Bene-Finanzchef: „Sanierung als Kraftprobe“

Die Sanierung des angeschlagenen Büromöbelherstellers Bene in Waidhofen/Ybbs erweist sich für dessen Finanzvorstand Rudolf Payer als besonderer Härtefall. Payer bezeichnete seinen neuen Fall im APA-Interview als „durchwachsen“.

Rudolf Payer war als Finanzchef an der dramatischen Sanierung des Feuerfestprodukte-Herstellers RHI maßgeblich beteiligt. „RHI war ein Vorzeige-Sanierungsfall“, so der Manager. Dabei schlug sich Payer hier mit Asbest-Schadenersatzklagen und Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe herum. Bei Bene ist der 54-Jährige im Dezember 2012 angetreten, um das Unternehmen wieder flottzumachen. Bis Anfang 2016 hat die Firma noch Rückendeckung von den Banken, Anfang 2015 soll feststehen, welche Maßnahmen man zur dringenden Kapitalbeschaffung ergreifen will. Die Eigentümerfamilie und Bene-Stiftung will dem Unternehmen offenbar finanziell nicht mehr aus der Patsche helfen.

Finanzchef Payer sieht „keine Insolvenzgefahr“

In Zukunft strebt der Finanzchef eine Eigenkapitalquote von 20 bis 25 Prozent an und einen Umsatz von rund 200 Mio. Euro an. Ohne Investor, Kapitalerhöhung oder anderer Form der Eigenkapitalzufuhr wird es sehr eng, wenngleich Payer „keine Insolvenzgefahr“ sieht, wie er zu Kathrin Niederdorfer und Christoph Schlemmer von der APA sagte.

Rudolf Payer, Finanzvorstand Bene AG

Bene AG, Inge Prader

Bene-Finanzvorstand Payer strebt einen Umsatz von 200 Mio. Euro an, bis Anfang 2016 hat das Unternehmen noch Rückendeckung von den Banken

Das Eigenkapital der Firma ist derzeit mit 25 Mio. Euro negativ, die Bankensituation komplex. Die zentralen Absatzmärkte Österreich und Deutschland sind hart umkämpft, zudem machen Produktkopien zu schaffen. „Die Herausforderung ist, dass Innovationen sehr schnell kopiert werden. Wir versuchen uns zu schützen, aber das geht oft nur bedingt“, so Payer. Zwei Mal hat Bene Mitbewerber in den vergangenen eineinhalb Jahren deshalb geklagt.

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Bene unrentable Standorte geschlossen, den Vertrieb umgebaut und fast 280 Beschäftigte abgebaut. „Wir wollen auch nicht mehr wie früher um jeden Preis Projekte kaufen“, räumte Payer ein. Das Unternehmen habe sich früher „verzettelt“ und sich schwer von Standorten getrennt.

Abu Dhabi-Projekt soll „Türöffner“ sein

Der Fokus soll nun auf Märkten liegen, in denen Firmen wert auf Design legen und bereit sind, etwas in die Büroausstattung zu investieren - wie in Frankreich, England, Belgien oder den Niederlanden. Erst kürzlich hat Bene in Abu Dhabi den nach eigenen Angaben größten Auftrag in der Firmengeschichte an Land gezogen. Die Summe wurde nicht genannt, es soll sich aber um einen Deal in zweistelliger Millionenhöhe handeln. Payer sieht den Auftrag als „Türöffner in diese Ecke der Welt“. Das Projekt soll sechs Monate früher als ursprünglich geplant abgeschlossen sein. Die Fertigung der Bürotrennwänden für das neue Headoffice der Abu Dhabi National Oil Company beginne ab sofort.

Bene-Schauraum in Paris

Bene AG

Am 5. Juni 2014 eröffnete Bene seinen neuen Schauraum in Paris

In Österreich und Deutschland tut sich Bene schwer, weil die Märkte hart umkämpft sind. Hierzulande matcht sich Bene mit Mitbewerbern wie Hali, Neudörfler, Svoboda, Blaha oder Wiesner-Hager. In Deutschland gibt es rund 1.200 Anbieter im Bereich Büromöbel. Payer hofft auf die Phase, wenn der „Kampf um die Arbeitsplätze wieder losgeht“, und die Einrichtung des Arbeitsplatzes wieder mehr zählt.

Bene will Lösungen für den Arbeitsplatz der Zukunft liefern - etwa mit seinen Produkten „Docklands“, „Parks“ und „Nice Wall“. In Zeiten der Konjunkturflaute und Sparpakete in der öffentlichen Verwaltung und bei Unternehmen, ist die Bereitschaft, mehr Geld für Büroausstattung auszugeben, derzeit aber wohl enden wollend.

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