Dürnstein: Utopien haben wieder Saison

„Utopien haben wieder Saison, sind aber mit Vorsicht zu genießen“, meint Ursula Baatz, Kuratorin des Symposions Dürnstein, das am Samstag zu Ende gegangen ist. Drei Tage lang wurde das Thema „Glücksbilder. Die Wirklichkeit der Utopien“ erörtert.

Die Vielfalt utopischer Entwürfe und zugleich deren Problematiken durch mögliches Kippen in Dystopien zeigten sich beim Symposium in vielerlei Zugängen: vom Ansatz der Religionen (Meinungsforscher Ernst Gehmacher: „Das religiöse Ur-Gefühl wird zunehmen“) über den neuen Glauben an die Maschinen in der dritten industriellen Revolution (Migrations- und Globalisierungsexpertin Gudrun Piffl: „Das ,Internet der Dinge’ wird eines Tages alles und jeden verbinden und die Produktion dezentralisieren“) bis zur kritischen Bestandsaufnahme der sozialen Situation in Afrika und Asien durch den Jesuitenpater Amalraj Chinnappan (Myanmar).

Internationale Bewegungsfreiheit gefordert

Als besonders glückliches Land wird gelegentlich Bhutan dargestellt, wo das „Bruttonationalglück“ mittels Fragebogen ermittelt wurde. Christian Schicklgruber, Kurator des Weltmuseum Wien, hinterfragte dieses Modell. Es habe sich herausgestellt, dass nur 40,8 Prozent der Bevölkerung sich als glücklich bezeichne. In Österreich liege die Rate laut Umfragen beträchtlich höher. Schicklgrubers nüchterner Befund zur vorgeblichen Bhutan-Idylle: „Es rumort.“

Über die Grenzen der Menschlichkeit anhand gängiger Abschiebungspraxis referierten der deutsche Journalist Miltiades Oulios („2014 sind 3.500 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken, 214.000 Menschen ist die Flucht gelungen“) und Christoph Riedl, Geschäftsführer Diakonie Flüchtlingsdienst Wien („Vor 20 Jahren waren 80 Prozent der Einreisen legal, 20 Prozent illegal. Heute ist es umgekehrt“). Wünschenswert sei die Verankerung von Bewegungsfreiheit als internationales Bürgerrecht.

Dschihadimus als Schwerpunkt

Einen besonderen Schwerpunkt bildete der islamistische Extremismus: Strategieforscherin Katherine Brown (Großbritannien) urgierte ebenso wie Amani Abuzahra, Dozentin für Philosophie und interkulturelle Pädagogik, eine Ursachenforschung für das Abdriften junger Moslems insbesondere im Westen zu den „Mörderbanden“ des IS, welcher Symbole und Elemente der islamischen Religion selektiv verwende und missbrauche. Laut Abuzahra haben sich über 200 muslimische Organisationen in Österreich in einer Erklärung vom IS-Terror distanziert, was allerdings keinen medialen Niederschlag gefunden habe.

Symposion Dürnstein

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Im Rahmen der Schlussdiskussion stellte Lukas Zeilbauer das als aktionistische Reaktion auf die 19-Milliarden-schwere Hypo-Haftung initiierte Projekt „Hypotopia“ vor. Tierschützer Martin Balluch will Grundrechte auch für Tiere. Diese hätten eine eigene Würde und seien kein Gebrauchsgut für Menschen. Balluch, in Begleitung seines Hundes, sprach sich für die Weiterentwicklung einer gewaltfreien multiethnischen zu einer Multispezies-Gesellschaft aus.

Das Symposion Dürnstein wurde von der Niederösterreichischen Forschungs- und Bildungsges.m.b.H. (NFB) in Kooperation mit der Donau-Universität Krems und der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems organisiert.

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