Karikaturist Manfred Deix gestorben

Der in Sankt Pölten geborene Zeichner, Buchautor und Karikaturist Manfred Deix ist tot. „Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik und Schärfe ergibt für mich keinen Sinn“: Das war das Credo von Manfred Deix.

„Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht ein Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen“, meinte Deix vor wenigen Jahren in einem Interview mit Gottfried Gusenbauer, dem Direktor des Karikaturmuseums Krems. Dort ist dem gebürtigen St. Pöltner eine Dauerausstellung („Für immer Deix!“) gewidmet. Zu seinem 65er im Februar 2014 kam er sogar zu Leinwandehren: Nach einem Drehbuch von Rupert Henning zeigte Regisseur Nils Engler unter grafischer Oberaufsicht des Porträtierten mit „Rotzbub“, dem ersten voll animierten 3-D-Film aus Österreich, das Leben von Manfred Deix.

Schon als Elfjähriger Cartoonist der Kirchenzeitung

Manfred Deix wurde am 22. Februar 1949 in St. Pölten geboren. Bereits als Kind zeichnete er gerne und viel, schon als Elfjähriger bekam er eine wöchentliche Comicstrip-Serie in der „St. Pöltner Kirchenzeitung“. An der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien studierte er ab 1965 gemeinsam mit dem späteren Roncalli-Gründer Bernhard Paul und den Malern Josef Bramer und Gottfried Helnwein. 1968 inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz in Wien.

Ab 1972 gab es erste Veröffentlichungen seiner Blätter in Magazinen wie „profil“, „trend“, später auch in „stern“, „Spiegel“, „pardon“ und anderen Magazinen. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare und Titelblätter machten ihn rasch bei einem breiten Publikum populär, seine Verspätungen bei Abgabeterminen bei den Herausgebern berüchtigt.

Der Begriff „Deixfiguren“ ist im Duden zu finden

Die Untiefen der österreichischen Seele lotete das „Enfant terrible“ der heimischen Zeichnerszene schonungslos aus. Die von ihm dargestellten Typen sind als „Deixfiguren“ geradezu sprichwörtlich geworden und wurden sogar in den Duden aufgenommen, wobei für den schadenfrohen Betrachter natürlich immer die anderen gemeint sind.

1980 erschien mit „Cartoons“ der erste Deix-Sammelband in Buchform. Zahllose weitere folgten, darunter „Der dicke Deix“, „Der goldene Deix“ „Dichter Deix“, „Der heilige Deix“ und „Für immer Deix!“. Die folgenden Cartoons sind in der Ausstellung „Für immer Deix!“ im Karikaturmuseum Krems zu sehen.

Beach-Boys-Fanatiker

Deix, dessen Signatur statt des i-Punktes eine kleine Königskrone schmückt, war auch als leidenschaftlicher Katzenliebhaber und ebenso fanatischer Verehrer der US-Band Beach Boys bekannt. 1984 traf er die Musiker in den USA erstmals persönlich (und stand 15 Jahre später beim Wiener Donauinselfest gemeinsam mit ihnen auf der Bühne).

Im Rahmen desselben USA-Aufenthalts heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Marietta. Der Zeichner entwarf auch Bühnenausstattungen und Kostüme (unter anderem für „Arturo Ui“ am Burgtheater und „Kehraus um St. Stephan“ an der Wiener Staatsoper) und gestaltete zahlreiche Figuren und Objekte.

„Nichts lieber gemacht, als Menschen zu beobachten“

„Wenn man das Glück einer guten Beobachtungsgabe hat, läuft eigentlich alles von selbst. Seit meiner Kindheit habe ich nichts lieber getan, als Menschen zu beobachten“, so der sich selbst als „Harmoniejunkie“ charakterisierende Cartoonist, dem Playboy-Mentalität und Altherrengeilheit definitiv zuwider waren. An Tabus zu kratzen und gewisse Mitmenschen zur Weißglut zu reizen, war hingegen immer eine vergnügliche Aufgabe. „Als Zwanzigjähriger hab ich mir immer gedacht, ein Vierzigjähriger ist das Allerletzte“, bekannte Deix im APA-Interview zum 60er.

Pröll: „Unverwechselbar in seiner Kunst“

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) ehrte Deix. „Mit Manfred Deix verlieren wir einen weit über die Grenzen unseres Landes hinaus anerkannten und etablierten Künstler. Er war unverwechselbar in seiner Kunst und einzigartig in seiner Persönlichkeit. Sein scharfer Blick und seine spitze Feder werden uns sehr fehlen. Er war ein Vordenker, der uns zum Nachdenken und Umdenken gebracht hat. Manfred Deix war eine ganz besondere Persönlichkeit, die einem stets ehrlich, direkt und unverfälscht begegnet ist.“ - mehr dazu in Trauer und Würdigungen nach Deix-Tod (noe.ORF.at).

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