KBA-Kündigungen: Belegschaft streikt

Bei KBA-Mödling in Maria Enzersdorf und Ternitz stehen seit Donnerstagnachmittag die Maschinen still. Es gab keine Einigung mit der Konzernleitung, die bis zu 460 Jobs streichen will. In einem Schreiben wird den Streikenden mit Entlassung gedroht.

Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer, fanden sich am Donnerstag auf dem Firmengelände ein. Mittags wurde am Standort in Maria Enzersdorf einstimmig der Streikbeschluss gefasst. Seit Dezember scheitern alle Versuche, sich mit dem deutschen Vorstand zu einigen. Die Konzernzentrale habe kein Entgegenkommen signalisiert, sagte der Betriebsrat zu noe.ORF.at. Die Unternehmensführung habe eine Entscheidung offenbar nur hinauszögern wollen, vermutet Arbeiterbetriebsrat Alois Trobollowitsch: „Ich kann mir vorstellen, dass es ein Spielen auf Zeit war, aber jetzt ist unsere Geduld zu Ende.“

Mitarbeiter hängen Transparent auf "Hier wird gestreikt"

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Ein Streik stand schon länger im Raum, wurde aber einmal kurzfristig abgesagt und ein weiteres Mal verschoben. Man gab der Konzernleitung noch Zeit, auf ein vorgelegtes Konzept zur Rettung des Standorts zu reagieren - mehr dazu in Streik bei KBA wieder verschoben und Vorerst kein Streik bei KBA-Mödling. Am Donnerstagnachmittag wurde der Streik schließlich in die Tat umgesetzt. Protestiert wird gegen die Streichung von bis zu 460 Jobs an den Niederösterreich-Standorten Maria Enzersdorf und Ternitz - mehr dazu in KBA baut bis zu 460 Stellen ab.

Streikenden wird mit Entlassung gedroht

Laut APA droht der Vorstand der KBA-Mödling, Tochter des deutschen Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer, den streikenden Mitarbeitern mit Entlassungen. In einem Informationsschreiben der Geschäftsleitung, das der APA zugespielt wurde, teilte man den 750 Mitarbeitern mit, gegen die Schäden des Streik rechtlich vorzugehen, „wofür Sie mit Ihrem gesamten Vermögen haften“.

In dem Aushang heißt es: „Der Vorstand der KBA-Mödling AG muss darauf hinweisen, dass trotz allem Verständnis für Sorgen und herrschende Verunsicherung in der Belegschaft jede Art von Streik oder sonstigen Formen des Arbeitskampfs an keinem der Standorte noch im Servicebereich toleriert werden kann und die Geschäftsleitung aus rechtlichen Gründen gezwungen ist, dagegen vorzugehen“. Derartige - nach österreichischem Recht unzulässige - Kampfmaßnahmen werden hiermit ausdrücklich untersagt, so der Vorstand laut APA. Weiters werde mit dem Verlust der Abfertigung gedroht.

versammelte KBA-Belegschaft

AKNÖ/Mario Scheichel

„Für Gespräche offen“

Zu dem Brief sagte der KBA-Konzernsprecher Klaus Schmidt, es handle sich um keine Drohung, sondern um eine reine Information. „Wir kommen lediglich der haftungsrechtlichen Sorgfaltspflicht nach, weil wir nicht davon ausgehen können, dass jeder Mitarbeiter weiß, dass es in Österreich kein Streikrecht so wie in Deutschland gibt.“

In einer Aussendung der Firma wurde betont, dass der Vorstand von KBA-Mödling weiterhin zu konstruktiven Gesprächen bereit sei. Dem vom Betriebsrat vorgelegten Alternativkonzept habe man nicht zugestimmt, da diese Sonderregelung das neue Gesamtkonzept des Unternehmens gefährden würde. Man habe aufgrund der immer schwächeren Lage am Druckmaschinenmarkt reagieren müssen, deshalb soll der noch gut funktionierende Zweig der Fertigung von Wertpapierdruckanlagen ins Werk nach Würzburg geholt werden.

KBA Belegschaft hinter Schranken

AKNÖ/Mario Scheichel

Streik dauert über Wochenende an

Währenddessen kündigte die Gewerkschaft an, den Arbeitskampf am Freitag und am Montag fortsetzen zu wollen. Der Streik werde so lange dauern, bis der deutsche Konzern eine anderen Vorgangsweise wählt, erklärte GPA-Vize Karl Proyer. Der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser, versicherte in einer Aussendung, „voll hinter den Anliegen der Gewerkschaften und des Betriebsrats“ zu stehen. Ein Abrücken der Konzernleitung vom harten Sparkurs zeichnet sich aber nicht ab.