Kührer-Prozess: Weitere Zeugen sagten aus

Am Donnerstag war Tag drei im Prozess um den Tod von Julia Kührer. Angeklagt ist ein mittlerweile 51-jähriger Wiener, der in Pulkau damals eine Videothek betrieben hat. Es ging vor Gericht weiter um die Frage, in welchem Umfeld sich sowohl Julia, als auch der Angeklagte bewegten.

Als erste Zeugin sagte am Donnerstag eine Frau aus, die von Mai bis Mitte Juni eine Beziehung mit dem Angeklagten hatte. Er sei immer nett gewesen, es habe keine Vorfälle gegeben, meinte sie. Sie kehrte zu ihrem Freund zurück, aber man ging nicht im Bösen auseinander. Danach habe K. noch mehrmals angerufen, um ihr zu sagen, er liebe sie, sagte die 37-Jährige. Richter Helmut Neumar erinnerte dazu an ihre frühere Aussage, in der sie von Psychoterror gesprochen hatte. Als „G’schichtldrucker“ habe sie den Angeklagten in ihrer Aussage vor der Polizei eingeschätzt.

Die Chefin einer Partnervermittlung, deren Kunde K. 2006 war, sagte am Donnerstag aus, er habe eine Partnerin im Alter von 30 bis 35 Jahren gesucht. Das von ihm gewünschte Frauenprofil habe Julia Kührer entsprochen: Schlank, langes dunkles Haar. Abgesehen davon, dass er das Honorar schuldig geblieben sei, habe es zwei Beschwerden gegeben: Eine Dame meinte, er habe ihre Geldbörse gestohlen, eine zweite nannte ihn „grob“, er sei „kein Gentleman“.

Pfarrer von Pulkau im Zeugenstand

Am Vormittag war auch der Pfarrer von Pulkau im Zeugenstand. Gleich zu Beginn der Aussage machte der Richter den Pfarrer darauf aufmerksam, dass er über Dinge, die dem Pfarrer in der Beichte anvertraut wurden, im Zeugenstand nichts sagen dürfe. Der Pfarrer erinnerte sich an eine Unterhaltung mit dem Angeklagten wenige Wochen vor dem Verschwinden des Mädchens, dabei soll er über Julia gesagt haben: „Schau wie traurig und wie schön sie ist". Eine Unterhaltung, an die sich der Angeklagte, dem ja ein Interesse an Julia nachgesagt wird, nicht erinnerte.

Auch eine damalige Freundin des Mannes habe sich eines Tages an den Pfarrer gewandt, weil der Angeklagte intime Sachen verlangt habe, die sie nicht mehr länger machen wollte. Von Drogen habe der Pfarrer nichts mitbekommen, selbstkritisch sagt er heute, dass er vielleicht der Jugend zu viel vertraut habe. Was spielte sich im Juni 2006 in Pulkau ab? Das ist die zentrale Frage, die in der Verhandlung umfassend beleuchtet wird. Am Mittwoch wurden Freundinnen und Freunde von Julia Kührer befragt, auch Schulkolleginnen waren im Zeugenstand. Es war die Rede von Drogenkonsum in Julias Clique, auch vom Kontakt zum Angeklagten, dessen Videothek Treffpunkt der Jugendlichen war - mehr dazu in Erste Zeugenaussagen im Kührer-Prozess.

Videothek-Chef soll Praktikantin „zu nahe“ gekommen sein

„Blöde“ Anmach-Sprüche und Griffe auf das Gesäß hat eine 24-Jährige nach ihren Angaben damals während eines einwöchigen Praktikums in der Videothek in Pulkau erlebt. „Es war einfach unangenehm“, meinte sie dazu, dass der Angeklagte ihr einige Male „zu nahe“ gekommen sei. Laut früherer Aussage habe er sie mehrmals aufgefordert, in das Kammerl nach hinten zu kommen, weil er Oralverkehr wollte. Als er einmal „zur Tat schritt“, wie es der Richter formulierte, um sich zu entblößen, habe sie das Geschäft verlassen. „Das war dann das Ende Ihres Praktikums“, konstatierte Richter Helmut Neumar. In Sachen Suchtgift sei „nichts gelaufen“, meinte die 24-jährige. Zu „Crystal Meth“ konnte sie nichts sagen, in einem anderen Jugendtreff, insgesamt gab es damals drei in der Gemeinde, habe sie einmal ein „weißes Pulver“ gesehen.

Ortsansicht von Pulkau

ORF

Julia Kührers Heimatort Pulkau

Ein Nachbar aus Dietmannsdorf glaubte sich erinnern zu können, Michael K. damals im Juni 2006 mit einem roten Kleinwagen zu seinem Haus zufahren gesehen zu haben, am Beifahrersitz ein Mädchen mit langen dunklen Haaren. Näher habe er nicht geschaut, weil er nicht neugierig sei, es dann aber nach einem Zeitungsbericht seiner Frau erzählt. Auch an welchem Tag das war, wusste er nicht genau, zur Polizei sei er nicht gegangen. Den Angeklagten habe er nur dreimal in seinem Leben gesehen. Die Tochter des 72-Jährigen sagte aus, dass sie von dieser Beobachtung ihres Vaters nach der Auffindung der sterblichen Überreste des Mädchens 2011 gehört hatte.

Drogenverkauf: 23-Jährige belastete Angeklagten

Bezüglich Drogenverkaufs wurde der Beschuldigte von einer 23-Jährigen belastet. Die Zeugin, die Julia von der Schule her, von den gemeinsamen Raucherplätzen, kannte, gab an, dabei mit ihr über Marihuana gesprochen zu haben. Beide hätten festgestellt, dass Suchtgift euphorisch mache. Sie sei mit Julia in der Videothek gewesen, wo diese „Crystal Meth“ gekauft habe. Julia habe einen Hunderter hingelegt, worauf K. ihr ein „Briefchen“ gegeben habe. Dazu wurde ihre frühere Aussage zitiert, wonach Julia gemeint hätte, Drogen durch Flirten mit K. beziehen zu können. Und sie hätte gesagt, wenn es hart auf hart käme, würde ihr eh nichts anderes übrig bleiben als mit ihm ins Bett zu gehen, um an „Crystal Meth“ heranzukommen.

Die Zeugin war nach ihren Angaben zum Drogenkauf auch mit beim Angeklagten in Dietmannsdorf, sei aber vor der Tür geblieben. Die junge Frau wurde teilweise in Abwesenheit des Angeklagten befragt. Sie habe Angst vor ihm, meinte sie. Vom Verteidiger mit manchen ihrer früheren Aussagen konfrontiert, verwies die junge Frau darauf, dass sie sich heute eben nicht mehr genauer erinnern könne, beziehungsweise auch die Polizeiaussagen „nicht einfach“ gewesen seien. Der Richter forderte Rifaat auf, direkte Fragen zu stellen und nicht zu versuchen, die Zeugin in die Ecke zu drängen.

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