Hermann Nitsch: „Ich habe viele Feinde“

Künstler Hermann Nitsch wertet die Steueraffäre gegen ihn als ein Aufflammen alter Feindschaften. „Meine Arbeit verschafft viel Gegnerschaft“, sagt Nitsch im Ö1-Interview mit Sabine Oppolzer. Die Anschuldigungen seien „gemein und unwahr“.

Hermann Nitsch lebt mit seiner Kunst seit den frühen 60er-Jahren in Konfrontation mit der Öffentlichkeit und den Behörden. Im Zusammenhang mit seinem Orgien-Mysterien-Theater saß er schon drei Mal im Gefängnis. Nach der Anzeige eines Privatdetektivs, den Nitsch nach einem Einbruch in sein Schloss selbst engagiert hatte, läuft gegen ihn ein Finanzstrafverfahren bei der Staatsanwaltschaft Korneuburg. Die Finanz ließ unterdessen ein Pfandrecht auf mehrere Liegenschaften des Ehepaares Nitsch vormerken.

ORF.at: Hermann Nitsch, derzeit gibt es nur einen Verdacht gegen Sie und ihre Frau bei der Staatsanwaltschaft. Es heißt, man prüfe die Vorwürfe gegen Sie. Trotzdem hat der Staat bereits auf Ihren Besitz zugegriffen und ein Pfandrecht – unter anderem auf das Schloss in Prinzendorf – einräumen lassen. Sie sagen in einem Zeitungsinterview, Sie wüssten nicht, was man Ihnen vorwirft. Wie kann das sein?

Hermann Nitsch: Ich weiß überhaupt nicht, was man mir vorwirft. Ich habe mich glaube ich rechtlich richtig verhalten. Ich werde von einem Steuerbüro betreut. Es gibt keine Geheimnisse.

ORF.at: Es ist trotzdem ein Steuerhinterziehungsverfahren gegen Sie im Gange, das bis zu einem Verfahren wegen Steuerbetrugs führen kann. Es soll um mehr als 3 Millionen Euro aus Schwarzverkäufen Ihrer Bilder gehen.

Nitsch: Wenn ich 3 Millionen Euro Steuern zahlen müsste, hätte ich 6 Millionen Euro eingenommen. Das ist eine Sache, von der ich nur träumen könnte. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte ich jedes Jahr eine Aufführung in Prinzendorf machen können. Ich habe so viele Feinde. Meine Arbeit, überhaupt das Unternehmen meiner Arbeit, diese Auseinandersetzung mit Tabus, mit dem Unbewussten, mit dem Verdrängten verschafft so viel Gegnerschaft.

Hermann Nitsch

APA/Geogr Hochmuth

Aktionskünstler Hermann Nitsch

ORF.at: Gibt es tatsächlich noch keine Anklageschrift oder Vorwürfe von Seiten der Staatsanwaltschaft gegen Sie?

Nitsch: Es gibt jene, die mich geklagt haben. Und das ist dieser Guggenbichler, dieser Zauberer.

ORF.at: Welche Rolle spielt Dietmar Guggenbichler? Das ist doch ein Detektiv, den Sie selbst engagiert haben?

Nitsch: Nach dem Einbruch hat meine Frau geglaubt, wir brauchen einen ganz professionellen Detektiv. Da haben uns deutsche Freunde diesen Mann genannt. Wir haben nicht gewusst, dass er mit dem Haider (Jörg Haider, Anm.) gepackelt hat, welche Gesinnung er hat und was das für ein Mensch ist. Er hat sich mit einer Sekretärin von uns zusammengetan, sie und meine Frau konnten sich nicht leiden. Diese Dame hat diesem Typen unglaubliche Sachen weitergegeben. Das ist eine fürchterliche Schlammschlacht.

ORF.at: Ihre Gattin Rita wird auch beschuldigt, dass sie Sie ausbeute und Ihre Bilder schwarz nach Ungarn verkaufe.

Nitsch: (lacht) In Ungarn haben wir einen Freund, der jetzt Zwillinge bekommen hat. Ein nahezu mittelloser Mensch. Das sind ganz gemeine, unwahre Anschuldigungen.

Das Gespräch führte Sabine Oppolzer, oe1.ORF.at

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