Debatte um interkulturelle Mitarbeiter

Um Kindern und Eltern mit Migrationshintergrund dabei zu helfen, sich in österreichischen Schulen zurechtzufinden, wurden interkulturelle Mitarbeiter ausgebildet. Nun wird das Projekt aber eingestellt - das sorgt für Aufregung.

Wozu braucht man das Mitteilungsheft? Was passiert bei einem Elternabend? Das österreichische Schulsystem ist für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund nicht immer einfach zu verstehen. Damit der Einstieg leichter fällt, startete das Land ein Pilotprojekt: Als „Brückenbauer“ zwischen den Kulturen wurden interkulturelle Mitarbeiter ausgebildet - und zwar speziell für Volksschulen.

Plötzliches Ende nach zwei Jahren Ausbildung

Zwei Jahre lang hat diese Ausbildung gedauert, jetzt ist das Pilotprojekt aber plötzlich beendet worden. „Ich war enttäuscht, weil ich zwei Jahre dafür investiert habe“, sagt Yasemin Corca, die als interkulturelle Mitarbeiter (IKM) an den Volksschulen Ybbs und Wieselburg tätig war, „ich bin immer noch frustriert. Es hieß am Anfang, dass wir sicher einen fixen Job bekommen werden und dass wir vom Land sicher übernommen werden und dann bekommen wir eine Mail, in der stand, dass wir ein Angebot als IKM im Kindergarten bekommen werden.“

Ihr Kollege Hivi Demir teilt die Enttäuschung: „Es ist schade für die Kinder. Sie haben eine große Unterstützung gehabt, weil wir in der Schule waren.“ Auch Eltern sind mit der Einstellung des Projekts unzufrieden: „Ich bin als Mutter sehr traurig. Eltern, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, werden jetzt nicht mehr unterstützt.“

Schulklasse

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Grüne sehen „Schildbürgerstreich“

Von einem der größten „Schildbürgerstreiche“ spricht der Bildungssprecher der niederösterreichischen Grünen Emmerich Weiderbauer. Er fordert, alle für Volksschulen ausgebildeten interkulturellen Mitarbeiter sofort anzustellen: „Das Land kann genauso wie es einen Schulwart oder einen Freizeitpädagogen anstellt über die Gemeinden diese Menschen anstellen und bezahlen.“

Schwarz: „Sprachförderung ist Bundesaufgabe“

„Die Volksschulgemeinden könnten das selbstverständlich“, sagt Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP). Sie spielt den Ball jedoch an das zuständige Ministerium weiter: „Herr Weiderbauer möge so nett sein und sich mit Ministerin Schmied in Verbindung setzen. Es ist eine klare Bundesaufgabe, Sprachförderung in den Schulen als Teil des Unterrichts anzubieten. Und es kann nicht so sein, dass die Länder immer für alles in die Vorlage treten, wo der Bund in Versäumnis ist.“

IKM werden nun in Kindergärten eingesetzt

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wollte diese Vorwürfe nicht kommentieren. Für die interkulturellen Mitarbeiter ist das alles kein Trost: 17 neu ausgebildete IKM und auch jene 27, die bereits an Volksschulen gearbeitet haben, werden abgezogen und in Kindergärten eingesetzt. Dazu müssen sie noch ein zusätzliches Ausbildungsmodul absolvieren.