Wilderer: Augenzeugen erinnern sich

Am 17. September jährt sich der Vierfachmord durch den Wilderer Alois H.. Die Spuren des Amoklaufs sind zwar großteils beseitigt, die Erinnerungen sind aber noch allgegenwärtig. noe.ORF.at hat mit Augenzeugen in Annaberg gesprochen.

„Die Zeit heilt alle Wunden“, so heißt es zumindest im Sprichwort. In Annaberg wurden die Wunden am 17. September 2013, kurz nach Mitternacht, aufgerissen: Im Zuge der Suche nach einem Wilderer wurde auf der Straße zwischen Annaberg und dem Gscheid mit eigens eingerichteten Kameras ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt und drei Kilometer oberhalb des Ortsteils Schmelz eine Straßensperre errichtet. Der Wilderer durchbrach die Sperre und es begann eine wilde Jagd bis in den Ort hinein, wo der Einsatz eskalierte. Alois H. durchbrach einen Zaun und lieferte sich mit den ihn verfolgenden Polizisten von der Ecke des Hauses aus ein Feuergefecht. Ein Cobra-Beamter starb bei dem Schusswechsel.

Sendungshinweis:

„NÖ Heute“, 7.9.2014

Der Zaun ist heute wiederhergestellt, es gibt kaum noch Spuren von dem wilden Ritt. Auch die Einschusslöcher von dem Feuergefecht sind bis auf wenige beseitigt worden. Das Haus, das von zahlreichen Polizeiprojektilen getroffen worden war, wirkt heute nach außen hin unversehrt. „Nachdem es genehmigt wurde, habe ich die Löcher zugeputzt, aber da stecken sicher noch Projektile drin“, erzählt Hausbesitzer Herbert Nutz, „beim Auto waren zwei Scheiben und ein Reifen kaputt. Das ist beschlagnahmt worden, es war eine Woche beim Landeskriminalamt.“

Vorher Nachher: Haus mit Einschusslöchern und zerstörter Zaun

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Die Einschusslöcher wurden inzwischen verputzt, der Zaun wurde erneuert

„Es war eine Mordsknallerei“

Otmar Kurz wurde von dem Schusswechsel aufgeweckt, er hat ihn von seinem Balkon aus beobachtet: „Es war eine Mordsknallerei. Wir dachten zuerst, die Pelletsheizung sei explodiert. Nach einem kurzen Blick in den Keller hat sich das geklärt. Ich bin dann sofort hinauf und habe gesehen, dass oberhalb des Hauses die Rauchwolken aufsteigen. Und in diesem Moment ist das Auto weggefahren, mit Vollgas.“ Auf seinem Parkplatz hat Otmar Kurz später ein Projektil gefunden, offensichtlich ein Querschläger.

Der Wilderer hatte sich wieder ins Auto gesetzt und war zum nahen Sägewerk gefahren, wo er seinen Verfolgern auflauerte. „Ich habe das erst am nächsten Tag in der Früh gesehen“, sagt Sägewerksbesitzer Franz Gelbmann, „der hat das Auto dort hineingestellt, als wenn er dort bestens Bescheid gewusst hätte, der ist weder wo angefahren noch sonst etwas. Er hat das Auto dort hineingestellt, als wäre er da zu Hause.“ Obwohl der Täter Holztransporteur war, kannte ihn der Sägewerksbesitzer nur flüchtig: „Ich habe ihn einmal irgendwo in einer Werkstätte gesehen und mit ihm geredet. Da hat er auf mich den Eindruck eines normalen Menschen gemacht. Ich hätte niemals gedacht, dass der zwei Gesichter hat.“

Gedenkkreuz an toten Sanitäter in Annaberg

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Beim Sägewerk erinnert ein Kreuz an den getöteten Sanitäter

Von der Deckung des Sägewerkes aus gab der Mörder den tödlichen Schuss auf den Rettungssanitäter ab, der dem getroffenen Polizisten zu Hilfe eilen wollte. An den Sanitäter Johann Dorfwirth erinnert ein Holzkreuz am Straßenrand.

Alois H. setzte seine Flucht vom Holzplatz aus zu Fuß fort. Sein Sturmgewehr mit Schalldämpfer hatte er im Bach versteckt, ein weiteres Gewehr auf der Flucht durch den Wald weggeworfen, ehe er - noch mit Pistolen bewaffnet - in Lassinghof, drei Kilometer außerhalb von Annaberg, auf eine Polizeistreife traf. Er tötete beide Polizisten und fuhr mit deren Auto zu seinem Haus nach Großpriel bei Melk, wo er sich schließlich selbst umgebrachte. Ein Gedenkstein erinnert auch an diese beiden letzten Opfer des Amokläufers.

verhüllter Gedenkstein

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Der neue Gedenkstein an die vier Opfer ist noch verhüllt

Neues Denkmal: Enthüllung am 17. September

Nur wenige Meter weiter, direkt an der Kreuzung der beiden Bundesstraßen, steht der 7,5 Tonnen schwere Felsblock, der am 17. September enthüllt wird, mit einem Sternmarsch von Polizei und Rotem Kreuz, zum Gedenken an die vier Männer, die durch die Hand des Amokschützen gestorben sind.