Medizinische Betreuung ohne Grenzen

Bis vor kurzem konnte sich ein tschechischer Staatsbürger nur dann im Landesklinikum Gmünd behandeln lassen, wenn er diese Behandlung selbst gezahlt hätte. Mit Hilfe eines EU-Projekts hat sich das geändert, mit Vorteilen für beide Seiten.

Das Landesklinikum Gmünd liegt etwa 500 Meter von der Staatsgrenze zu Tschechien entfernt. Bislang konnten tschechische Patienten aus dem Nachbarort Ceske Velenice allerdings nicht in Gmünd behandelt werden, außer sie hätten die Behandlungskosten selbst bezahlt. Andernfalls mussten sie in das 60 Kilometer weiter entfernte tschechische Spital gebracht werden.

Eingang zum Landesklinikum Gmünd

ORF/Andreas Kotzmann

„Zu einer fachärztlichen Begutachtung musste ich entweder nach Trebon fahren, das sind 36 Kilometer, in das 50 Kilometer entfernte Jindrichuv Hradec, oder gar in das Krankenhaus nach Budweis, das 60 Kilometer entfernt ist“, schildert Jiri Turek. Eine Entfernung wie von St. Pölten nach Wien und das trotz eines medizinischen Notfalls?

Bei Armbruch bis zu 1.000 Euro Behandlungskosten

Der Grund war, dass es keinen Vertrag zwischen dem Landesklinikum Gmünd und der tschechischen Sozialversicherung gab. Ein tschechischer Patient hätte eine Behandlung in Österreich selbst in bar bezahlen müssen: Bei einem gebrochen Arm wären das zwischen 200 und 1.000 Euro gewesen, „als Pensionist könnte ich das nicht bezahlen“, so Jiri Turek.

Um solche Fälle künftig zu vermeiden, konnten sich im Zuge eines Projekts Patientinnen und Patienten aus Tschechien testweise in Gmünd behandeln lassen. Die EU übernahm die Kosten. Nach deren Rückzug bezahlt nun die tschechische Krankenkasse.

Tschechische Krankenkasse übernimmt Kosten

„Jetzt im Zuge des Projekts können wir mit der tschechischen Sozialversicherung die Leistung direkt verrechnen, der tschechische Patient braucht die Leistung hier nicht mehr direkt bezahlen“, erklärt Karl Binder, Kaufmännischer Leiter des Landesklinikums Gmünd. Damit das funktioniert, wurde im Landesklinikum einiges geändert: Einige Mitarbeiter lernten Tschechisch, auch Dolmetscher stehen bereit, um bei der Kommunikation zu helfen.

Für einen tschechischen Patienten ist jetzt vieles einfacher: "Sie gehen zum Hausarzt, der schreibt eine Überweisung an das Landesklinikum Gmünd, dann wird ein Termin mit unserer Dolmetscherin vereinbart. Sie kommen zur erwünschten Untersuchung und gehen mit einem Befund zurück. Eine Ausnahme bilden natürlich nur die Verletzten“, so Michael Böhm, Ärztlicher Leiter des Landesklinikums Gmünd.

Standort Gmünd gewinnt an Attraktivität

Der Nutzen für Niederösterreich sei, dass „Arbeitsplätze geschaffen werden, dass der Standort an Attraktivität gewinnt und dass in der gesamten Region der Abwanderung entgegengehalten werden kann und so für strukturschwache Räume Impulse gesetzt werden können“, sagt NÖGUS-Projektleiterin Elke Ledl. Das Ziel ist, dass sich künftig jeder tschechische Patient in Gmünd behandeln lassen kann, auf Kosten seiner jeweiligen Versicherung.

Die Europa-Woche mit dem ORF NÖ

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