Schultes zum LK-Präsidenten gewählt

Der Chef der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer (LK), Hermann Schultes, ist am Donnerstag zum neuen Präsidenten der LK Österreich gewählt worden. „Das Schnitzel muss immer aus Österreich kommen“, betonte Schultes.

Der Amtswechsel in der Interessensvertretung der heimischen Bauern wurde am Donnerstag vollzogen. Die Vollversammlung hatte Schultes einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Damit folgt der 60-Jährige dem steirischen Agrarvertreter Gerhard Wlodkowski nach, der sich aus der Politik zurückzieht. Schultes ist seit 2005 Präsident der LK Niederösterreich und Obmann des NÖ-Bauernbundes sowie seit 2007 Vizepräsident der LK Österreich.

Hermann Schultes

APA/Helmut Fohringer

Hermann Schultes

Darüber hinaus ist er Bauer in Zwerndorf im Marchfeld und bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit den Schwerpunkten Zuckerrübe, Getreide und Sonnenblumen. Der verheiratete dreifache Familienvater war maßgeblich an den Regierungsverhandlungen beim Agrarthema beteiligt. Schultes sagt von sich selbst er habe eine „ökosoziale Grundeinstellung, die auf breites Eigentum, verantwortliches Wirtschaften und Vorsorge für die nächste Generation baut“.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) gratulierte am Donnerstag dem neuen Landwirtschaftskammer-Präsidenten. „Hermann Schultes ist mit Sicherheit der richtige Mann für diese verantwortungsvolle Position. Er verfügt über außergewöhnliche Erfahrung und Expertise“, so Rupprechter in einer Aussendung. Bei Wlodkowski bedankte er sich „für seinen langjährigen Einsatz und seine großen Verdienste für die österreichische Landwirtschaft“.

Schultes sieht Bauern für Zukunft gerüstet

Im APA-Interview verwies Schultes auf die Stärken der heimischen Landwirtschaft: Nachvollziehbare Herkunft der Lebensmittel, eine bäuerliche Landwirtschaft mit hoher Kompetenz im Bio-Bereich sowie Erfolgen bei den Agrarexporten. „Schnitzel, Joghurt, Milch und Butter muss immer aus Österreich kommen“, betonte Schultes. Er sieht die Molkereien und Milchbauern gut für die Liberalisierung des europäischen Milchmarktes im Jahr 2015 aufgestellt. Dann darf jeder Bauer so viel Milch produzieren wie er will, derzeit wird dies noch durch Quoten limitiert.

Als Herausforderung für die heimischen Bauern bezeichnete Schultes den Klimawandel mit Dürre sowie Hochwasser und die fehlenden Skaleneffekte durch die kleine landwirtschaftliche Betriebsstruktur in Österreich: Durch die im EU-Vergleich kleinen Betriebsgrößen hätten es die heimischen Bauern schwerer. Ein Verschärfung des Strukturwandels erwartet er nicht: Jedes Jahr würden rund zwei Prozent der Bauern ihren Betrieb zusperren, dieser Trend habe sich weder durch den EU-Beitritt 1995 noch den BSE-Skandal verschärft. Seit dem EU-Beitritt Österreichs hat sich die Betriebsanzahl um ein Viertel auf rund 170.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe verringert.

Im „Almen-Chaos“ wegen der teilweisen falschen Vermessung von Almfutterflächen und Fördermittel-Rückforderungen erwartet der neue Landwirtschaftskammer-Präsident eine Erledigung „in den nächsten Monaten“. Kritik an der Kammer wies er zurück. „Systematische Beratungsfehler hat es nicht gegeben.“

Lösung im Bodenstreit mit Ungarn erwartet

Als „sehr große Herausforderung 2014“ bezeichnete Schultes die Feststellung der Einheitswerte der landwirtschaftlichen Grundstücke. Der Einheitswert als wirtschaftlicher Wert eines Grundstückes wird in der Land- und Forstwirtschaft als Berechnungsbasis für viele Abgaben herangezogen, wie etwa der Grundsteuer, der Einkommenssteuer oder von Sozialversicherungsbeiträgen. Die letzte „Hauptfeststellung“ der Grundstücke erfolgte im Jahr 1988. Durch den EU-Beitritt und die Öffnung zum Weltmarkt habe sich bei vielen Grundstücken die Bewertung der Ertragskraft geändert, erklärte der Landwirtschaftskammer-Präsident.

TV-Tipp:

Der neue LK-Präsident im Porträt; „Land und Leute“, 8. März, 16.30 Uhr, ORF2.

Im Streit zwischen Österreich und Ungarn um das neue ungarische Bodengesetz erwartet Schultes eine Beruhigung der heißen Debatte nach den ungarischen Parlamentswahlen im April. Laut Landwirtschaftskammer und Ministerium bewirtschaften rund 200 österreichische Landwirte insgesamt 200.000 Hektar Land in Ungarn. Die scharfe Kritik von Österreichs Landwirtschaftsminister sei richtig gewesen. Ungarn müsse sich an europäische Grundrechte halten.