Meningokokken: selten, aber gefährlich

Mit dem Weltmeningitis-Tag am 24. April wird jedes Jahr auf die gesundheitlichen Probleme durch Hirnhautentzündung aufmerksam gemacht. Ausgelöst wird die Erkrankung etwa durch Meningokokken, einer gefährlichen Bakterienart.

Die Symptome lassen sich oft nur schwer von denen einer Grippe unterscheiden. Dabei ist gerade bei Meningokokken eine rasche Diagnose besonders wichtig, denn wird die Krankheit nicht schnell genug erkannt, drohen schwerwiegende Folgen. Das erfuhr auch Johannes Hollmann, der etwa mit 18 Jahren die unerfreuliche Bekanntschaft mit Meningokokken machte.

Heute will Hollmann andere über die Gefahr aufklären, denn die Symptome sind tückisch, weil im ersten Moment unauffällig: „Es hat sich so geäußert, dass ich plötzlich wahnsinnig Kopfschmerzen und Nackenverspannungen bekommen habe. Ich hab mir gedacht ich bin verkühlt, ich werde krank und habe mich ins Bett gelegt um mich auszuruhen. Die nächsten 15 Tage kenne ich nur aus Erzählungen, weil ich 14 Tage im Koma gelegen bin.“

Häufig Babys und Jugendliche betroffen

Neben Jugendlichen sind auch Kleinkinder häufig betroffen. Mit hohem Fieber brachte Andreas Busek seine ein Monat alte Tochter ins Spital und drängte die Ärzte zum Handeln: “Da hat es sich wirklich nur mehr um Stunden gehandelt. Hätte ich nicht so darauf beharrt, hätte meine Tochter den nächsten Tag nicht mehr erlebt, das meinen auch die Ärzte." Auf die Behandlung sprach das Mädchen gut an. "Es kamen dann leider jede Stunde andere Hiobsbotschaften. Aufgrund dieser langen Wartezeit hat meine Tochter zwei Gehirnschläge bekommen“, erzählt Busek über die schlimme Zeit im Krankenhaus.

Beide Patienten haben sich ins Leben zurückgekämpft. Doch das gelingt nicht allen. In den vergangenen fünf Jahren traten Meningokokken in Niederreich 18 Mal auf, österreichweit gab es 151 Infektionen, 19 davon verliefen tödlich. „Trotz sämtlicher intensivmedizinischer Maßnahmen, die wir bereits haben, ist es uns zum Großteil nicht möglich, ein Kind, das an einer Meningokokken-Infektion erkrankt ist, zu retten“, erklärt Andreas Schneider, Kinderfacharzt auf der Kinderintensivstation im AKH in Wien.

Ärzte fordern gratis Impfungen

Das Risiko zu erkranken ist laut AGES als gering einzuschätzen. Wenn man aber erkrankt, muss sehr schnell gehandelt werden. Impfungen haben laut dem Kinderfacharzt daher einen hohen Stellenwert. „Ich habe in meiner Karriere leider immer wieder Kinder gehabt, die an einer Meningokokken-Sepsis verstorben sind. Eine Impfung rettet Leben, es ist eine Möglichkeit, einem Kind einen guten Schutz zu bieten“, betont Schneider.

Die Meningokokken-Impfung gegen die Bakterien-Gruppe ACWY ist für Schulkinder im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Die vor allem für Babys empfohlene Impfung gegen die Bakterien-Gruppe B muss hingegen von den Eltern bezahlt werden. „Ich denke, dass es gut wäre, wenn es ähnlich wie in Deutschland wäre. Wenn sich die ständige Impfkommission dort entschließt, etwas zu empfehlen, bedeutet das, dass es auch bezahlt wird.“ Denn Meningokokken-Impfungen der Gruppe B sind teuer. Deshalb sollten sie auch in Österreich in das kostenfreie Impfprogramm aufgenommen werden, fordert laut Schneider auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde.

Manuela Matl, noe.ORF.at

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