Kulturwirtschaft feiert 15-Jahr-Jubiläum

Mit dem Symposium „Wessen Brot ist die Kunst?“ hat die Niederösterreichische Kulturwirtschaft (NÖKU) ihr 15-jähriges Bestehen begangen. Geschäftsführer Paul Gessl nannte das starke Markenbewusstsein als wesentlichen Erfolgsfaktor.

„Die Mission war von Anfang an klar: Kultur braucht unternehmerisches Denken. Unternehmerisches Denken braucht Kultur“, hob Gessl das Leitmotiv dieser Art von Kulturmanagement hervor. Die Ende 1999 gegründete NÖKU umfasst mittlerweile zwölf Tochtergesellschaften mit 32 Kunst- und Kulturbetrieben im Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich. Dazu zählen u.a. Grafenegg, die Kunstmeile Krems, Landesmuseum und -theater, Donaufestival, Festspielhaus, Schallaburg, das Hermann Nitsch Museum oder der Archäologiepark Carnuntum.

200 Millionen Euro durch Kulturtourismus

Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) verwies in seiner Funktion als Kulturreferent darauf, dass die NÖKU zu einem „Prototyp für modernes Kulturmanagement“ geworden sei und dies auch internationale Anerkennung finde. „Die Kulturarbeit hat uns eine Landesidentität gegeben“, betonte er. Der Kulturtourismus bringe pro Jahr durchschnittlich 200 Mio. Euro und sei nicht mehr wegzudenken. Zudem werde durch die Kulturförderung jährlich eine Milliarde Euro an Effekten ausgelöst.

Im Gespräch mit der APA stellte Gessl klar, mit „Leib und Seele“ seine Funktion auch weiterhin ausüben zu wollen, und erteilte Gerüchten, wonach es ihn nach Wien ziehe, eine Absage: „Wer diese Organisation sieht, weiß, was für ein spannender Job es ist. Ich sehe daher keine Notwendigkeit, mir etwas anderes zu suchen.“

Prominente Abgänge

Mit einem „lachenden und weinenden Auge“ sah er die Tatsache, dass ihm mit Tomas Zierhofer-Kin (Donaufestival), Bettina Hering (Landestheater), Cornelia Lamprechter (Kunstmeile Krems) und Mimi Wunderer (St. Pöltner Bühne im Hof) gleich vier Spitzenleute abhanden kommen. „Künstlerische Leiter prägen sehr stark den Erfolg unserer Gesellschaften. Eine Personalneubesetzung ist daher immer eine Chance und ein Risiko zugleich“, erläuterte der NÖKU-Chef.

Dennoch sei seine Devise: „Kunst lebt von Veränderung. Kunst lebt von Innovation.“ Die vier ausgeschriebenen Positionen sollen bis zum Sommer neu besetzt sein. Für die Stelle des künstlerischen Leiter des Donaufestivals seien mehr als 60 Bewerbungen eingegangen. „Erstgespräche laufen bereits“, sagte Gessl.

NÖKU-Modell „unabhängig von Ort oder Genre“

Auf die Frage, ob das Konzept der NÖKU auch auf andere Kunstbetriebe in Österreich zur Anwendung kommen könnte, meinte er: „Es ist sicher kein adaptiertes niederösterreichisches Modell.“ Es sei vielmehr jederzeit erweiterbar und unabhängig von Ort oder Genre. Auf eine mögliche Konkurrenz des bis 2017 geplanten „Hauses der Geschichte“ in St. Pölten zum „Haus der Geschichte“ in Wien ging Gessl nicht näher ein: „Was der Bund macht, weiß ich nicht und interessiert uns nicht.“

Der niederösterreichische Zugang sei jener, Stärken zu verstärken und die Geschichte des Landes näher zu dokumentieren. Das Landesmuseum, in dem das „Haus der Geschichte“ untergebracht wird, sei als dreisäulige Bildungsinstitution für die Bereiche Natur, Geschichte und Kunst konzipiert worden. Durch die gleichzeitige Errichtung der „Galerie NÖ“ in Krems werde Ausstellungsfläche im Ausmaß von 2.000 Quadratmetern im Landesmuseum frei, sagte er.

Bei dem Symposium standen u.a. Vorträge des ehemaligen ORF-Programmdirektors Wolfgang Lorenz („Von der Kunst, Kultur zu haben“) und des Präsidenten des Verwaltungsrates der Nestlé AG, Peter Brabeck-Letmathe, („Kultur im Spannungsfeld von Wirtschaft und Gesellschaft“) am Programm. Um Finanzierung und Sponsoring ging es in einer abschließenden Diskussionsrunde.

Link: