Kinderpornoring ausgehoben

Die Polizeibehörden haben einem gigantischen Kinderpornoring über 22 Länder das Handwerk gelegt. Unter den Verdächtigen sind auch drei Niederösterreicher. Auf dem sichergestellten Material ist sogar der Missbrauch von Babys zu sehen.

112 Verdächtige in 22 Ländern sind bei der „Operation Icarus“ festgenommen worden. Sie wurde unter der Leitung dänischer Spezialisten und mit Unterstützung der europäischen Polizeibehörde Europol zu Beginn des Jahres initiiert. 269 Verdächtige wurden ausgeforscht - 19 davon in Österreich. Bei einem von ihnen stellten die Ermittler laut Bundeskriminalamt (BK) 3.400 Datenträger - CDs, Festplatten usw. - sicher.

Drei Verdächtige aus Niederösterreich

Acht der heimischen Verdächtigen wurden in Wien ausgeforscht, je drei in Niederösterreich und der Steiermark. Je zwei entdeckten die Kriminalisten in Tirol und dem Burgenland sowie einen in Kärnten.

Europol informierte am Freitag in Den Haag bei einer Pressekonferenz über den Stand der Ermittlungen. Dabei kamen erschütternde Details zutage. Es handle sich um extremste Formen von Videomaterial, auf dem unter anderem die Vergewaltigung und der Missbrauch von Babys und Kleinkindern zu sehen gewesen seien, hieß es bei der Pressekonferenz.

Weitere Festnahmen erwartet

Die „Operation Icarus“ ist laut Europol nicht abgeschlossen. Weitere Festnahmen seien zu erwarten. Die Ermittler wollen vor allem an die Produzenten des Materials kommen sowie weitere Verdächtige und vor allem Opfer identifizieren. Bei der Pressekonferenz präzisierte die Polizeibehörde, dass es sich bisher um insgesamt 269 Verdächtige handelt, von denen 112 festgenommen wurden. Ob es in Österreich auch zu Festnahmen kam, konnte das BK bisher nicht bekanntgeben.

Die Aktion habe bisher unbekannte Netzwerke von wegen Kindesmissbrauchs Verdächtigten aufgedeckt. Zahlreiches bei Hausdurchsuchungen sichergestelltes Material müsse noch forensisch untersucht werden. Europol-Direktor Rob Wainwright berichtete von einem Verdächtigen aus der Schweiz, bei dem rund 120 Terabyte Datenmaterial sichergestellt wurden. Darauf würden 36.000 Stunden High-Quality-Videos passen. Man schätzt, dass die Ermittler etwa ein halbes Jahr zur Sichtung des Materials benötigen werden, so der Europol-Chef.

Ein Verdächtiger mit 29 Terabyte Material

Ein dänischer Verdächtiger hatte etwa 29 Terabyte Datenmaterial, das untersucht werden müsse. „Das könnte etwa 9.000 Stunden Videomaterial bester Qualität beinhalten“, sagte Jens Henrik Hoejbjerg, Nationalkommissar der dänischen Polizei.

Unter den Festgenommenen befand sich ein 60-jähriger Verdächtiger aus Frankreich, der bereits Kontakt mit einem Kind - einem zwölfjährigen Mädchen - aufgenommen hatte, schilderte Wainwright. Die Festnahme erfolgte, bevor er sein Opfer treffen konnte.

Das Netzwerk funktionierte über sogenannte Peer-to-Peer-Filesharing-Dateien. Das Material wurde von einigen der Täter hochgeladen. Die pädophilen Konsumenten konnten sich die Videos mit bestimmten Schlüsseln besorgen und auf den Computer downloaden. Laut Europol sind die Ermittler nun dabei, auszusortieren, was an Material neu und was bereits seit längerem bekannt ist. Dafür steht ihnen eine neu entwickelte Software zur Verfügung.