300 Tote pro Jahr in den Bergen

In Österreichs Bergen sterben im Jahr durchschnittlich 300 Menschen. Im Vergleich zu 550 Verkehrstoten eine relativ hohe Zahl. Der Tenor beim „Alpingipfel“ in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen): Mehr Sicherheit in den Bergen.

Sensibilisierung für und Information über die Gefahren von alpinen Outdoor-Sportarten im Sommer und Winter ist das gemeinsame Ziel von Alpinpolizei, Bergrettung, Innenministerium und Kuratorium für alpine Sicherheit. Das wurde beim „Alpingipfel“ in Puchberg am Schneeberg festgehalten.

Zahlen im laufenden Jahr rückläufig

Im alpinen Gelände ereigneten sich im Zeitraum von 1. November 2010 bis 31. Oktober 2011 insgesamt 8.287 polizeilich bekanntgewordene Unfälle (davon 304 tödliche, 24 beim Klettern). Das ist der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung vor mehr als 20 Jahren. Aufgrund des geringeren Unfallaufkommens in diesem Winter sind die Zahlen im laufenden Jahr rückläufig, u.a. sank die Zahl der Kollisionen auf Skipisten.

Bergretter im Einsatz

APA / Wolfgang Ebner

Die meisten tödlichen Unfälle passieren mit über 30 Prozent beim Wandern, Hauptursachen sind auf interne Notfälle, Stolpern und Stürzen zurückzuführen - 90 Prozent der Opfer sind Männer, sagte Kuratoriumsvorsitzender Karl Gabl. Er betonte die Eigenverantwortung der Menschen, sprach sich aber zugleich gegen jede Kriminalisierung des Alpinsports aus.

Unfallforschung seit 1967

Im Alpinsport würden besondere Emotionen ausgelöst. Robert Weiss, Vizepräsident des österreichischen Bergrettungsdienstes, verwies darauf, dass das Outdoor-Geschäft boome und es die Menschen verstärkt in die Berge ziehe, der Großglockner etwa sei unter Bergsteigern in ganz Europa bekannt.

Jene Alpinpolizisten und Bergretter, die dort am 20. Mai aus 3.300 Metern Höhe unter schwierigsten Wettebedingungen drei in Not geratene Alpinisten retteten, wurden im Rahmen des Gipfels geehrt. Dabei unterstrich Herbert Anderl, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, mit der Unterzeichnung von zwei Förderverträgen die gute Zusammenarbeit zwischen Innenministerium, Bergrettung und Kuratorium für alpine Sicherheit.

Fels

fotolia.de / Jürgen Fälchle

Gabl zufolge betreibt das Kuratorium seit 1967 Unfallforschung und -analyse, „weltweit einzigartig in diesem Umfang“ sind 50.000 Unfälle mit sämtlichen Daten elektronisch erfasst. Die Fachzeitschrift „analyse:berg“ erscheint zweimal jährlich. Prävention koste Geld, dankte er für die Förderung des Ministeriums. Im Sinne der Vorbeugung wurde auch zu Kursen mit erfahrenen Alpinisten geraten.

Immer wieder verirren sich Bergsteiger

Mangelnde Bergausstattung sei, im Gegensatz zu oft noch fehlender Lawinenausrüstung, heutzutage kein Thema mehr, war man sich einig. Einer der wichtigsten Faktoren ist allerdings das Wetter. Im Durchschnitt 400 Menschen pro Jahr verirren sich im alpinen Gelände oder werden als abgängig gemeldet, was große, oft hubschrauberunterstützte Suchaktionen auslöst.

Das könnte bei Einhaltung gewisser Regeln vermieden werden, nannte Oberst Franz Ebner, Leiter des Alpindienstes Innenministerium, Angehörigen oder Quartiergebern das jeweilige Tourziel, Ausweichvariante und einen Zeitplan bekanntzugeben und auf alle Fälle ein Handy mitzunehmen. Der Euro-Notruf 112 funktioniere in allen Netzen.

Zu den entstehenden Kosten bei einem Unfall sagte Anderl, dass man sich nur bei Mutwilligkeit regressiere. „Wir wollen nicht, dass man sich nicht anzurufen traut“, die Polizei rücke generell lieber einmal mehr aus als einmal weniger. Die Bergrettung ist laut Weiss gezwungen, ihre Einsätze zu verrechnen, er verwies aber auf die Möglichkeit einer Bergekostenversicherung.