Ausstellung: „Mailänder Vereinbarung“

Im Landhaus in St. Pölten widmet sich eine neue Ausstellung der „Mailänder Vereinbarung“. Am 11. November 308 fand in Carnuntum die Kaiserkonferenz statt. Fünf Jahre später brachte die „Mailänder Vereinbarung“ die Religionsfreiheit.

Innerhalb von nur fünf Jahren war das Römische Reich ein anderes geworden. Es gab plötzlich keinen Alleinherrscher mehr. Die Macht wurde auf vier Personen aufgeteilt, das Christentum wurde geduldet, und die Menschen waren in ihrer Glaubensentscheidung frei. Für Ausstellungskurator Franz Humer war das eine Kulturrevolution. „Die Christen haben immer die Autorität und die Vergöttlichung des Kaisers in Frage gestellt. Deshalb wurden sie ja auch so verfolgt. Und mit einem Schlag innerhalb weniger Jahre ist dieses eigentlich ketzerische gegenüber dem römischen Reich völlig umgewandelt worden.“

Machtverhältnisse wurden neu aufgeteilt

Durch die damals in Carnuntum getätigten Beschlüsse wurden die Machtverhältnisse im Römischen Reich neu aufgeteilt. Kaiser Diokletian war nach den turbulenten Ereignissen des 3. Jahrhunderts n. Chr. klar, dass das riesige Römische Reich nicht mehr von einer einzigen Person reagiert werden konnte. Daher schuf er eine Machtaufteilung auf vier Personen, das sogenannte System der Tetrarchie. Bereits zweieinhalb Jahre später erließ der in Carnuntum ernannte Tetrarch Galerius im Namen aller vier Herrscher das Toleranzedikt von Nikomedia, heute Izmit in der Türkei.

Ausstellung Landhaus

ORF NÖ

Die Ausstellung im Landaus läuft bis 23. November.

Damit wurde erstmals das Christentum geduldet und die Verfolgung der Christen, die gerade unter Diokletian sehr stark vertreten waren, beendet. Zwei Jahre später, im Frühjahr 313 n. Chr., verfassten die zwei letzten in Carnuntum ernannten Tetrarchen, Konstantin und Licinius, gemeinsam die Vereinbarung von Mailand, welche letztendlich die Freiheit der Glaubensentscheidung für alle Religionen im Römischen Reich bedeutete.

Pröll: „Beitrag gegen Geschichtsvergessen“

„In der heutigen Zeit ist es wichtig, innezuhalten und sich Zeit zu nehmen, zurückzudenken. Wendepunkte, wie die Mailänder Vereinbarung im Jahr 313 n. Chr. ermöglichen uns, dass man auch in schwierigsten Zeiten Toleranz zeigen kann“, sagt Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „1700 Jahre Mailänder Vereinbarung“. Die Ausstellung sei ein wesentlicher Beitrag, gegen das Geschichtsvergessen anzukämpfen und das Bewusstsein zu schaffen, „dass in Niederösterreich Religions- und Kulturgeschichte geschrieben wurde“. „Niederösterreich ist ein christliches, geschichtsbewusstes und geschichtsträchtiges Land“, so Pröll.

„Wer die Geschichte kennt, kann aus ihr lernen und die richtigen Schlüsse ziehen“, so Landtagspräsident Hans Penz (ÖVP). Das Wichtigste der Initiative sei der interkulturelle Dialog, das Grenzüberschreitende und das Verbindende. Als „großes Geschenk“ bezeichnete der Apostolische Nuntius in Österreich, Titularerzbischof Peter Stephan Zurbriggen, die Mailänder Vereinbarung. „Setzen wir uns für Religionsfreiheit auch in der heutigen Zeit ein“, so Zurbriggen. Die Bedeutung des Wendepunkts skizzierte Claudia Rapp von der Universität Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften, in ihrem Gastvortrag. Die Ausstellung „1700 Jahre Mailänder Vereinbarung“ im Landhaus in Sankt Pölten wird bis 23. November gezeigt.