1914: „Das Attentat“ auf der Bühne

Bei den Festspielen Reichenau wurde nun das Auftragswerk „1914 - zwei Wege in den Untergang“ uraufgeführt. Das Stück von Nicolaus Hagg zeigt das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand, aus Sicht der serbischen Attentäter.

Die Festspiele Reichenau bringen das Auftragswerk im Gedenkjahr „100 Jahre Beginn Erster Weltkrieg“ auf die Bühne. Reichenau ist ein idealer Spielort für ein Theaterstück über diese historischen Ereignisse, sagt Intendant Peter Loidolt. „Hier ist das Schloss Wartholz, hier ist der Kaiser Karl gesessen, Franz Ferdinand hat das Schloss gehört. Hier ist der Generalstab im Ersten Weltkrieg gesessen. Reichenau ist ein absolut historischer Boden“, sagt Loidolt.

„1914“ zeigt Folgen von Fanatismus und Machtkämpfen

Mit der Uraufführung von „1914 - zwei Wege in den Untergang“ zeigt Autor Nicolaus Hagg eine neue Betrachtung des 28. Juni 1914 - in dramatischer Form. Regisseur Michael Gampe hat das Stück im Neuen Spielraum in Szene gesetzt. Marcello de Nardo brilliert in der Paraderolle des serbischen Geheimbund-Anführers Apis. Ebenso überzeugt Stefan Gorski, der den 19-jährigen Attentäter Gavrilo Princip verkörpert. Autor Hagg will mit dem Stück keinen Geschichtsunterricht darstellen. Es gehe nicht immer um historische Wahrheit, wie Hagg im Interview mit noe.ORF.at erzählt.

noe.ORF.at: Als Sie den Auftrag bekommen haben ein Stück zu den Ereignissen im Jahr 1914 zu schreiben, was hat Sie da besonders interessiert?

Nicolaus Hagg: Es hat mich das Thema gereizt. Es haben mich die drei Attentäter, die Verführbarkeit von Menschen gereizt. Auch die Manipulierbarkeit der Menschen auf beiden Seiten hat mich gereizt, also in Serbien und auch in Österreich.

noe.ORF.at: Mich hat fasziniert, dass das Stück spannend bleibt, obwohl man weiß wie es ausgeht. War das auch die Herausforderung beim Schreiben?

Nicolaus Hagg: Das ist eben die ganz große Herausforderung. Was erzählt man über die Figuren, die jeder kennt oder von denen jeder glaubt sie zu kennen und was tut man dazu, um diesen Krimi am laufen zu halten.

noe.ORF.at: Und welche Zutaten haben Sie dazugetan?

Nicolaus Hagg: Das war beim Schreiben die Herausforderung. Das ist wie bei Titanic. Wo führt man die Leute hin, wozu verführt man sie zu glauben. Wir glauben ja immer nur, dass man weiß was passiert ist. Auch ich glaube und stelle hier nur eine Möglichkeit dar was passiert sein könnte. Aber wenn man dann tiefer hineinschaut, in die Emotionalität der Figuren dann lässt man sich ganz schön verführen, so dass es spannend bleibt.

noe.ORF.at: Wieviel von „1914“ ist denn Wahrheit, wieviel Unwahrheit und wieviel einfach Theater?

Hagg: Das ist Gott sei Dank alles Theater, das macht es ja spanend. Wenn das alles wahr wäre im Stück, dann ist es das langweiligste auf der Welt. Vielleicht ist es aber auch wahr. Wir wissen es ja nicht. Wir haben ja keine Ahnung davon, was die Attentäter am Tag davor, oder eine Woche davor gemacht haben. Wir wissen nicht was sie gedacht haben, was sie miteinander gesprochen haben, wen sie geliebt haben. Das ist alles Theater.

Nicolaus Hagg

ORF

Nicolaus Hagg

noe.ORF.at: Das Stück wird ja in der Arenabühne, im Neuen Spielraum, in Reichenau aufgeführt. Haben Sie das Stück auch für diesen speziellen Spielraum und die Schauspieler geschrieben?

Hagg: Diesen Spielraum zu beschreiben ist immer ganz wichtig, weil er ja auch so besonders zu bespielen ist. Das ist ganz sinnvoll wenn man beim Schreiben daran denkt wie der Spielraum funktioniert. Ich glaube es hat gut funktioniert. Ich denke, wir haben diesem Gedenkjahr noch einiges hinzuzufügen.

noe.ORF.at: Sie sind ja mittlerweile zum „Hausautor“ bei den Festspielen Reichenau avanciert und sind bis jetzt mit ihren Stücken und Bearbeitungen sehr erfolgreich. Was ist Ihre Auffassung? Wie muss Theater heute sein?

Hagg: Fritz Kortner hat einmal gesagt, modern ist schlecht, gut ist modern. Theater muss gut und spannend eine Geschichte erzählen, dann kann es sein wie es will.

noe.ORF.at: Warum sind Sie so gerne in Reichenau bei den Festspielen?

Hagg: Weil genau das in Reichenau passiert. Es wird sehr gut besetzt, spannend und mit Leidenschaft Theater gespielt.

Das Gespräch führte Benedikt Fuchs, noe.ORF.at.

Links: