter Fall beschäftigte die beiden Geschichtswissenschaftler nach einer Anfrage einer Nachfahrin des Geologen Eduard Suess. Als Erbauer der Wiener Hochquellwasserleitung, die quer durch Niederösterreich führt, revolutionierte er die Wiener Wasserversorgung. Mehr als 130 Jahre später beauftragte eine entfernte Verwandte aus Kanada die Amstettner Ahnenforscher. Sie wollte wissen, wann und warum ihrer Familie der Adelstitel verliehen worden war.

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 4.3.2019

„Das war sicherlich ein besonderer Fall für uns, von dem wir nach wie vor immer wieder erzählen“, so Berger. Nach längeren Nachforschungen fanden sie heraus, dass bereits der Vater von Eduard Suess einen Anspruch hatte, sich in den Adelsstand erheben zu lassen. Lange Zeit hatte er diesen nicht geltend gemacht. Am Sterbebett jedoch verpflichtete er seinen Sohn dazu, den Adelstitel doch noch durchzusetzen.

04.03.19 Reportage Ahnenforscher Amstetten Fleischerei Kilb

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Im Umgang mit alten Dokumenten ist Vorsicht geboten. Die zunehmend digitalisierten Onlinedatenbanken erleichtern den Forschern die Arbeit

Familiengeheimnisse aufdecken als Beruf

Die Bandbreite der Aufträge reicht von der Verfolgung der Familiennamenslinie über Gebäudeberichte historischer Bauwerke bis zur Generierung von Stammbäumen. Einer, der sowohl die eigene Familiengeschichte so weit wie möglich zurückverfolgt haben wollte als auch einen Gebäudebericht erstellen ließ, ist Josef Lechner, Fleischhauer in sechster Generation in Kilb.

Eine Frage beschäftigte den Traditionsfleischer ganz besonders: „Mein Großvater war im Zweiten Weltkrieg in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Ich wollte wissen, ob es vielleicht Verwandte in Amerika gibt, von denen wir nichts wissen.“ Die Ergebnisse von Ahnenforscher Klaus Berger bezeugten aber keine Familienlinie in den USA. „Heute weiß ich, dass mein Großvater brav war“, schmunzelt Lechner.

04.03.19 Reportage Ahnenforscher Amstetten Fleischerei Kilb

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Fotos und Briefe zeugen aus der Kriegsgefangenschaft von Lechners Großvater

Klaus Berger verfolgte die Wurzeln des Fleischhauers einige wenige hundert Jahre zurück und brachte dabei auch die eine oder andere Überraschung zutage. „Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass fast alle meine Vorfahren entweder Bauern oder in späterer Zeit Fleischer waren. Nur einen Ausreißer gab es bei uns - der war K&K Hofkavallerierittmeister“, so Lechner.

Auch aus dem Gebäudebericht der Fleischhauerei am Kilber Marktplatz, den der heutige Besitzer bei Ahnenforscher Klaus Berger in Auftrag gab, gingen interessante Details hervor, so Lechner: „Das Gebäude war immer schon zentral wichtig für den Ort. Im Jahr 1853 wurde es von unserer Familie übernommen, davor war es aber immer schon im Besitz von Fleischern - das Gewerbe hat nie gewechselt.“

Veronika Berger, noe.ORF.at

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