Daxbacher: „Bereit für Neues“

Vor einem Monat ist der Niederösterreicher Karl Daxbacher als Trainer der Wiener Austria beurlaubt worden. In seinem ersten Interview nach der Beurlaubung zieht er Bilanz und spricht über seine Zukunft. „Sir“ Karl Daxbacher ist bereit für neue Aufgaben.

noe.ORF.at: Kurz vor Weihnachten sind sie als Austria-Trainer beurlaubt worden. Sie sollen nur in einem kurzen Telefonat vom Verein darüber informiert worden sein. Stimmen diese Berichte?

Karl Daxbacher: Es war so, dass ich mit meinen Trainerkollegen anschließend an das Salzburg-Spiel zwei Tage Skiurlaub gemacht habe. Da wurde ich in dieser Form verständigt.

noe.ORF.at: Waren sie enttäuscht oder überrascht von der schnellen Entscheidung?

Daxbacher: Natürlich war ich überrascht. Grundsätzlich waren die Saisonziele alle noch erreichbar. Daher habe ich nicht damit gerechnet, obwohl es in der letzten Phase der Herbstmeisterschaft nicht sehr gut gelaufen ist. Da hat es auch Probleme mit Verletzten gegeben, daher überrascht es mich natürlich schon.

noe.ORF.at: Man hatte das Gefühl, die Mannschaft kann gegen „kleinere“ Gegner nicht 100 Prozent abrufen. Haben sie die Mannschaft nicht mehr erreicht?

Daxbacher: Dieses Problem hat ja nicht nur die Austria gehabt. Wenn es nach nur danach gegangen wäre, müssten ja der Salzburg-, der Sturm- und der Rapidtrainer auch entlassen worden sein, denn die hatten dieselben Probleme mit so wenig Punkten. Natürlich waren wir alle enttäuscht. Was heißt ‚nicht erreicht‘? Wir haben in all den Jahren sehr gut zusammengearbeitet, die jungen Spieler sehr gut vorwärts gebracht. Die Philosophie haben auf der sportlichen Seite zwei Personen geprägt. Das waren Sepp Michorl und Karl Daxbacher. Natürlich ist man dann enttäuscht, wenn der Weg beim Herzensklub nicht weitergeht. Die Entscheidung ist zu akzeptieren, das mache ich natürlich.

Karl Daxbacher

ORF

Karl Daxbacher

noe.ORF.at: Sind sie jetzt nach dieser Geschichte böse auf die Austria, für die sie ja fast ihr gesamtes Leben gespielt und gearbeitet haben?

Daxbacher: Nein, ich werde immer ein Austrianer bleiben. Insgesamt sind es über 20 Jahre, in denen ich für die Austria tätig war. Da gibt es keinen anderen Klub.

noe.ORF.at: Als sie bei der Austria vor dreieinhalb Jahren begonnen haben, hat man nach der Ära Stronach den Untergang des Klubs prophezeit, seither hat die Austria durch den jungen Weg viele Sympathien gewonnen. Ziehen sie daher eine positive Bilanz?

Daxbacher: Es ist uns gelungen, viele junge Spieler zur Austria zu bringen, mit meistens neun bis zehn österreichischen Spielern anzutreten, einen attraktiven Fußball zu spielen. Wir haben in zwei Saisonen in der letzten Runde die Chance gehabt, Meister zu werden. Da braucht man etwas Glück, das hatten wir nicht. Das ist der einzige Vorwurf, der kommen könnte. Alles andere wurde gut umgesetzt, der Wert der jungen Spieler ist enorm gestiegen. Bestes Beispiel ist Nacer Barazite, der gezeigt hat, was in ihm steckt. Da ist einiges weitergegangen.

noe.ORF.at: Tommy Parits ist ein langjähriger Freund und Weggefährte von ihnen. Ist das Verhältnis zu ihm jetzt zerrüttet?

Daxbacher: Zerrüttet würde ich nicht sagen. Ich weiß ja nicht, wie die Entscheidung zustande gekommen ist, wer sie beeinflusst hat, aber im Fußballgeschäft bin ich nicht der erste Trainer, der beurlaubt wurde. Mit dem sollte man umgehen können. Meine eigene Bilanz ist durchaus positiv, das kann mir keiner nehmen. Ich glaube, erhobenen Hauptes von der Austria weggehen zu können. Ich wasche keine Schmutzwäsche, wir haben in den dreieinhalb Jahren mit dem Vorstand eine gute Zusammenarbeit gehabt, das ändert auch diese Beurlaubung nicht.

Karl Daxbacher alleine auf einem Fußballfeld

APA/Fohringer

noe.ORF.at: Jetzt wären sie schon wieder mitten in der Vorbereitung, die noch von ihnen geplant wurde. Ist ihnen jetzt schon langweilig zuhause?

Daxbacher: Noch nicht, ich war mit meinen Fußballerfreunden eine Woche Ski fahren im Zillertal beim Ulli Spieß. Jetzt werde ich versuchen, im Geschäft zu bleiben und mich weiterzubilden. Und ich werde mich auf eine neue Aufgabe vorbereiten.

noe.ORF.at: Gibt es da schon etwas Konkretes oder sogar Verhandlungen mit anderen Vereinen?

Daxbacher: Nein, es gibt nichts Konkretes. Der Vertrag läuft bis Ende Mai. Ich bin jederzeit bereit, bei einem anderen Klub zu arbeiten, wenn ein Angebot kommt.

noe.ORF.at: Wo wollen sie sich weiterbilden?

Daxbacher: Ich war in meiner Ausbildung zur Pro-Lizenz bei Borussia Dortmund und habe da einen guten Draht gefunden zu Jürgen Klopp. Ich denke, das wäre eine gute Möglichkeit. Es ist natürlich wichtig, am Ball zu bleiben.

noe.ORF.at: Sie können gut mit jungen Spielern arbeiten. Der Posten des U21-Teamtrainers muss neu besetzt werden. Wäre das eine Option für sie?

Daxbacher: Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht. Ich würde sagen, über solche Dinge sollte man erst reden, wenn es etwas Konkretes gibt. Spekulieren bringt gar nichts.

noe.ORF.at: Was trauen Sie der Austria und Ivica Vastic im Frühjahr noch zu?

Daxbacher: Ivica Vastic hat nur die Vorgabe, einen Euro-League-Startplatz zu erreichen. Das ist auf alle Fälle möglich. Der Meistertitel wird schwierig. Die Erwartungshaltung bei der Austria ist mittlerweile so weit gestiegen, dass scheinbar nur noch der Meistertitel zählt. Sollte die Austria im Frühjahr wieder so gut spielen und auch die Punkte machen, ist einiges möglich. Ich denke, wir haben mit guten Leistungen im Herbst viele Punkte verschenkt. Da ist noch etwas drinnen. Ich schätze den Ivo sehr, ich habe mit ihm beim LASK gearbeitet. Ich denke, er hat schon Chancen, zumindest sein vorgegebenes Ziel zu erreichen und Trainer zu bleiben.

Finden sie die Vorgabe für Vastic, nur die Europa-League-Qualifikation zu schaffen, zu gering? Die Austria war ja unter ihnen auch mitten im Rennen um diesen Startplatz.

Daxbacher: Ich habe das schon erwähnt, durch die Leistungen der vergangenen Jahre war die Erwartungshaltung höher. Ich denke, wenn es von mir heuer kein Meistertitel geworden wäre, wäre der Vertrag schwer verlängert worden. Daher ist es vielleicht für den Ivo zum Start etwas leichter, aber er wird sicher wissen, dass die Fans und das Umfeld bei der Austria einfach Titel erwarten. Auf das muss er sich einstellen.

Das Gespräch führte Peter Unger, noe.ORF.at

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